
Sie ist Chefin und Inhaberin eines der letzten Lederwarenhersteller in Deutschland: Christiane Brunk führt in vierter Generation das Unternehmen „Braun Büffel“ aus Kim am Rande des Hunsrücks und in Offenbach (rund 100 Mitarbeiter). Noch leistet sich das Unternehmen, außer in Indien auch in Deutschland zu produzieren.
Im Handelsblatt spricht Christiane Brunk über die Zukunft des Unternehmens, den Nachwuchs in ihrer Branche – und ihre Meinung über die deutsche Politik:
„Manchmal fühle ich mich schon wie ein Dinosaurier, mit unserer Fertigung in Deutschland. Ich fürchte aber, dass wir bald keinen Nachwuchs mehr finden. Ich würde es sehr bedauern, wenn man Produktionen schließen müsste, weil man keine Leute mehr hat, die das können. Wir wollen versuchen, dieses Handwerk am Leben zu erhalten.“
„Es ist nicht so einfach, junge Leute für dieses Handwerk zu begeistern, manchmal hat man das Gefühl, dass die Wertschätzung für handwerkliche Tätigkeiten verloren gegangen ist und Karrierewege nicht gesehen werden. Wir haben immer schon viel ausgebildet, aber häufig sind die Auszubildenden danach weitergezogen und haben ein Studium gemacht. Pro Jahr gibt es in Deutschland nur noch 24 Menschen, die eine Ausbildung zum Feintäschner machen. Und davon bilden wir immerhin zwei aus.“
Hochwertige Lederprodukte – eindeutig keine Massenware.
„Gott sei Dank sind die Deutschen noch Bargeldliebhaber. Aber wir richten unsere Strategie schon darauf aus, dass das Geschäft mit Geldbörsen endlich ist. Wenn sich eine Produktion in Deutschland rechnen soll, haben die Waren einen gewissen Preis. Gleichzeitig bekommt man bei Temu eine Geldbörse inklusive Lieferung für 1,99 Euro. Das ist ein gesellschaftliches Thema. Wir spüren aber, dass die Wegwerf-Mentalität wieder zurückgeht. Wir haben bei uns einen lebenslangen Reparaturservice. Da werden 30 Jahre alte Börsen aufbereitet, die hat jemand von seinem Vater geerbt. Das ist ein sentimentaler Wert.“
„Das Gesetz ist in der Umsetzung so schlecht und so realitätsfern gemacht, der Aufwand ist völlig unverhältnismäßig für kleinere Mittelständler wie uns. Adidas hat eine riesige Abteilung, die nichts anderes macht als Nachhaltigkeit, aber für kleinere Unternehmen ist das nicht zu leisten. Da wünsche ich mir für viele Bereiche ein vereinfachtes Verfahren.“
„Was wir brauchen, ist weniger Bürokratie. Das Reinregulieren in alle Bereiche macht alles kaputt. Ich wäre froh, wenn wieder die Gesetze des Marktes wirken dürften und ich freier unternehmerische Entscheidungen treffen dürfte.
Mir tut das wirklich körperlich weh, wohin sich unser Land entwickelt. Die Politik ist immer mehr geprägt von Ideologie und parteipolitischen Zwängen. Die Wirtschaft wird mit Füßen getreten. Dabei gibt es so viele tolle Unternehmen, es ist so viel Energie in diesem Land. Wir reden uns schlechter, als wir sind.“
Mehr NIUS:„Deindustrialisierung ist eine reale Gefahr“: Energieverbrauch der Industrie bricht weiter ein