Ein hochfragwürdiges Netzwerk beklagt gestiegene Muslimfeindlichkeit

vor etwa 6 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Zwei Münchnerinnen tauschen sich über „antimuslimischen Rassismus“ aus, und das sinnigerweise im Büro einer Moscheegemeinde, von denen immer mehr in Deutschland entstehen. Doch es geht ihnen nicht um schlimme Beleidigungen oder Gewalterfahrungen. Aus Sicht der Damen gehört schon ein Vorfall, in dem einer Frau mit Kopftuch vermehrt Grammatikfehler zugetraut werden, in den Bereich des antimuslimischen Sentiments. Andere zählen die Frage „Woher kommst du?“ dazu.

Aber laut einer Bilanz des Netzwerks Claim gab es sogar einen neuen Höchststand an rassistisch-antimuslimischen Vorfällen im vergangenen Jahr. 3.080 Fälle von „antimuslimischem Rassismus“ zählte der Verband, in dem sich muslimische Vereine und antirassistische Meldestellen zusammengeschlossen haben.

Aber hier muss man zunächst eine Frage einschießen: Ergibt das überhaupt einen Sinn, von „antimuslimischem Rassismus“ zu sprechen? Nein. Denn beim Islam handelt es sich nun einmal um keine Rasse, sondern um ein religiöses Ideengebäude. Man könnte also analog dem Antijudaismus oder der Christenfeindschaft vielleicht von Antimuslimismus oder Muslimfeindschaft sprechen. Soviel zum Begrifflichen. Peinlich ist, dass die versammelte bildungsbürgerliche Presse den schiefen Namen auch noch nachbetet, von der SZ bis zur Jüdischen Allgemeinen.

Und nun sollen laut Claim 70 Prozent der Vorfälle Frauen betreffen – so kam wohl die SZ auf ihren kleinen Ausflug in die Moschee. Das Gespräch zweier Frauen soll die Meldestellenzahlen bebildern. Von der deutschstämmigen Kopftuchträgerin erfährt man zudem, dass laut Statistiken und nach der Erfahrung „sehr viele Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln“ geschehen. Daher meidet sie dieselben nach Möglichkeit. Aber das hat sie inzwischen mit vielen Frauen gemeinsam, und die beklagen gewöhnlich keine Islamophobie, sondern häufig Übergriffe muslimischer und zugewanderter Männer. Die Realität ist vielleicht doch komplexer.

Daneben darf man lesen, dass die nichtreligiöse Kurdin noch selten in einer Moschee war, aber Gott sei Dank die Schuhe beim Durchwaten des Gebetssaals auszog. Die Socken, so lernt man, sind das wichtigste Kleidungsstück in der Moschee und sollten ohne Habeck-Löcher auskommen. Wie possierlich. Bei der Kurdin soll das Problem übrigens sein, dass sie trotz Religionsferne immer noch als Muslimin „wahrgenommen“ wird. Das ist aber weder tragisch noch unvermeidbar. Sie könnte ihre Distanz ja deutlich machen.

Natürlich steckt auch Kritik in so einer Einschätzung: Die hier lebenden Muslime haben demnach leider gar kein Vertrauen zu den „staatlichen, aber auch zivilgesellschaftlichen Institutionen“ in diesem Land. Schuld sind hier natürlich Staat, und sogar die „Zivilgesellschaft“ aus linksdrehenden „NGOs“ sind den Muslimen nicht aufgeschlossen genug. Wie es scheint, kann niemand in diese Blackbox der Einstellungen von Muslimen zu ihrem Leben in Deutschland so ganz hineinsehen. Das bleibt unbekannt, eine parallele Gesellschaft.

Aber auch das dient nur als Rechtfertigung für die immer noch relativ wenigen Fälle. Man versucht, die Zahlen künstlich aufzublasen. Und das geschieht im Bestreben, aus dieser Muslimfeindlichkeit, die man „antimuslimischen Rassismus“ getauft hat, ein größeres Ding zu machen, als es ist.

