
Mit Jorge Mario Bergoglio ist nicht nur ein Papst gestorben, sondern auch ein unverbesserlicher Vulgärmarxist. Dieses verheerende Erbe darf nicht ohne vehementen Widerspruch bleiben. Die Entgegnung kann nur lauten: Der nächste Papst muss sich mindestens wieder mehr an Franziskus‘ Vorgängern orientieren. Optimalerweise sollte er überzeugter Kapitalist sein.
Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, wie radikal sozialistisch der verstorbene Papst wirklich war. Zeit für eine Erinnerung. „Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte an der Börse Schlagzeilen macht.“ Das behauptete Papst Franziskus in seiner ersten programmatischen Lehrschrift im Jahr 2013. Eine Wirtschaft, die tötet? Das hätte kein bekannter Sozialist dieser Erde radikaler formulieren können. Franziskus kritisierte in dieser Lehrschrift, dass es einen neuen „Fetischismus des Geldes“ in der „Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht und ohne ein wirklich menschliches Ziel“ gebe.
Das hatte Papst Franziskus also zu der Wirtschaftsform zu sagen, die seit Beginn des 19. Jahrhunderts die Menge der absoluten Armut auf der Erde von circa 80 Prozent auf unter zehn Prozent reduzierte, während sich die Zahl der auf diesem Planeten lebenden Bevölkerung mehr als verachtfachte. Welches größere menschliche Ziel, als die Abschaffung bitterster Armut, kann es eigentlich geben? Wo tötet „diese Wirtschaft“, die die Lebenserwartung der Menschen verdoppelt hat? Und noch viel wichtiger: Selbst wenn es den kritisierten Geldfetisch geben würde, was wäre an ihm so schlimm?
Geld ist die Übersetzung von geschaffenem Mehrwert für andere Menschen. Es ist universelles Transaktionsmittel. Es lässt Menschen miteinander interagieren, die sonst nichts mit dem jeweils Anderen anfangen könnten. Es zeigt an, welche Güter und Dienstleistungen knapp und welche im Überfluss vorhanden sind und sorgt so für eine optimale Versorgung von Allen mit allem. Ein Papst, der das verstünde, dürfte den Geldfetischismus nicht kritisieren, sondern müsste ihn predigen!
Im Jahr 2017 traf Papst Franziskus US-Präsident Trump und First Lady Melania in dessen erster Amtszeit. Franziskus galt als Trump-Kritiker.
Aber Franziskus hat leider gar nichts verstanden. Wie brachte es Javier Milei im argentinischen Wahlkampf so schön auf den Punkt: „Der Papst fördert den Kommunismus mit all seinen Katastrophen, die er mit sich bringt. Der Papst fördert die Armut und das Elend.“
Die Vorganger von Papst Franziskus waren da schon weiter. Papst Johannes Paul II. schrieb 1991 in seiner Enzyklika Centesimus Annus: „Es scheint so, daß auf der Ebene der einzelnen Nationen und der internationalen Beziehungen der freie Markt das wirkungsvollste Mittel zur Nutzung aller Ressourcen und effektiven Erfüllung grundlegender Bedürfnisse ist.“ Da möchte ich als Atheist doch gerne schreiben: Amen!
Sogar zum Profit schrieb er, dass die Kirche dessen „legitime Rolle“ als „Indikator für die Funktionstüchtigkeit eines Unternehmens“ anerkenne. Und weiter: „Wenn eine Firma Profit macht, bedeutet das, sie setzt die produktiven Faktoren vernünftig ein und erfüllt die damit zusammenhängenden menschlichen Bedürfnisse auf angemessene Weise.“ Halleluja!
Zugegeben, er schränkte beide Zitate im Nachgang etwas ein und war nie für den absolut freien Markt, aber was für ein freiheitlicher Gegensatz, was für eine intellektuelle Klarheit im Vergleich zu Franziskus‘ Stammtisch-Sozialismus.
