
Die britische Regierung entwickelt ein auf Algorithmen basierendes Programm zur Früherkennung von potenziellen Mördern. Das „Homicide Prediction Project“ (zu Deutsch: Mordvorhersage-Projekt) wurde durch eine Informationsfreiheitsanfrage der Organisation Statewatch aufgedeckt und soll bereits 2023 unter dem damaligen Premierminister Rishi Sunak ins Leben gerufen worden sein.
Für die Entwicklung des Programms wurden demnach die Daten von 100.000 bis 500.000 Personen mit den beteiligten Stellen des Justizministeriums (MOJ), der überregionalen Manchester Polizei (GMP) und des Police National Computer, einer landesweiten polizeilichen Datenbank, geteilt. Auch die Metropolitan Police in London ist beteiligt. Mit den Daten sollen die „Möglichkeiten der Datensätze des MOJ für die Beurteilung von Mord-Risiken untersucht“ werden, heißt es in den zugrunde liegenden Dokumenten laut Statewatch.
Dahingehend ist auch von einer „künftigen Operationalisierung“ des Systems, also einem Einsatz in der Praxis, die Rede. Verwendet wurden Informationen von Straftaten vor 2015, die Namen, Geburtsdaten, Geschlecht und Ethnie umfassen, berichtet der britische Guardian. Weil aber auch Zeugenaussagen oder Ähnliches in diesen Dokumenten auftauchen, wurden laut Statewatch auch die Daten unschuldiger Personen für die Entwicklung des Programms verwendet.
Besonders brisant sind außerdem weitere persönliche Informationen über den Gesundheitszustand der jeweiligen Personen. Unter „Spezialkategorien von persönlichen Daten“ werden auch „Gesundheitsmarker, von denen erwartet wird, dass sie eine signifikante Vorhersagekraft haben“, analysiert. Darunter fallen beispielsweise Informationen über die mentale Gesundheit, Selbstverletzungsgefahr und andere gesundheitliche Einschränkungen.
Ein Sprecher des britischen Justizministeriums erklärte gegenüber dem Guardian: „Dieses Projekt wird ausschließlich für Forschungszwecke durchgeführt. Es baut auf bereits bestehenden Daten der HM Prisons (Gefängnisse des Vereinigten Königreichs, Anm. d. Red.), der Bewährungshilfe und der Polizei über Straftäter auf.“ Ziel sei es, das „Risiko von Personen auf Bewährung, ernsthafte Straftaten zu begehen“, zu verstehen. „Ein Bericht wird zu gegebener Zeit veröffentlicht.“
Mittlerweile wurde das Projekt umbenannt. Der neue Name lautet „Datenaustausch zur Verbesserung der Risikoeinschätzung“. Es soll, so bezeichnet es jetzt das MOJ, „Charakteristiken von Straftätern, die das Risiko von Morden verstärken“, untersuchen und „alternative sowie innovative Datentechniken zur Bewertung von Morden“ finden.