Dampfplaudern bei Miosga: So ist es „ebend“

vor 3 Monaten

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Bildquelle: Tichys Einblick

Es ist schon auffällig, wie sehr Caren Miosga plötzlich auf Robert Habeck eindrischt. So als wolle sie ihre triefende Anbiederung an den grünen Möchtegern-„Bündniskanzler“ irgendwie ausmerzen. Keine Spur mehr von Schmacht und Anhimmelei, stattdessen harte Worte: Mit der Idee, steigende Beiträge zur Krankenversicherung durch die Besteuerung von Kapitalerträgen auszugleichen, habe Habeck einen völlig „unausgegorenen“ Vorschlag gemacht. „Keiner hat verstanden, wen das jetzt betrifft“, sagt Miosga.

Baerbock weiß es erkennbar auch nicht. „Weil das System hochkomplex ist“, sagt sie, denn die gesetzliche Krankenversicherung und die private, das sei „eine etwas unfaire Zwei-Klassen System“. Die eigentliche Frage lenkt sie auf ein Nebengleis: „Wir wollen die Systeme ineinander integrieren, und das bedeutet ebend auch, dass nicht immer aus der gesetzlichen Krankenversicherung all die Reformen, die wir im Gesundheitsbereich haben, angegangen werden, sondern stärker das schrittweise privat auch mit reingeht.“

Man ahnt, was sie sagen will, wie immer. Aber es kommt noch schlimmer.

„Wir sind ja ein reiches Land, wir zahlen soviel für die Gesundheitsversorgung, aber trotzdem versandet soviel vom System.“ Dabei wechselt sie, wie den ganzen Abend über, im Sekundentakt zwischen hängenden Merkel-Mundwinkeln und aufgesetzem Quietscheentchen-Lächeln.

Miosga erinnert an die Eingangsfrage: „Habe ich jetzt noch immer nicht verstanden. Das gilt jetzt vor allem für Millionäre?“ Doch Baerbock rangiert weiter auf dem Abstellgleis: „Wir müssen differenzieren zwischen dem gesetzlichen System und dem privaten System“, sagt sie. Es gebe ja Freibeträge. „Also ich find’s ein bisschen komisch, um’s mal ganz auf Deutsch zu sagen. Wir haben ein System, was offensichtlich reiche Menschen maximal unterstützt, und diejenigen, die hart arbeiten, die müssen dann nochmal härter ran.“ Die ursprüngliche Frage droht in einer Ödnis aus Laber-Treibsand zu versinken. Und Baerbock schaltet noch den Wahlkampf-Propeller ein: „Dann sagen alle anderen: Nö, wir gucken einfach zu, wie das ungerechter wird.“ Miosga versucht es weiter: „Alle anderen sagen: Wir möchten nur verstehen, wen das betreffen wird!“ Baerbock: „Das regelt man dann in Gesetzen.“

Als sie versucht, den Bogen zum Asylrecht zu schlagen, wird es der Moderatorin zu doof: „Da wollte ich überhaupt nicht hin.“ Doch Baerbocks verirrten Zug wieder aufs Hauptgleis zu holen, schafft sie leider nicht. Sie stammelt: „Sie müssen doch mal eins zugeben. Sie können das ja gut erklären. Also: Sie können es jetzt nicht gut erklären.“ Baerbock: „Doch ich fand, ich hab’ das gut erklärt.“ Miosga: „Nee, Sie haben es nicht gut erklärt. Ist das inzwischen ein Markenzeichen von Robert Habeck, dass er mit unausgegorenen Vorschlägen rausgeht und hinterher dann dasteht und sagt: Ach, ich weiß es auch nicht, dann müssen es wohl Bürgerräte entscheiden“?

Die Dampfplauderei der beiden Damen unterbricht ein Einspieler: Er zeigt Robert Habeck, wie er der CDU vorwirft, die Leute zu „verkackeiern“ (Habeck hat es auch nicht so mit dem Deutschen – geschenkt), weil die Union nämlich ihre Vorschläge nicht mit Zahlen unterlege. Habeck nennt das „grobe Wählertäuschung“.

Nach dem Film sagt Miosga trocken: „Jetzt vergackeiern Sie die Wähler!“ Baerbock bleibt bockig: „Nein, sondern wir sagen, dass es komplex ist. Die normale Bevölkerung, wenn man dann neben seinem hart verdienten Einkommen noch was in Aktien investiert, die sind überhaupt gar nicht betroffen, das geb’ ich Ihnen hiermit mein Wort.“ Miosga gibt auf. Ein Satz übrigens, drei Worte nur – aber so schön, dass man ihn eigentlich final lesen möchte. Miosga gibt auf …

Doch Miosga macht weiter.