Die Pointe ist nun allerdings, dass auch das Claim-Netzwerk zur muslimischen „Zivilgesellschaft“ aus NGOs oder Nonprofits gehört und sich für unfähig erklärt, die Muslime vollumfänglich abzuholen. Man beschwört ein Dunkelfeld von ungemeldeten Vorfällen, zeigt damit aber nur demonstrativ die eigene Unzulänglichkeit als Ansprechpartner für Muslime. Übrigens erhält auch das Claim-Netzwerk natürlich Gelder aus dem Bundestopf „Demokratie leben!“, laut Welt bislang insgesamt 2,8 Millionen Euro.

Diese Verbindungen hat TE schon vor Jahren herausgearbeitet, und grundsätzlich hat sich daran nichts geändert: Zum Claim-Netzwerk gehört so etwa die Muslimische Jugend in Deutschland e.V., die als Jugendverband der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft e.V. (DMG) gilt. Und diese, früher als Islamische Gemeinschaft in Deutschland e.V. (IGD) bekannt, ist wiederum der deutsche Zweig der Muslimbruderschaft.

Die Muslimbrüder (MB) sind jenes islamische Netzwerk, das auch in Frankreich und anderen europäischen Ländern weitverbreitet ist, während man ihnen im Ursprungsland Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Argwohn begegnet. Laut Verfassungsschutzbericht 2024 wollen die MB ein politisch-gesellschaftliches System „auf der Grundlage von Koran und Sunna“ errichten. Äußerliche Gewalt lehnen sie dabei seit 1970er-Jahren ab, wovon aber der Widerstand gegen eine „Besatzung“ wie in den Palästinensergebieten ausgenommen ist. Im Bericht wird darauf hingewiesen, dass auch die Hamas aus der Muslimbruderschaft hervorging.

In Deutschland ist das Ziel der DMG „unter anderem, gegenüber Politik, Behörden und zivilgesellschaftlichen Partnern als Ansprechpartnerin eines vorgeblich gemäßigten, weltoffenen Islam in Erscheinung zu treten“. Sie verfolge dabei zwar „eine an der MB-Ideologie ausgerichtete Strategie der Einflussnahme im politischen und gesellschaftlichen Bereich“, bei öffentlichen Auftritten würden aber „Bekenntnisse zur MB und verfassungsfeindliche Äußerungen vermieden“. Die DMG unterhält in Deutschland eigene Moscheen, kooperiert daneben aber auch mit formal von ihr unabhängigen Moscheegemeinden.

Bei den Zahlen des Claim-Netzwerks haben also im Grunde mehrere angeblich von „Rassismus“ betroffene Akteure sich gegenseitig befragt. Vertreter muslimischer Verbände befragen Muslime in Deutschland über ihre Erfahrungen, haben aber selbst natürlich ein hohes Interesse daran, dass die Diskriminierung oder „der Rassismus“ gegen Muslime möglichst schwerwiegend ausfällt. Denn das ist ja die Daseinsberechtigung von vielen der Claim-Mitglieder, die etwa einen Schwerpunkt „auf der kritischen Auseinandersetzung mit Machtstrukturen, insbesondere im Kontext Intersektionalität und Rassismus“ legen (Holla e.V.) oder sogar „für antimuslimischen Rassismus und zur Stärkung intersektionaler Feminismen“ sensibilisieren wollen (eine „Servicestelle Amura“, beide in NRW). Und in Leipzig gibt es ein einheitliches „Netzwerk gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus“ (NIR).

Man sieht: Viele der Stellen haben die Behauptung vom „antimuslimischem Rassismus“ schon in ihre Benennung übernommen. Und so ist dann auch ihr Wirken: nach außen woke, gegen Diskriminierung oder gar „intersektional“, nach innen oft stramm islamisch oder gar extremistisch. Sich selbst für aufgeklärt haltende Medien sollten das zumindest nicht übersehen. Bei vielen scheint allerdings Vorsatz dahinterzustehen. Eine Allianz zwischen Wokery und Islam ist mehr als einmal angeklungen.

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