BP entdeckt riesiges Ölfeld vor Brasiliens Küste

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die Schlagzeile schlägt Wellen in der globalen Energiebranche: Der britische Ölkonzern BP gibt bekannt, er habe vor der Küste Brasiliens das größte Öl- und Gasvorkommen seit einem Vierteljahrhundert entdeckt. Wie das Unternehmen mitteilte, handelt es sich um eine „signifikante Entdeckung“ im Block Pau-Brasil, rund 200 Kilometer südöstlich von Rio de Janeiro. Der Fund umfasst Schätzungen zufolge mehrere Milliarden Barrel förderbares Öl und große Mengen Erdgas – ein Gamechanger nicht nur für BP, sondern auch für die globale Energiearchitektur.

BP fand am Montag im Bumerang-Block im Santos-Becken eine geschätzte 500 Meter dicke Öl- und Gassäule, ohne weitere Details zu nennen. Der Fund ergänzt andere Entdeckungen in diesem Jahr in Trinidad und Tobago, im Golf von Mexiko und in Ägypten.

„Dies ist ein weiterer Erfolg in einem bisher außergewöhnlichen Jahr für unser Explorationsteam“, so der Energiekonzern in einer Erklärung. „Unser Ziel ist es, das Potenzial für den Aufbau eines bedeutenden und vorteilhaften Produktionszentrums in Brasilien zu erkunden.“

Bereits seit den späten 2000er Jahren galt Brasiliens Tiefsee als eine der rohstoffreichsten Regionen der Welt. Die sogenannten Pré-sal-Vorkommen – Lagerstätten unter einer dicken Salzschicht, mehrere tausend Meter unter dem Meeresboden – machten das Land zur neuen Öl-Supermacht. Nun zeigt sich: Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Die neuen BP-Funde liegen außerhalb der bisherigen Kernfelder und deuten darauf hin, dass der brasilianische Atlantik noch lange nicht vollständig erschlossen ist.

BP war 2018 über ein Konsortium in den Pau-Brasil-Block eingestiegen und hält nun 50 Prozent. Die brasilianische Petrobras besitzt 30 Prozent, das chinesische Unternehmen CNOOC weitere 20. Erste seismische Untersuchungen und Explorationsbohrungen hatten bereits Hinweise auf gewaltige Lager gegeben – doch das nun verkündete Ausmaß übertrifft nach Aussagen von Fachleuten alle Erwartungen.

Der Fund ist auch deswegen von besonderer Bedeutung, weil die großen westlichen Ölkonzerne ihren Fokus wieder stärker auf fossile Kerngeschäfte legen. Nach Jahren teurer Fehlinvestitionen in unprofitable „grüne“ Projekte aufgrund klimapolitischen Drucks erlebt die Ölindustrie eine Renaissance.

BP-Vorstandsvorsitzender Murray Auchincloss hatte im Februar die Strategie von BP neu ausgerichtet und versprochen, sich nach Jahren erfolgloser Investitionen in kohlenstoffarme Technologien wieder auf Öl und Gas zu konzentrieren. Andere Energiekonzerne hatten sich schneller wieder auf ihre auf Kohlenwasserstoffe ausgerichteten Strategien zugewandt und schneller Gewinne realisiert.

Vor allem für den britischen Ölkonzern wird der Fund als Glücksfall bezeichnet – nach Jahren schlechter Ergebnisse. BP steht unter erheblichem Druck, weil die jüngsten Versuche, sich als „grüner“ Energiekonzern neu zu erfinden, nur tiefe Löcher in den Kassen hinterließen. Es half auch nichts, daß der Konzern sein Logo ändern ließ.

Ebenso steht Brasilien damit erneut im Mittelpunkt der globalen Energielandkarte. Bereits jetzt stammen über 70 Prozent der brasilianischen Ölproduktion aus den Pré-sal-Feldern. Die neuen Funde erhöhen die Reserven weiter, was das Land langfristig zu einem der wichtigsten Energieexporteure machen könnte – insbesondere für China, Indien und andere Schwellenländer mit wachsendem Energiehunger.

In der Vergangenheit war die Verteilung der Öleinnahmen Auslöser heftiger innenpolitischer Auseinandersetzungen und des größten Bestechungsskandals (Lava-Jato), in dessen Verlauf ein mit der Aufklärung befaßter Bundesrichter bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam und Lula da Silva verhaftet wurde. Ihm gelang es dennoch, nach zwei Amtszeiten zwischen 2003 und 2011, 2023 erneut den Präsidentensessel Brasiliens zu ergattern. Die Kontrolle über die Tiefseevorkommen ist für Brasilien wirtschaftlich wie strategisch von höchster Bedeutung.

Fast schon selbstverständlich kritisieren Umweltorganisationen wie Greenpeace oder Sea Shepherd die Ausweitung der Förderung in unterseeischen Meeresregionen. Die Tiefsee wird als besonders verletzlich dargestellt, die brasilianische Regierung betont hingegen die technische Sicherheit und verweist auf ihr Recht, ihre natürlichen Ressourcen zu nutzen.

Dieser Fund zeigt: Fossile Energien bleiben realwirtschaftlich von zentraler Bedeutung. Während Europa über Heizverbote und CO₂-Steuern streitet, investieren andere Regionen der Welt in gewaltige neue Lagerstätten. Die stellen gerade vor der Küste Südamerikas besondere Ansprüche. Denn die Lagerstätten liegen etwa 2.000 bis 3.000 Meter unter dem Meeresboden, der wiederum rund 2.000 bis 2.500 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Darüber liegt eine bis zu zwei Kilometer dicke Salzschicht, die sowohl Herausforderung als auch Vorteil ist. Bohrungen können nur mit autonomen Unterwasser-Förderköpfen auf dem Meeresboden erledigt werden.

Moderne Richtbohrverfahren und präzise Steuerungstechnik lenken die Bohrköpfe in den Meeresgrund wie Schlangen zu den Lagerstätten in fünf bis sieben Kilometer Tiefe. Diese sogenannten „Subsea Wellheads“ sind mit Steigleitungen mit einer Plattform oder einem Spezialschiff an der Oberfläche verbunden. Diese riesigen schwimmenden Raffinerien trennen Öl und aggressive Gase aus dem Gemisch, das aus 5000 Meter Tiefe kommt, produzieren, verarbeiten, lagern und verladen das Öl direkt auf See.

Zusätzlich müssen vor der südamerikanischen Küste die Bohrer noch durch eine Salzschicht, die die Lagerstätten überdeckt. Die ist plastisch, instabil und druckempfindlich. Die Bohrungen brauchen daher besonders druckresistentes und korrosionsfestes Bohrmaterial. Temperaturen im Bohrloch können bis zu 150 °C erreichen und Drücke bis zu 700 bar machen diese Bohrungen zu einem technisch sehr anspruchsvollen Unterfangen. Das Öl muss mit Hochdruckpumpen und Heizsystemen gefördert werden.

Sinnigerweise findet vom 10. bis 21. November 2025 die nächste sogenannte Weltklimakonferenz (COP30) statt – in Brasilien. Mindestens 30.000 Funktionäre und NGOs jetten wieder rund um den Erdball an den Amazonas und wollen über das böse Erdöl reden und das Klima, das angeblich so gefährdet werde.

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