Benedikt XVI. entfernte sich in seiner Sozialenzyklika, die im Zeichen der Weltwirtschaftskrise stand, schon etwas mehr vom Plädoyer für den freien Markt, kritisierte zu niedrige Löhne, Wucher und die Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Zeitgleich verteidigte er aber die Globalisierung und die Marktwirtschaft als grundlegende Wirtschaftsform, die allerdings Regeln und Rahmenordnungen brauche. Mit etwas gutem Wille und einem zugedrückten Auge kann man den deutschen Papst damit in der Tradition der sozialen Marktwirtschaft verorten. Immerhin!
Sowohl Benedikt XVI. als auf Johannes Paul II. wussten im Gegensatz zu Franziskus, dass es ohne Markt nicht geht. Aber auch sie sind nie zu des Pudels Kern vorgedrungen. Sie bekannten sich aus utilitaristischen Beweggründen zur Marktwirtschaft, hatten aber moralische Bedenken. Dabei ist gerade die christliche Moral das beste Argument für den Kapitalismus. In keiner anderen Wirtschaftsform haben christliche Werte bessere Chancen.
Bundeskanzler Scholz (SPD) während einer Papst-Audienz im März 2024 im Vatikan
Die Zehn Gebote sind beispielsweise nichts weniger als eine umfassende Absage an sozialistisches Gedankengut jeder Coleur.
Das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Liebe Sozialisten, ihr sollt Gott vertrauen und anbeten, nicht den Staat zu eurem Ersatzgott machen!
Das fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten.“ Übersetzung für Marxisten: Ihr habt sehr, sehr, sehr viele Menschen getötet. Und das war nicht ausversehen, Gewalt ist seit Marx explizite Grundlage eurer Ideologie. Und es waren zu viele Tote, um euch noch auf christliche Werte berufen zu können.
Das siebte Gebot: „Du sollst nicht stehlen.“ Ja, muss ich das noch erklären? Vielleicht ein Satz: Sozialisten stehlen nicht nur, sie legalisieren das Stehlen.
Jugendliche mit Regenbogenfahnen beim Treffen des italienischen Netzwerkes der „Schulen des Friedens“ in der päpstlichen Audienzhalle im November 2022 im Vatikan
Das achte Gebot: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Die Lüge ist nicht nur elementarer Bestandteil sämtlicher Reden aller sozialistischen Herrscher. Sozialistische Systeme können nur deshalb länger als einen Tag Bestand haben, weil in ihnen jeder Mensch jeden anderen Mensch jeden Tag belügt.
Das neunte Gebot: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.“ Das muss ich den Immobilienenteignungs-Träumern jetzt echt nicht mehr erklären.
Das zehnte Gebot: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.“ Vielleicht sollte ich doch mal ernsthaft die Bibel lesen, ist offenbar ein libertäres Meisterwerk.
Das Beste ist: Mit den Zehn Geboten hört es nicht auf, auch für die Herz-Jesu-Sozialisten gibt es schlimme Nachrichten. Jesus sagte zwar: „Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und nimm das Kreuz auf dich und folge mir nach.“, aber dort ist nirgendwo etwas von Zwang zu lesen. Wie geschrieben, Bibel-Experte bin ich nicht, aber ich bin mir sehr sicher, dass es kein einziges Jesus-Zitat gibt, in dem empfohlen wird, Geld eines Nachbarn zu stehlen und dann mit diesem Geld einem anderen Menschen zu helfen. Und es wird auch an keiner Stelle die Rede von bewaffneten Männern sein, die irgendjemanden in letzter Konsequenz zwingen, solidarisch für dies oder jenes zu sein.
Solidarität und Nächstenliebe, das sind christliche Werte. Aber erzwungene Solidarität und erzwungene Nächstenliebe bestimmt nicht, es kann sie per Definition überhaupt nicht geben. Nur auf freiwilliger Basis sind sie echt.
