
In Großbritannien hat die Ausschreibung für den Posten eines „Shariah Law Administrator“, zu Deutsch etwa Scharia-Richter, auf dem Jobportal eines britischen Ministeriums eine heftige politische Kontroverse ausgelöst. Die in einer privaten Einrichtung zu besetzende Stelle ist mit 23.500 Pfund im Jahr dotiert.
Das britische Arbeits- und Rentenministerium (Department for Work and Pensions, DWP) hat auf der eigenen, vom Ministerium betriebenen Jobbörse eine Stelle als „Sharia Law Administrator“ beworben. Tatsächlich ausgeschrieben wurde die Stelle zwar vom „Manchester Community Centre“, einer privaten Einrichtung, nicht vom DWP selbst. Dennoch hat die öffentliche Bewerbung des Jobs auf einer regierungseigenen Website heftige Debatten ausgelöst. Nicht zuletzt deshalb ist das Stellenangebot mittlerweile auch wieder von der Jobbörse des DWP verschwunden.
Voraussetzung für die Stelle, die zur administrativen Unterstützung eines lokalen Scharia-Gerichts gedacht ist, ist ein akademischer Abschluss im Bereich des islamischen Rechts. Bei dem Scharia-Rat handelt es sich um den „Manchester Sharia Council“ , eine Wohltätigkeitsorganisation, die auf lokaler Ebene muslimischen Familien eigenen Angaben zufolge unter anderem Beratung in Ehe- und Scheidungsangelegenheiten nach dem Scharia-Recht anbietet.
Die Aufgaben umfassen laut Ausschreibung die Unterstützung bei Beratungsgesprächen, Verwaltungsarbeiten sowie die Bereitstellung von Informationen für Klienten. Das Ministerium betonte gegenüber britischen Medien, dass es sich nicht um eine Stelle innerhalb der Behörde, sondern um ein Angebot eines regierungsunabhängigen Arbeitgebers handele. Die Plattform „Find a Job“ diene lediglich als offenes Forum für externe Stellenanzeigen.
Trotz dieser Klarstellung stieß die Anzeige auf heftige Kritik. Der Vorsitzende der Partei Reform UK, Nigel Farage, sprach auf der Plattform X von einer „Zerstörung unserer Werte“.
Our country and its values are being destroyed. pic.twitter.com/Mxge7y4WSO
— Nigel Farage MP (@Nigel_Farage) July 27, 2025
Weitere Kritiker, darunter Farages Parteikollegin und Westminster City-Stadträtin Laila Cunningham, warfen der Regierung vor, mit der Ausschreibung des Jobs auf einer Regierungswebseite die Verbreitung islamischen Rechts in Großbritannien zu fördern. Auch unabhängige Abgeordnete forderten die sofortige Entfernung des Eintrags.
Die Debatte reiht sich in die langjährige Kontroverse über den Einfluss von Scharia-Gerichten, oft auch „Scharia-Räte“ genannt, im Vereinigten Königreich ein. Schätzungen zufolge sind derzeit etwa 85 solcher Gremien aktiv, deren Entscheidungen und Urteile jedoch eigentlich keine rechtliche Autorität haben und nur religiöse Fragen wie Eheschließungen oder Scheidungen behandeln dürfen. Ihre Entscheidungen sind nicht bindend und können britisches Recht nicht ersetzen. In der Regel bestehen die Gremien aus mehreren islamischen Gelehrten, die fast immer männlich sind. Sie haben die religiöse Autorität, Ehen auf Wunsch der Ehefrau zu beenden, wenn ihr Ehemann die Scheidung nicht zulassen will.