
Nach über einem Jahr Cannabis-Legalisierung fällt die erste Bilanz erschreckend aus: Die Zahl an Menschen mit psychischen Problemen infolge eines Cannabis-Konsums hat einen neuen Höchststand erreicht. Immer deutlicher wird, dass Deutschland mit seiner verantwortungslosen Drogenpolitik geradewegs auf eine Gesundheitskrise zusteuert – und keinen interessiert es.
Es ist eines der vielen unheilvollen Erbstücke der gescheiterten Ampelkoalition – das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis, das mit 1. April 2024 in Kraft trat. Was einst als Meilenstein des Fortschritts verkauft wurde, entpuppt sich immer mehr zum Sündenpfuhl der deutschen Innenpolitik. Dabei warnten schon vor Beschluss viele Kritiker und Experten davor, das Gesetz tatsächlich so umzusetzen. Die Versprechungen, die SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach trommelte, klangen schon damals mehr als hohl.
Die Drogenkriminalität solle damit zurückgehen, der Schwarzmarkt würde bekämpft und junge Erwachsene würden nicht mehr kriminalisiert, und das Drogenproblem damit minimiert – so das Bild, das uns damals gezeichnet wurde. Die Legalisierung als Allheilmittel gegen die wachsende Drogenkrise in Europa, so die Erzählung, die jedes Mal mitschwang. Jetzt, über ein Jahr später, ist klar: Nichts davon ist eingetreten. Und die zuvor bereits prognostizierten negativen Folgen für Land und Leute kommen noch schneller zum Vorschein als gedacht.
Gesundheitsdaten belegen, dass eine Vielzahl junger Menschen psychische Störungen vom Cannabis-Konsum davonträgt.
Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) aktuelle Zahlen, die belegen, dass 2024 über 250.500 Menschen mit psychischen Störungen und Verhaltensstörungen in Folge eines Cannabis-Konsums behandelt werden mussten. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein unfassbarer Anstieg von über 14 Prozent. Unter diese Zahlen fallen unter anderem Menschen mit Entzugssymptomen, akutem Rausch oder Psychosen. Besonders prekär an diesen Zahlen ist vor allem, dass gerade junge Menschen davon betroffen sind. Am meisten Therapien in Anspruch nehmen mussten 25- bis 29-Jährige. Gleich danach folgt die Gruppe der 20- bis 24-Jährigen. Doch damit nicht genug. Auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) vermeldete einen Anstieg an Personen, die infolge ihres Cannabis-Konsums auf Unterstützung angewiesen sind.
Angesichts der Leichtfertigkeit, mit der die vergangene Regierung dieses Gesetz in die Umsetzung brachte, sind diese Zahlen jedenfalls ein Schlag ins Gesicht. Dass hier gerade junge Erwachsene im besten Alter plötzlich mit Psychosen und anderen psychischen Erkrankungen konfrontiert sind, ist erschütternd. Und es beweist, dass all jene, die die Legalisierung dieses Rauschmittels schon vorab heftig kritisiert haben, mit ihrer Warnung Recht hatten. Auf dem Rücken von jungen Menschen wird hier weiter eine Politik betrieben, die lediglich der Agenda einiger weniger dient. Völlig ohne Not ist Deutschland damit auf dem besten Weg, in eine neue Gesundheitskrise zu schlittern. Das ist nichts anderes als ein Skandal.
Ein Polizist beschlagnahmt Cannabis-Pflanzen bei einer Razzia.
Darüber hinaus konnten auch die ursprünglich aufgestellten Versprechungen in Sachen Drogenkriminalität nicht einmal im Ansatz eingehalten werden. So gaben mittlerweile mehrere Experten aus den Bereichen Justiz und Polizei zu Protokoll, dass sich durch dieses missratene Gesetz weder die organisierte Kriminalität ordentlich bekämpfen lasse noch der Schwarzmarkt dadurch verschwunden sei. Erst vor Kurzem wurde ein Drogenring gesprengt, der für die Einfuhr von tonnenweise Cannabis nach Deutschland verantwortlich ist. Der Schwarzmarkt blüht also mehr denn je. Und die Erzählung vom kleinen Anbau am Fensterbrett zu Hause für den Privatgebrauch, der in Deutschlands Haushalten angeblich dominieren würde, entpuppt sich immer mehr als das, was sie schon immer war: eine Einbildung der SPD – ob durch Cannabis-Konsum indiziert, bleibt offen. Nun mögen manche vielleicht sagen, dass dies angesichts der ohnehin schon fatalen Politik der Ampel nur ein weiteres Gesetz sei, das dem Land einen Bärendienst erwiesen hat, doch ist das Problem ein viel zu ernstes, um es einfach so abzutun.
Denn auch in der neuen Koalition ist die Abschaffung der Cannabis-Legalisierung bis dato nicht vorgesehen. Lediglich „evaluiert“ werden soll das Gesetz im kommenden Herbst. Nun kann sich vermutlich jeder vorstellen, wie solch eine „Evaluierung“ mit SPD-Beteiligung, deren eigener Minister dieses Gesetz zu seinem Prestigeobjekt erklärt hatte, aussehen wird. Mit großen Würfen ist also nicht zu rechnen. Paradoxerweise erleben wir zeitgleich seit Jahren eine immer wiederkehrende Debatte über die psychische Gesundheit junger Menschen und über die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen. Gerade jene, die sich seitens der Politik hier nur zu gerne gespielt betroffen äußern und Handlungsbedarf orten, sind nun auch jene, die bei psychischen Problemen infolge von Cannabis-Konsum demonstrativ schweigen.
Ein Mann zündet sich einen Joint an: Gerade junge Menschen werden rückblickend unter der Verfügbarkeit von Cannabis leiden, so unsere Autorin.
All jene, die diesem Gesetz ursprünglich seinen Weg geebnet haben, sollten sich bewusst darüber sein, welch unverzeihlicher Fehler hier begangen wurde und welche Folgen ihr Handeln für kommende Generationen haben wird. Anstatt junge Menschen vor einer gefährlichen Droge zu schützen und sie zu animieren, ihr Leben gesünder zu gestalten, tut Deutschland seit über einem Jahr das absolute Gegenteil. Mit jedem weiteren Jahr, das vorbeizieht und in dem das Gesetz nicht abgeschafft wird, versündigt sich Deutschlands Politik an ihrer Jugend.
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