
Vor wenigen Wochen sorgte ein möglicher Korruptionsskandal in der nordrhein-westfälischen CDU für Aufsehen. Im Mittelpunkt steht die Bundestagsabgeordnete Caroline Bosbach, Tochter des bekannten CDU-Politikers Wolfgang Bosbach. In mehreren Medienberichten wurde ihr vorgeworfen, Parteigelder veruntreut und sich bei einer Wahl 2023 Stimmen erkauft zu haben. Bosbach weist die Anschuldigungen entschieden zurück. Eine Recherche der Rheinischen Post offenbart nun, dass es sich bei den Vorwürfen um eine Schmutzkampagne handeln könnte.
Nach Schilderungen mehrerer CDU-Mitglieder aus Köln und dem Rheinisch-Bergischen Kreis gegenüber der Rheinischen Post gehen die Vorwürfe auf einen ehemaligen Vertrauten Bosbachs zurück. Der Mann, selbst kein Mandatsträger, war über Jahre in der politischen Szene aktiv und arbeitete zeitweise auch mit Parteibuch. In internen Chatnachrichten, eidesstattlichen Versicherungen und einer Strafanzeige wird ihm vorgeworfen, manipulativ vorzugehen und Drohungen einzusetzen.
Ein ehemaliger Wahlkampfhelfer berichtet, der Mann habe gesagt: „Dann zerstöre ich sie“, falls er nach Bosbachs Einzug in den Bundestag keine Stelle erhalte. Bosbach bestätigte gegenüber der Rheinischen Post, dass sie dem Mann nach ihrer Wahl einen Posten in Aussicht gestellt habe: „Da er sehr engagiert war, habe ich mir schon früh im Wahlkampf vorstellen können, dass er im Falle meiner Wahl zur Bundestagsabgeordneten zu meinem Team gehören könnte“. Man war sich „schnell einig“, so Bosbach weiter.
Am 1. April trat er die Stelle als Leiter ihres Wahlkreisbüros in Bergisch Gladbach an, wurde jedoch eine Woche später fristlos gekündigt. Bosbach begründete dies mit „strafrechtlich relevantem Verhalten“. Sie habe vier strafbewährte Unterlassungserklärungen verlangt, die er auch abgegeben habe. „Heute bereue ich es, dass ich nicht sofort Strafanzeige erstattet und nicht sofort Strafantrag gestellt habe. Das war wohl ein Fehler“, erklärte sie.
Ein junger Mann aus dem Umfeld des Ex-Vertrauten, den dieser zuvor in der Partei untergebracht haben soll, trat jüngst selbst an die Öffentlichkeit. Er erklärte, im Auftrag Bosbachs Geld umgeleitet und weitergegeben zu haben. Die Abgeordnete bestreitet dies.
Alle Unterlagen liegen inzwischen bei der Staatsanwaltschaft Köln. Dort wird geprüft, ob ein strafrechtlich relevantes Verhalten vorliegt. Innerhalb des CDU-Kreisverbands Rhein-Berg sorgt die Affäre für Spannungen und Belastungen im Kommunalwahlkampf. Bosbach selbst räumt ein, Fehler gemacht zu haben – nicht im finanziellen Bereich, sondern in der Personalentscheidung. „Den Falschen vertraut zu haben“, sagt sie heute.