
Unter den Kritikern von Kanzler Friedrich Merz finden sich aktive Politiker: Forschungs-Staatssekretär Matthias Hauer (CDU) schreibt auf X: „Ich halte es für einen schweren Fehler und ein verheerendes Signal, dass Deutschland seine Waffenlieferungen an Israel einschränkt.“ Der Abgeordnete Roderich Kiesewetter (CDU) wirft ihm vor, sich dem „antisemitischen Mob der Straße… in Deutschland“ gebeugt zu haben. Ähnlich äußert sich der Abgeordnete Carsten Müller (CDU). Der Vorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel, hat für seinen Kanzler nur noch offenen Spott übrig: „Israel macht ab heute die Drecksarbeit für uns, nur ohne deutsche Waffen.“ Damit verhöhnt er eines der markigen Zitate, mit denen Merz den starken Mann gespielt hat, um dann wie immer vorm grün-linken Widerstand einzuknicken.
Nur: Wie weit trägt diese Wut? Christdemokraten motzen, ohne etwas Konkretes zu tun, wenn ihr Kanzler eine ihrer heiligsten Positionen nach der anderen verrät, um sich selbst an der Macht zu erhalten. Das können sie mindestens 16 Jahre durchziehen, wie die Christdemokraten unter Angela Merkel schon bewiesen haben. Ein Indiz lässt darauf schließen, dass es dieses Mal wieder so sein wird: Die meisten aktiven Politiker lassen sich mit ihrer Kritik an Merz nur zitieren, wenn das Medium ihren Namen weglässt. Das gilt vor allem für die Kritiker aus den Reihen der CSU. Dabei wäre es ihr Vorsitzender, Markus Söder, der den Putsch anführen müsste, wenn es denn einen geben würde.
Der Sturm der Christdemokraten bleibt im Wasserglas. Dafür sprechen die Umfragen. Würden sie die Koalition mit der SPD beenden und käme es zu Neuwahlen, dann bliebe den Christdemokraten danach nur eine Koalition mit den Grünen – und der SPD. Es sei denn, die Union würde die „Brandmauer“ zur AfD einreißen. Bis jetzt hat sich kein führender Christdemokrat gefunden, der das vertritt. Er müsste sich dem Shitstorm des Jahrtausends aussetzen, losgetreten von dem neun Milliarden Euro schweren Propaganda-Apparat „Öffentlich-Rechtliche“. Den Christdemokraten Feigheit zu unterstellen, wäre nach Paragraph 188 ein Verbrechen. Den Christdemokraten Mut zu attestieren, wäre nach den Zehn Geboten eine Sünde. Also schweigen wir, was in Deutschland vorläufig noch erlaubt ist.
Es sind auch innerparteiliche Gründe, die den Christdemokraten etwas in der Hose anschwellen lässt: die geballten Fäuste. Ohne aber zu handeln. Denn an der Wahl des Nachfolgers droht die Partei zu zerbrechen. Friedrich Merz werfen seine Kritiker vor, er sei charakterlos, fachlich überfordert und nur an sich und seinem Machterhalt interessiert. Die Alternative zu ihm wäre Markus Söder. Der unterscheidet sich komplett von Friedrich Merz. Im Wesentlichen im Namen. Eigentlich ausschließlich im Namen.
Nur sind Merz und Söder die beiden letzten, auf die sich noch die ganze Partei einigen könnte. Die Alternativen dazu heißen Hendrik Wüst und Carsten Linnemann. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident ist ein ausgewiesener Merkelianer – der Generalsekretär ein ausgewiesener Nicht-Merkelianer. In genau diese beiden Lager droht die CDU zu zerfallen. Linnemann steht für die, denen noch die alten Werte der Union wichtig sind. Wüst für die, die den alten Markenkern der Partei nur als falsche Flagge nutzen, unter der sie Stimmen für grüne Inhalte gewinnen wollen, die ohne dieses Täuschungsmanöver keine Chance auf eine Mehrheit in der Gesellschaft hätten.
Friedrich Merz ist gewählt worden, weil er versprochen hat, linke Politik zu beenden. Nun macht er linke Politik. Er hat also die Operation Falsche Flagge schon einmal mit Erfolg durchgeführt. Nur ist die Bereitschaft der Menschen, sich dauerhaft vera….en zu lassen, begrenzt. Zumindest das zeigt der Sturm im Wasserglas der CDU. Als Partei des permanenten Etikettenschwindels wird sich die Union nicht auf Dauer halten können. Man kann zwar den Sturm im Wasserglas halten – aber nur so lange, bis es explodiert.