
Die Umfragewerte der Union stagnieren bei 30 Prozent, bei zwei Instituten sogar darunter. Das Wahlkampfziel, möglichst nah an die 40-Prozent-Marke heranzukommen, um in einer kommenden Koalition möglichst stark zu sein, ist in weiter Ferne. Auffällig ist, dass – anders als 2021 – CDU und CSU zumindest auf offener Bühne in größter Eintracht im Wahlkampf agieren und Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) die volle Unterstützung von CSU-Chef Markus Söder erhält.
Doch wie sehen die Wähler den Frontmann der Union? NIUS wollte wissen: Wie stehen Söder und Merz in der Wählergunst? Wem von beiden trauen die Bürger mehr zu? Hat die Union wirklich den erfolgversprechendsten Spitzenkandidaten nominiert?
Fakt ist: Anders als bei der Bundestagswahl 2021 gab es diesmal keine bundesweite Stimmung zugunsten des CSU-Chefs, und auch innerhalb der Union war Merz als Kanzlerkandidat weitgehend unumstritten.
Um so überraschender ist das Ergebnis einer repräsentativen INSA-Umfrage für NIUS mit mehr als 2000 Teilnehmern: Die relative Mehrheit (42 Prozent) hält Markus Söder für den besseren Kanzlerkandidaten. Etwa ein Drittel (32 Prozent) glaubt hingegen nicht, dass Markus Söder besser wäre als Friedrich Merz. Ein Fünftel (20 Prozent) weiß es nicht, weitere sechs Prozent wollen dazu keine Auskunft erteilen.
Beim Abschätzen der Wahlchancen glaubt eine relative Mehrheit von 42 Prozent, dass (eher) Markus Söder das bessere Wahlergebnis für die Union erzielen würde. 28 Prozent trauen dies hingegen (eher) Friedrich Merz zu, wobei gut ein Fünftel (22 Prozent) hierzu keine Einschätzung vornehmen kann (8 Prozent keine Angaben).
Besonders interessant: Nahezu alle Wählergruppen trauen es jeweils (zumindest knapp) mehrheitlich eher Markus Söder zu, das bessere Wahlergebnis für die Union zu erzielen: Wähler der Grünen geben dies zu 38 Prozent, jene der SPD zu 39 Prozent, die der FDP und AfD zu jeweils 46 Prozent und Unions- (51 Prozent) sowie BSW-Wähler (55 Prozent) sogar jeweils absolut-mehrheitlich an. Wähler der Linkspartei sind hierbei gespalten (36 Prozent Merz, 34 Prozent Söder). Lediglich Grünen-Wähler verneinen hier absolut-mehrheitlich und entsprechend deutlich am häufigsten, dass Markus Söder ein besserer Kanzlerkandidat als Friedrich Merz wäre (51 zu 21-37 Prozent). Bei Linke-Wählern kann hier kein klares Meinungsbild ermittelt werden (34 Prozent (eher) ja, 32 Prozent weiß nicht, 31 Prozent (eher) nein). Alle anderen Wählergruppen halten Markus Söder hingegen (zumindest knapp relativ-mehrheitlich) für den geeigneteren Kanzlerkandidaten (38-58 Prozent).
Wenig überraschend: Drei Viertel (75 Prozent) aller aktuellen Unions-Wähler geben an, dass sie die CDU/CSU auch wählen würden, wenn Markus Söder statt Friedrich Merz Kanzlerkandidat wäre. 15 Prozent würden dann hingegen eine andere Wahlentscheidung treffen (9 Prozent weiß nicht, 1 Prozent keine Angaben). Unions-Wähler aus Westdeutschland würden bei einer Kanzlerkandidatur von Markus Söder häufiger eine andere Wahlentscheidung treffen als jene aus Ostdeutschland (16 zu 10 Prozent). Entsprechend geben letztere häufiger an, dass sie auch mit Söder die Union wählen würden. Dennoch überwiegt dieser Anteil in beiden Bevölkerungsgruppen jeweils klar (82 zu 74 Prozent).
