
Schaut man sich die kleine Stadt Büren im Kreis Paderborn in Nordrhein-Westfalen im Internet an, zeichnet sich das Bild einer heilen Welt. Fachwerkhäuser stehen an einem seit dem Mittelalter bestehenden Marktplatz, im Umland können ein Renaissanceschloss und eine über 600 Jahre alte Burgruine besichtigt werden. Freizeitangebote wie ein Mittelaltermarkt und ein Freiluftkino sollen den Bürgern einen abwechslungsreichen Alltag bieten – doch diese perfekte Fassade hat durch die jüngste Berichterstattung über die Freibad-Kampagne der Stadt einen Riss bekommen.
Seit ganz Deutschland die befremdlichen Plakate mit der Zeichnung einer rothaarigen, weißen Frau gesehen hat, die einem dunkelhäutigen, einbeinigen Jungen an den Hintern greift, steht nicht nur die Frage im Raum, wie man auf so einen Irrsinn kommt (die Antwort weht im Wind), sondern vor allem, welche Umstände in so einer beschaulichen Stadt überhaupt dazu geführt haben mögen, dass eine derartige Kampagne gegen sexuelle Übergriffe ins Leben gerufen wurde.
Nun hat mir mein Chef leider nicht gestattet, zu Recherchezwecken mit Bikini und Sonnenbrille im Gepäck für eine Exklusivrecherche nach Büren zu fahren, also muss ich mich wohl oder übel deduktiv durch die Tiefen des Internets wühlen, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. Zuerst führte mich mein Weg zu einer Badeordnung, die auf der Webseite der Stadt abrufbar ist. Dort erhält der Leser bereits auf Seite eins die freudige Botschaft, dass die folgenden Ausführungen nicht nur in Deutsch, Englisch und Französisch, sondern auch auf Arabisch, Somali sowie in den afghanischen Sprachen Dari und Pashto verfügbar sind.
Auf den folgenden Seiten finden sich dann so kontroverse Regeln wie „Den Anweisungen des Badepersonals ist Folge zu leisten, egal ob Mann oder Frau!“ oder „Keine verbale und körperliche sexuelle Belästigung gegenüber Frauen in jeglicher Bekleidung!“. Wer dann noch Fragen hat, bekommt Hilfe durch Klarstellungen wie „Egal, welche Badekleidung eine Frau trägt, sie ist zu achten und zu respektieren!“. Passend dazu zeigt ein Bild drei Frauen – eine im Badeanzug, eine im Bikini und eine im Burkini, also einer den ganzen Körper bis auf das Gesicht abdeckenden Badebekleidung, die vor allem von muslimischen Frauen getragen wird.
Wie dem Namen des Flyers zu entnehmen ist, ist dieser schon seit 2016 in dieser Form verfügbar. Und ich kann an dieser Stelle nicht genug Ironie aufbringen, um hier die Frage zu stellen, ob diese Regeln wirklich für Deutsche verfasst wurden. Wie sich über das Internet leicht herausfinden lässt, gibt es in Büren sowohl eine Notunterkunft für Flüchtlinge mit bis zu 600 Plätzen als auch eine tief im Wald liegende Unterbringungseinrichtung für Ausreisepflichtige, in der bis zu 140 Plätze zur Verfügung stehen. Flüchtlinge, die dort unterkommen, befinden sich in Abschiebehaft, bekommen aber Ausgänge gewährt.
Im Jahr 2023 gab es nach Angaben des Leiters der Anstalt, Wilfried Laufer, gegenüber dem WDR insgesamt rund 1400 Zugänge. Insgesamt wohnen in Büren rund 22.000 Personen. Verschiedene Vereine wie die Caritas und die von Ehrenamtlichen geleitete Initiative „Büren ist bunt“ haben sich zudem der Flüchtlingshilfe in der Stadt verschrieben und in den Medien lassen sich zahlreiche Berichte über Aktionen für Flüchtlinge in der Stadt finden.
Aber gehen diese Flüchtlinge wirklich ins Freibad und bedrängen Kinder und Frauen? Eine Polizeistatistik speziell für die Stadt Büren ist nicht bekannt. Doch in der Polizeilichen Kriminalstatistik von Nordrhein-Westfalen wurden allein im Jahr 2024 298 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung registriert. Dies berichtete das Landeskriminalamt auf eine Anfrage des WDR. Ganze 51 Prozent der Tatverdächtigen hatten demnach keinen deutschen Pass, 2021 war es nur etwa ein Viertel gewesen. Damit sind Ausländer in der Statistik deutlich überrepräsentiert.
Nun war ich noch nie in Büren oder Paderborn, aber ich war schon in einigen Berliner Freibädern – und irgendwie habe ich nie rothaarige Frauen gesehen, die Minderjährige begrapschen, sondern es waren fast immer junge Migranten. Und allein die Tatsache, dass in den Bürener Baderegeln betont werden muss, dass Anweisungen auch von einer Frau anzunehmen sind, lässt nicht gerade auf ein deutsches Milieu als Zielgruppe schließen.
Sie merken, ich rede mich um Kopf und Kragen, also seien Sie an dieser Stelle mein Zeuge, wenn ich fordere: Mehr Freibad-Reportereinsätze, jetzt! Ich nehme dann mal Burkini, Bikini und Bademeister-Bekleidung mit und probiere aus, in welchem Outfit ich am meisten respektiert werde. Und keine Angst: Ich habe, wenn überhaupt, nur rötlich-braune Haare.