
Einer der wichtigsten Brennstoffhersteller der Welt bietet Deutschland seine Dienste an – sollte die nächste Bundesregierung nach der Wahl im Februar den Ausstieg aus der Kernkraft widerrufen.
Der US-Konzern Westinghouse hat sich in die Debatte um den Atomausstieg eingeschaltet, berichtet das Handelsblatt. Es geht um die Fähigkeit, Brennstäbe in kürzerer Zeit herzustellen. „Die Vorlaufzeit für die Herstellung von Kernbrennstoff beträgt in der Regel sechs Monate“, heiß es von Westinghouse. Das Unternehmen zählt zusammen mit der französischen Framatome zu den weltweit führenden Anbietern von Kernbrennstäben.
Die Aussage von Westinghouse steht in deutlichem Gegensatz zu bisherigen Angaben der Ampelregierung. Das Bundesumweltministerium hatte im März 2022 mitgeteilt: „Die Produktion von neuen Brennelementen dauert mindestens zwölf bis 15 Monate.“ CDU und CSU werben seit Langem dafür, die drei zuletzt abgeschalteten deutschen Atomkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen. Dafür wären außer neuen Brennstäben auch eine Gesetzesänderung erforderlich. Nach geltender deutscher Rechtslage dürfen seit dem April 2023 keine Kernkraftwerke mehr betrieben werden.
Mitarbeiter in einer Reaktorgrube.
Im krassen Gegensatz zu Deutschland stehen die Amerikaner. Die USA wollen eine „neue Ära der Kernenergienutzung“ und planen, bis 2050 die eigenen Kapazitäten zu verdreifachen. Sie planen 200 neue AKW. Insgesamt sollen 200 Gigawatt neue Leistung gebaut werden, das entspricht rund 200 AKWs herkömmlicher Bauart.
Deutschland wird für den Ausstieg aus der Kernkraft international kritisiert. Fatih Birol, Chef der Internationalen Energieagentur (IEA): „Ich hätte die Kernkraftwerke nicht stillgelegt. In meinen Augen war das ein strategischer Fehler.“ Die Kernenergienutzung wird in vielen Teilen der Welt als nachhaltige Alternative zu Kohle, Öl und Erdgas genutzt. Die Stromerzeugung durch Kernspaltung erzeugt im Gegensatz zu fossilen Kraftwerken keine direkten CO2-Emissionen.
Sprengung der Kühltürme des ehemaligem AKW Grafenrheinfeld in Bayern.
Wenn man in Deutschland das erforderliche Gesetzgebungsverfahren, die Arbeiten für eine Wiederherstellung des betriebsbereiten Zustands und die Beschaffung neuer Brennstäbe zeitlich addiert, komme man leicht auf mehrere Jahre, bis deutsche Kraftwerke wieder betriebsbereit wären, glaubt RWE-Chef Krebber. Wörtlich sagt er: „Es dauert drei bis vier Jahre, um die Atomkraftwerke wieder ans Netz zu bringen.“ Für ein kurzes Intermezzo lohnt sich die Wiederinbetriebnahme aus Sicht der Betreiber nicht. Der Physiker Ulrich Waas sagt: „Für einen Betrieb von einem Jahr wird kein Betreiber größeren Aufwand in Kauf nehmen. Sollte man aber beispielsweise von zehn Jahren zusätzlicher Betriebsdauer ausgehen, sieht die Sache ganz anders aus.“
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