Butter, Gas, Benzin: Wird dieser Wahlkampf die größte Preisschlacht aller Zeiten?

vor 5 Monaten

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Deutschland ist längst im Wahlkampf-Modus und eines der bestimmenden Themen bis zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 wird sein, was Millionen Bürgern an den Kassen von Supermärkten, Tankstellen, beim Friseur oder im Restaurant bezahlen müssen, um ihr gewöhnliches Leben zu bestreiten.

„Steigende Lebenshaltungskosten“, lautet derzeit die größte Sorge der Menschen in Deutschland, wie die Studie „Die Ängste der Deutschen“ zeigt, die die R+V-Versicherung seit 30 Jahren jährlich durchführen lässt. Bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg war die soziale Sicherheit das wahlbestimmende Thema, in Thüringen war nur die innere Sicherheit den Bürgern noch wichtiger.

Den Menschen in Deutschland geht es um das Geld in der eigenen Tasche.

Und das aus gutem Grund, denn die Preise für das alltägliche Leben sind in den vergangenen drei Jahren um mehr als 20 Prozent gestiegen. Dieser Wert von „nur“ einem Fünftel mehr täuscht aber darüber hinweg, dass die Preise in ganz zentralen Lebensbereichen noch viel rasanter angestiegen sind, wie etwa beim Kauf eines neuen Autos oder eines Elektrogerätes – Anschaffungen, die sich möglicherweise nicht aufschieben lassen.

An der Supermarkt-Kasse beim Lebensmitteleinkauf macht sich die Inflation mit 34,3 Prozent Preis-Aufschlag noch stärker bemerkbar. Butter beispielsweise ist allein im letzten Jahr 40 Prozent teurer geworden. Die Preise für Energie sind noch stärker, nämlich um 43,6 Prozent gestiegen.

Die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen die Entwicklung der Preise in verschiedenen Bereichen.

An Benzin- und Dieselpreise rund um 1,80 pro Liter hat man sich nach zwei Jahren auf diesem Niveau beinahe gewöhnt. An den Preisaufschlag von 32,1 Prozent bei der privaten Auto-Versicherung im Vergleich zum Vorjahr wohl eher nicht.

Vor allem Dienstleistungen treiben die Preise derzeit weiter nach oben: Versicherungen sind ganz allgemein um beinahe 14 Prozent, Dienstleistungen sozialer Einrichtungen um 8,1 Prozent, die Wartung und Reparatur von Fahrzeugen um 5,9 Prozent und Sport-, Freizeit- und Erholungsdienstleistungen um knapp 5 Prozent teurer geworden.

Auch im Restaurant ist die Teuerung gewaltig zu spüren: plus 6,7 Prozent in nur einem Jahr. Im Vergleich zum Januar 2021 haben Hauptspeisen um mehr als 30 Prozent zugelegt.

Ein großer Teil der Preissteigerungen lässt sich auf den Angriff Putins auf die Ukraine zurückführen und die damit verbundenen starken Preisanstiege für Gas, die sich auch auf die Herstellungs- und Transportkosten übertragen – aber bei weitem nicht die gesamte Preisexplosion.

Zur Teuerung beigetragen haben auch die Erhöhung des CO2-Preises, die Fast-Verdopplung der LKW-Maut, die allgemein hohen Energiepreise durch die sogenannte Energiewende in Deutschland und die Rückkehr der Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 19 Prozent statt 7 Prozent nach Corona. Die Belastung, die Unternehmen durch staatliche Vorgaben und bürokratische Meldepflichten aushalten müssen, werden über die Preise freilich auch an die Kunden weitergegeben.

Die hohen Preise und die damit verbundenen Sorgen vor sozialem Abstieg sind also zu großen Teilen auch politisch hausgemacht. Umfragen und Befragungen zeigen, dass die Partei Stimmen hinzugewinnen kann, der zugetraut wird, die Preisexplosion im Supermarkt, an der Tankstelle, aber auch beim Friseur oder im Kino in den Griff zu bekommen.

Die Grünen, die seit drei Jahren den Wirtschaftsminister Robert Habeck stellen, haben zwar einen großen Anteil an der Verantwortung, nehmen die Preise aber dennoch im Wahlkampf in den Fokus: „Das Land wieder bezahlbar machen, bezahlbare Mieten, die Strompreise senken und insgesamt dafür sorgen, dass das Land wieder gerechter wird“, hatte der neue Grünen-Chef Felix Banaszak beim Parteitag in Wiesbaden als Ziel vorgegeben.

Der neue Grünen-Chef Felix Banaszak

Auch die SPD verbreitet im Netz bereits Textkacheln und kündigt an, für soziale Sicherheit sorgen zu wollen. CDU und CSU hatten erst kürzlich ein Papier vorgestellt, wie man die Energiepreise rasch senken will und die AfD kündigt in ihrem 10-Punkte-Sofortprogramm an, statt die Preise zu senken, den Bürger durch Entlastungen bei Strom- und Energiesteuer und die Streichung von Grundsteuer, CO2-Preis und des Solis mehr von ihrem Geld übrig lassen zu wollen.

Der eigene Geldbeutel schafft Freiheit, ein selbstbestimmtes Leben oder eben das Gegenteil – und er kann Wahlen entscheiden. Wie in den USA könnte die Inflation, ihre Auswirkung auf das Leben der Menschen und die Frage, wer die Probleme lösen könnte, zu DEM zentralen Thema, zu einer Art Preisschlacht um die Wähler werden.

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