Thema Ukraine-Hilfe, zusätzliche drei Milliarden Euro, auf den letzten Drücker noch vor der Bundestagswahl im Schnelldurchgang zu bewilligen. Baerbock hofft, dass es schnellstmöglich umgesetzt wird, denn es gehe hier „ebend um unsere Sicherheit in Europa“. Sie bringt ein absurdes Argument: „Wir erleben, dass der russische Präsident keine Rücksicht darauf nimmt, dass wir gerade im Wahlkampf sind, und ‘ne vorgezogene Neuwahl haben, sondern er bombardiert so heftig und so brutal.“ Mit den ihr gegebenen Fingerfarben malt sie den Teufel an die Wand: Putin kenne keine Grenzen „Wenn die Truppen weiter durchmarschieren, jeder, der auf die Landkarte schaut, weiß, dann ist da das Baltikum, dann ist da Polen, und nach Polen kommt auch Deutschland, das ist jetzt natürlich was, wo man sagt, da ist noch viel Fläche dazwischen. Aber grad’ unsere europäischen Nachbarn, die verlassen sich darauf auf das Wort, das wir gegeben haben.“

Als es um Donald Trump geht, wird der nächste Einspieler fällig. Themen: Grönland, Panama-Kanal. Wolfgang Ischinger, ehemaliger deutscher Botschafter in den USA, rückt gleich mal die von der Miosga-Redaktion gesetzten Prioritäten zurecht: Das seien alles „nur Ablenkungsmanöver“. Trump-Berater Kenneth Weinstein, aus den USA zugeschaltet, stimmt zu: „Es gibt brennendere Themen, die jetzt auf dem Terminkalender Trumps stehen. Was Sie da ansprechen, sind sekundäre Fragen.“ Miosga unterbricht hastig und stellt damit den ohnehin extrem geforderten Simultan-Dolmetscher vor zusätzliche Probleme.

„Was wird Trump anderes tun als Joe Biden?“, will Miosga wissen. „Joe Biden!“, stöhnt Weinstein. Der habe eine schreckliche Erbschaft hinterlassen. „Wir müssen den Druck auf Russland deutlich erhöhen.“ Auch Ischinger würde es begrüßen, wenn Trump „hard ball spielt, also Zähne und Klauen zeigt.“ Europa dürfe aber nicht in eine Opferrolle verfallen, sondern müsse wieder „mit einer Stimme sprechen“. Aus der Sicht Chinas seien wir momentan „27 Zwergstaaten“. Baerbock ergänzt, es müsse nun heißen „Europe United. Wir als Europäer sind sterk“.

Deshalb brauche es auch unbedingt mehr Waffen, so Baerbock. Denn „die Bundeswehr, die war leider heruntergewirkschaftet.“ Die Streitkräfte aller EU-Länder hätten Defizite. „Leider funktionieren die Systeme nicht miteinander, deswegen war für uns total wichtig, dass wir nicht nur unsere eigenen Ausgaben erhöhen, sondern die Effizienzen zwischenander besser in Verbindung bringen.“ Und es brauche eine gemeinsame Grenzsicherung zu Russland.

Ischinger warnt: Russlands zentrales Ziel sei es, zu verhindern, dass die Ukraine der Nato beitritt. Putin werde daher nicht akzeptieren, „dass deutsche, französische, britische, spanische, und estnische Truppen entlang der russischen Grenze stationiert werden“. Realistischer, sei es, Inder, Pakistani, Brasilianer, Indonesier und viele andere dort zu stationieren. Ischinger will seinen Gedanken zu Ende bringen, aber Baerbock unterbricht ihn brüsk. Und nicht nur das. Anschließend gibt Miosga das Wort an Weinstein. Ischinger quittiert es mit einem säuerlichen Lächeln. Er hat an diesem Abend seine Meisterinnen gefunden. Wenn relativ alte, weiße Frauen übernehmen, hat ein überlegter, überlegender Diplomat wie Ischinger einfach keine Chance.

Heißes Thema zum Schluss: Das durchgestoßene Papier, in dem der deutsche Botschafter in den USA vor Trump warnt: Die demokratischen Grundprinzipien würden ausgehebelt, die Legislative, der Gesetzesvollzug und die Medien würden ihrer Unabhängigkeit beraubt.

Baerbock: „Es ist ein geheimes Dokument, deswegen schon die Frage, wo wie das rausgekommen ist und wie raus man da zitieren darf.“ Miosga fragt: „Wie klug ist es, dass Donald Trump, kurz bevor er ins Amt kommt, erfahren muss, wie die offizielle Vertretung der Bundesrepublik Deutschland über ihn denkt?“

Baerbock zeigt: Sie ist sich der Tragweite ihres Handelns und der Aussagen ihrer Botschaft offenbar überhaupt nicht bewusst: „Naja, ihn wird ja nichts davon wundern.“

Das sehen die übrigen Gäste anders. Ischinger findet das Papier „toxisch“, Weinstein „empörend. Schön, dass das Leak stattgefunden hat. Es bekräftigt ja nur, dass Trump Recht hatte.“

Amerika werde Europa dennoch nicht im Stich lassen, sagt Weinstein der geradezu flehend fragenden Miosga. Bodentruppen für die Ukraine werde es allerdings nicht geben, denn: „Wir haben zu viele andere Spielflächen zu bespielen.“

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