
Am Donnerstagabend äußerte sich Elmar Theveßen bei Markus Lanz irreführend über den ermordeten, konservativen US-Aktivisten Charlie Kirk und unterstellte ihm Dinge, die dieser so nicht vertrat. Gleich zu Beginn der Sendung sagte ZDF-Journalist Theveßen: „Sein Anspruch ist, dass er sehr, sehr harte, man kann sagen rechte und rechtsradikale Ansichten vertritt, aber gleichzeitig dies dann in der Debatte miteinander ausfechten will.“ Kirk habe sich dem Streit mit linken und liberalen Kräften in den USA gestellt. Theveßen ist Leiter des ZDF-Studios in Washington.
Lanz führte aus, dass Kirk an Universitäten Veranstaltungen durchgeführt habe, wissend, dass er mit seinen Positionen auf Widerspruch stoßen könnte. „Prove me wrong ist das Motto sozusagen dieser Veranstaltungen. Was meint er damit? Was wollte er damit bezwecken?“, fragte der Moderator. Darauf Theveßen: „Er hat sehr, sehr scharf rechte Überzeugungen. Ich will mal ein paar Beispiele nennen: Er hat gesagt beispielsweise, dass Homosexuelle gesteinigt werden müssten. Er hat gesagt, die Frau muss sich dem Mann unterwerfen.“
Weiter behauptete der Fernsehjournalist: „Er hat gesagt, dass Schwarze die Position der Weißen wegnehmen wegen dieser Politik der Demokraten der vergangenen Jahre. Er hat gesagt, wenn man im Flugzeug sitzt mit einem schwarzen Piloten, muss man Angst haben.“ Theveßen warf Kirk Muslimfeindlichkeit vor, weil dieser gesagt haben soll, dass es ein Hohn sei, dass in New York City ein muslimischer Bürgermeisterkandidat zur Wahl steht, wenn der Anschlag am 11. September 2001 von Muslimen ausgeführt worden sei.
Charlie Kirk war ein "Rechtsradikaler" und forderte u.a., "dass Homosexuelle gesteinigt werden müssen" kann Elmar Theveßen unwidersprochen bei Markus Lanz im ZDF behaupten. pic.twitter.com/1yuDSWjQpB
— Gr@ntlɘr 🥨🍺 (@oida_grantler) September 11, 2025
Zudem sagte Theveßen: „Jetzt kommt das Aber: Er hat sich immer dem Streit, der Debatte gestellt. Mir ist jetzt aus dem Kopf nicht bekannt, dass er zur Gewalt aufgerufen hätte, aber er hat mit diesen scharfen Formulierungen natürlich beigetragen zur Polarisierung im Land.“
Charlie Kirk hat nie zur Gewalt aufgerufen. Tatsächlich hat er Studenten bei seinen Veranstaltungen sogar teilweise ermahnt, Menschen nicht auszubuhen, wenn diese etwas sagten, was den Zuschauern nicht passte.
Markus Lanz widersprach den Ausführungen Theveßens nicht, obwohl sie falsch und verzerrend waren. Der Moderator fragte nach, ob Kirk tatsächlich gesagt habe, dass Homosexuelle gesteinigt werden sollen. Theveßen antwortete, dass sich Kirk auf die Bibel beziehe.
Fakt ist: Charlie Kirk hatte im Juni 2024 die Kinderfernsehdarstellerin „Ms. Rachel“ dafür kritisiert, die Befürwortung des Pride-Month mit dem Bibelwort „Liebe deinen Nächsten“ zu rechtfertigen und wies darauf hin, dass im Alten Testament die Steinigung gefordert wird, wenn ein Mann mit einem Mann schläft. Er selbst forderte aber nicht die Todesstrafe für Homosexuelle, sondern machte bei verschiedenen Veranstaltungen öffentlich deutlich, dass er Homosexuelle in der konservativen Bewegung begrüße, wenn sie für die gleichen Werte streiten wie er: gegen illegale Migration, für ein starkes Amerika. Für ihn sei nicht entscheidend, was Menschen in ihren Schlafzimmern tun, auch wenn er homosexuelle Beziehungen nicht befürworte. Zugleich hatte er auch Jillian Michaels, eine Frau, die mit einer Frau verheiratet ist, in seinem Podcast als Gast und sprach mit ihr über die Corona-Zeit.
Auch Theveßens Unterstellung, dass Kirk gesagt habe, Schwarze würden Weißen die Jobs wegnehmen „wegen dieser Politik der Demokraten“ ist irreführend. Kirk kritisierte mehrfach die Diversity-Politik in den USA, die sich zum Beispiel für Quotenregelungen für Schwarze einsetzt. Kirk vertrat stets das Leistungsprinzip: Der am besten Qualifizierte soll für eine Aufgabe gewählt werden und nicht jemand, weil er nur ein bestimmtes äußerliches Merkmal erfüllt. Er lobte zum Beispiel auch die iranischen Einwanderer in den USA, weil diese ohne Quotenregelung fleißig und erfolgreich seien.
Charlie Kirk war überzeugter Christ und leitete aus seinem Glauben seine politischen Einstellungen ab: für Ehe und Familie, für das Lebensrecht ungeborener Kinder, gegen Genderideologie und illegale Migration. Er vertrat seine Überzeugungen offen und zugleich war es ihm wichtig, im politischen Wettbewerb Mitstreiter zu finden, auch wenn sie keine Christen sind oder nicht in allen Details mit ihm übereinstimmen. Bei Veranstaltungen auf den Uni-Campussen konnte er im Gespräch mit Studenten auch andere Meinungen stehen lassen.
Theveßen sagte bei Lanz: „Die Meinungsfreiheit ist in den USA deutlich weitgehender als die in Deutschland geregelt ist.“ Seiner Meinung nach hatte Kirk einen so großen Zulauf, weil er sich dafür einsetzte, Dinge zu sagen, die man gefühlt nicht mehr sagen durfte. „Niemand darf für seine Meinung, für seine politische Überzeugung ermordet werden“, sagte der Leiter des ZDF-Studios in Washington. Dennoch machte er auch Trump für das gesellschaftliche Klima mitverantwortlich, weil dieser zur Polarisierung in der Gesellschaft beitrage.
In einer Studie, die Theveßen zitierte, sagten 39 Prozent der befragten Anhänger der Demokraten, dass man Trump auch mit Gewalt aus dem Amt treiben können müsse. Nach dem Attentat auf Charlie Kirk äußerten zahlreiche Personen im Internet, in den USA wie in Deutschland, ihre Freude über das Attentat. Der Kommunikationsleiter der Linken-Fraktionsvorsitzenden Heidi Reichinnek und ein Kollege von Jan Böhmermann machten Witze darüber (Apollo News berichtete). Markus Lanz zeigte sich in seiner Sendung überrascht, dass sich drei Präsidenten zum Tod von Charlie Kirk geäußert haben und widersprach den Äußerungen von Elmar Theveßen nicht. Es ist fraglich, wie sehr sich der ZDF-Moderator vor der Sendung je mit Charlie Kirk befasst hat.