
Die neue Mission von BND-Chef Bruno Kahl ist alles andere als geheim: Der Chef der deutschen Auslandsspionage soll Botschafter beim Vatikan in Rom werden.
Kahl, der über Elemente des katholischen Denkens in der säkularen politischen Theorie von Carl Schmitt dissertierte, fiel als Diplomat bislang eher weniger auf. Von der Machtübernahme der Taliban in Kabul erfuhr sein Dienst erst nachträglich, als es schon zu spät war. Und vom russischen Angriff auf die Ukraine wurde der BND-Chef ausgerechnet in Kiew überrascht und musste mit einem Sonderkonvoi evakuiert werden. Eine Panne sei das nicht gewesen, hieß es später, sondern eine Reise auf Wunsch der Ukraine. Ein Ruhmesblatt war es jedenfalls auch nicht.
Mit ihm wird Kahl zukünftig zu tun haben: Papst Leo XIV
Man muss sich keine Sorgen machen. Wer sich im Berliner Politikbetrieb durch treue Dienste Meriten erworben hat, kann auf eine angenehme „Abschiedsrunde“ in Rom hoffen. Kahl hat treu gedient.
Der Posten als Botschafter beim Heiligen Stuhl gilt als eine der begehrtesten „Verwendungen“ im deutschen diplomatischen Dienst. Als Ex-Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) 2013 nach der Aberkennung ihres Doktortitels ihr Amt aufgeben musste, setzte sich Kanzlerin a.D. Angela Merkel dafür ein, dass Schavan in der „ewigen Stadt“ auf Posten kam, wie es im Diplomaten-Sprech heißt. Nach dem Eklat um abgeschriebene Passagen ihrer Dissertation war Merkels enge Vertraute beim Bildungsabschluss auf ihr Abitur zurückgefallen, was beim Personalrat des Auswärtigen Amtes für interne Proteste sorgte. Schavan habe schlichtweg nicht die Qualifikation für den Job, hieß es damals in einer Rundmail. Schavan blieb dennoch Botschafterin bis 2018.
Auch Merkels letzter Geheimdienstkoordinator Bernhard Kotsch durfte 2021 in das stilvolle Ambiente der 1979 bis 1984 von Alexander von Branca erbauten Residenz aus roten Ziegeln, schwarzem Holz im gediegenen Garten einziehen. Die eigentliche katholische Eminenz im Hintergrund ist Oliver Lahl, der als „geistlicher Botschaftsrat“ die Kontakte zum Heiligen Stuhl hält. Er vermittelt zwischen Bischofskonferenz und Heiligem Stuhl, versucht im Vatikan den „synodalen Weg“ zu erklären und bei wichtigen Menschenrechtsfragen in aller Welt zu vermitteln.
Oliver Lahl (l), geistlicher Botschafter der Bundesrepublik Deutschland am Heiligen Stuhl, begrüßt Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern.
Die Vatikan-Botschaften, auf die interessanterweise so gut wie kein Staat verzichtet, selbst wenn die Botschaften in Italien den Kontakt genauso gut halten könnten, haben eine doppelte Aufgabe: Sie sind die Verbindung zum weltlichen Vatikan-Staat und zum Oberhaupt der katholischen Kirche. Und wenn der jeweilige Botschafter mal unpässlich sein sollte, läuft der Laden auch so.
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