54 Prozent der wahlberechtigten Nicht-Unions-Wähler würden bei einer Kanzlerkandidatur von Markus Söder dennoch (eher) nicht die Union wählen.
Viel interessanter für die Union dürfte dagegen eine andere Zahl sein: Ein Viertel (25 Prozent) würde dann hingegen die CDU/CSU wählen. 17 Prozent wissen es nicht und weitere vier Prozent wollen dazu keine Auskunft erteilen.
Interessant ist auch der Blick auf ausgewählte Politikfelder. Die relative Mehrheit (41 Prozent) empfindet bei einem Direktvergleich (eher) Markus Söder als „durchsetzungsfähiger“. Ein Viertel (25 Prozent) nennt hier hingegen Friedrich Merz. Allerdings können 26 Prozent die Durchsetzungsfähigkeit der beiden Kandidaten nicht einschätzen und acht Prozent wollen dazu keine Auskunft erteilen.
Beim Thema Durchsetzungsfähigkeit dominiert in nahezu allen Wählergruppen der Anteil derer, welche Markus Söder als durchsetzungsfähiger wahrnehmen (36-53 Prozent). Lediglich aktuelle Wähler der Linkspartei wissen hierzu relativ-mehrheitlich keine Einschätzung abzugeben (36 Prozent). Darüber hinaus entscheiden sich für Friedrich Merz 38 Prozent der Unions-, 33 Prozent der FDP-, 30 Prozent der Linke- und 29 Prozent der Grünen-Wähler (Rest: 17-22 Prozent).
Friedrich Merz verfügt dagegen über eine klare Kompetenzzuweisung beim Thema Wirtschaft. Hier meint eine relative Mehrheit, dass Merz kompetenter ist als Markus Söder (38 zu 30 Prozent). Bei der Inneren Sicherheit (41 zu 25 Prozent) und Migration (39 zu 24 Prozent) überwiegt hingegen jeweils relativ-mehrheitlich der Anteil derer, welche Markus Söder eine höhere Kompetenz zuweisen als Friedrich Merz. Jeweils etwa ein Viertel (23-26 Prozent) weiß keine Einschätzung abzugeben und zwischen neun und zehn Prozent wollen dazu keine Auskunft erteilen.
Überraschend: Auch in der Außenpolitik hält sich der CSU-Chef und Bayerische Ministerpräsident mit leichtem Vorsprung von Merz. Eine knappe relative Mehrheit (35 Prozent) glaubt, dass (eher) Markus Söder deutsche Interessen im Ausland besser vertreten würde als Friedrich Merz dies tun würde. 31 Prozent entscheiden sich hier hingegen für Friedrich Merz. Ein Viertel (25 Prozent) weiß nicht, wer dies besser täte und neun Prozent wollen dazu keine Auskunft tätigen.
Vergleicht man hingegen mögliche Kanzlerkandidaten unterschiedlicher Parteien, so gibt es einen klaren Favoriten: Einzig Boris Pistorius halten die Umfrageteilnehmer relativ-mehrheitlich für einen guten Bundeskanzler (42 Prozent). Bei der Bewertung von Markus Söder sind die Befragten gespalten (je 39 Prozent gut, schlecht) und alle anderen Kandidaten schneiden jeweils mehrheitlich schlecht ab, wobei diese Anteile zwischen 51 (Friedrich Merz) und 62 Prozent (Olaf Scholz) rangieren. Zwischen zehn und 21 Prozent können und jeweils vier Prozent wollen zu den einzelnen Kanzlerkandidaten keine Einschätzung abgeben.
Friedrich Merz wird von West- wie Ostbefragten mehrheitlich als (eher) schlechter Bundeskanzler wahrgenommen. Letztere befinden dies allerdings etwas häufiger so (55 zu 50 Prozent), wohingegen jene aus Westdeutschland ihn häufiger für geeignet halten (28 zu 21 Prozent).