In Jesus‘ Aufforderung, den eigenen Besitz zu erkaufen und den Armen zu geben, steckt noch ein anderer Aspekt. Nur der, der viel Wohlstand hat, kann auch solidarisch mit den Armen sein. Je wohlhabender eine Gesellschaft, desto besser geht es den Ärmsten. Der Sozialismus entzieht die ökonomische Grundlage für die Möglichkeit der Solidarität. Jesus ließ den Menschen die Wahl, solidarisch mit ihren Nächsten zu sein. Der Sozialismus verunmöglicht ihnen Solidarität und Nächstenliebe.
Das historische Scheitern des real existierenden Sozialismus, die Massenverelendung und die Versklavung von Milliarden Menschen, das alles ist lediglich das schwächere Argument, warum Sozialismus mit Christentum unvereinbar ist. Schließlich können Sozialisten jederzeit behaupten, dass der nächste Versuch schon den Himmel auf Erden bringen wird, tun sie doch ständig. Das stärkste Argument, warum Sozialismus mit den Lehren des Jesu Christus unvereinbar ist, ist deshalb moralischer Natur.
Der Papst am Tag vor seinem Tod in Rom. Er spendete Katholiken weltweit an Ostersonntag noch den Ostersegen.
Sozialismus beruht immer und überall, in der Theorie wie in der Praxis, auf Zwang. Den einen wird Geld und Eigentum unter Androhung staatlicher Gewalt weggenommen. Die dafür verantwortliche Funktionärselite behält das meiste Diebesgut für sich, teilt den Rest an Dritte auf und inszeniert sich als gütiger Retter der Entrechteten.
Je kapitalistischer eine Gesellschaft ist, desto mehr Platz ist vorhanden für Spenden, für Ehrenämter, für freiwillige Hilfe, für die Erkundigung nach dem Wohl der Nachbarn, weil sich eben nicht auf den Sozialstaat verlassen wird. Je kapitalistischer eine Gesellschaft ist, desto mehr Raum schafft sie für die edelsten Werte des Christentums.
Viele Kritiker der wirtschaftspolitisch linken Ausrichtung des Papstes wünschen sich als Alternative eine unpolitische Kirche, gerade in Deutschland. Doch dieser Wunsch ist ein Irrtum. Der heilige Stuhl war schon immer auch ein politisches Amt und wird es immer bleiben. In einer Welt, in der die Politik so eine mächtige Rolle spielt und das Leben aller Menschen in kaum vorstellbarem Ausmaß beeinflusst, wäre ein Schweigen der Kirche zu politischen Entwicklungen mindestens genauso politisch wie die dauernde Stellungnahme zu ihnen.
Der Papst kann gar nicht anders als politisch zu sein. Nur sollte er dann konsequenterweise für die Wirtschaftsordnung kämpfen, die nicht nur den meisten Wohlstand für die meisten Menschen ermöglicht, sondern auch als Einzige moralisch mit den Zehn Geboten und den Lehren des Jesu Christus vereinbar ist. Die heißt Kapitalismus.
Papst Franziskus starb am 21. April 2025, er wurde 88 Jahre alt.
Weltweit gewinnt die katholische Kirche immer mehr Mitglieder. Vor allem in Afrika. Mittlerweile sind 273 Millionen Afrikaner Katholiken. Niemand braucht mehr Kapitalismus und mehr Wachstum als sie. Niemand braucht dringender einen Papst, der für Freihandel, für freiwillige Interaktionen, für Respekt vor Eigentum, für stabiles Geld und für die Marktwirtschaft kämpft.
Christentum und Sozialismus sind unvereinbar. Begreift die Kirche das nicht, hat sie keine geistige Existenzberechtigung. Der nächste Papst darf kein Sozialist mehr sein. Er muss den Kapitalismus lieben, um christliche Werte wie Solidarität und Nächstenliebe glaubhaft verteidigen zu können.