Das Abi-Motto: Wehret den Anfängen!

vor 22 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Angefangen hat es ganz harmlos, so, wie die Dinge meist anfangen: Die Abschlussklasse der Gießener Liebigschule verabredete sich auf einem anonymen Portal, um den „Abi-Streich“ (Sie kennen das: Dem unbeliebtesten Lehrer wurde damals die Ente oder der R4 umgedreht oder die Türschlösser verklebt oder sonst irgendwas „Lustiges“) zu planen und diesem natürlich auch ein Motto zu geben. Und wie das so ist, wenn ein Haufen End-Teenies zusammensitzt, wird’s beim gemeinsamen No-Brainstorming dann gern schon einmal dämlich. Also, irgendein Wortspiel mit „Abi“ wäre natürlich lustig. Man hätte beispielsweise „Abi und los“ oder „TrAbifahrt“ oder „Abiszess am Hintern“ oder so etwas in der Art nehmen können. An der Kasseler Herderschule haben sich die kommenden Ärzte und Rechtsanwälte das kreuzbiedere Motto „Abiversum. Wir greifen nach den Sternen“ gegeben. Gähn.

In Gießen lief die Sache allerdings etwas aus dem Ruder und in dem seltsamen ABIstimmungsportal tauchten dann Vorschläge wie „Abi macht frei“ oder, ganz verwegen, „Abi Akbar – Explosiv durchs Abi“ auf. Aber damit nicht genug: Gewonnen hat in der anonymen Abfrage der Spruch: „„NSDAbi – verbrennt den Duden“. Nicht schön. Also, obwohl eine derartige Losung oder Lösung von einem kreativen Standpunkt aus gesehen durchaus „interessant“ ist, dürfte jedem Beteiligten und jeder Beteiligter und jedens Beteiligtens klar gewesen sein, dass derartiger Mist natürlich nicht in Frage kommt. Da hätten die komplette höhere ABILdungsanstalt ebenso wie die Synapsen der anwesenden Lehrerschaft gebrannt. Und nicht nur buchstäblich, sondern wortwörtlich. Das war ein wirklich saublöder Witz. Wie ihn vielleicht die etwas schwächeren Schüler eines eher lässigen hessischen Abis aus purer Lust an dümmlicher Provokation loslassen würden.

Aber genau diese Provokation einiger MinderABImittelten hat funktioniert, denn: Irgendjemand hat die obskuren Vorschläge der Presse gepetzt und die halbe Republik hat Schnappatmung bekommen. „»Nazi«-Spruch: Gewähltes Abi-Motto sorgt für »Schock« an Gießener Liebigschule“ stellt der geschockte Kays Al-Khanak (kein Scherz, der heißt wirklich so) für die ebenfalls zutiefst geschockte Gießener Allgemeine fest. „Skandal am Gymnasium: Schüler wählten ‚NSDAbi‘ als Abi-Motto“ titelt die BILD entsetzt.

Selbstverständlich werden wegen der ABIdioten stante pede auch Polizei und Staatsanwaltschaft in Bewegung gesetzt, denn wer heute saudumme Parolen als Abi-Motto vorschlägt, der überfällt auch in 20 Jahren Polen, nur weil er an der Kunstschule nicht angenommen wurde. Oder so.

Nun könnte man es bei dem ABILödsinn bewenden lassen, eine Anzeige wegen Volksverhetzung und ein paar Tagessätze und gemeinnützige Arbeit sollten einen soliden Lern- und Erziehungseffekt haben. Die Dummen sind mit ihrem Freizeit-Abi sowieso schon gestraft, wenn sie im Laufe ihres Lebens auf einen bayerischen Realschüler treffen und von dem dann bildungsmäßig an die Wand gepinnt werden. Das lässt sich jeden Tag auf X schön anschauen. Nicht jedoch so in unserer aufgeregten Republik, in der jeden Moment der Gottseibeiuns um die Ecke biegen kann. Wehret den Anfängen! Außer, wenn sogenannte „Palästinenser“ die Anfänger sind. Dann gelten antisemitische Parolen als Folklore. Gut, von „denen“ kennt man das ja. Aber von unseren braven Gymnasiasten?

„Nazi-Parole als Abi-Motto: ‚Gießen ist kein Einzelfall‘“, stellt die Hessisch/Niedersächsische Allgemeine mit Sitz in Kassel erschrocken fest. Liebigschule in Gießen: „NS-Sprüche weder ein Scherz noch eine unreife Aktion“, raunt die FAZ vor sich und ihre Leser hin.

Via Tagesschau stellt das „Demokratiezentrum Hessen“, das seine staatliche Förderung von beispielsweise im Jahr 2021 rund 2,8 Millionen Euro ja auch irgendwie rechtfertigen muss, fest, dass das dumme Geschwätz einiger Schwachmaten von den Lümmeln in der letzten Bank ein „Fanal dafür ist, wie sehr wir abgestumpft sind“. Der Leiter dieses lustigen Demokratieeinkaufszentrums ist Dr. phil. Reiner Becker, der selbstverständlich pflichtschuldig „persönlich entsetzt“ war, als ihn der Hessische Rundfunk interviewt und natürlich auch gleich brav einen Bogen zur AfD geschlagen hat.

Natürlich muss nicht nur „die Schule den Vorfall aufarbeiten“, sondern irgendeine obskure „Schulgemeinschaft“ gleich mit. Die können jetzt lernen, wie „man zukünftig präventiv damit umgeht“.

Während Greta Thunberg und ihre neuen „palästinensischen Freunde“ rote Dreiecke an Häuser schmieren und Unis zerlegen, werden die Kollegen von Dr. phil. Reiner Becker dann demnächst vor den Abschlussklassen stehen und gemeinsam und auf Augenhöhe lustige Wortspiele mit „Abi“ üben, damit hier nicht noch einmal eine Kanaille mit „Abi für Deutschland“ oder „ABIfD“ um die Ecke kommt? Dabei gerät bei Dr. phil. Reiner Becker völlig aus dem Blick, dass sich Farid aus Marokko, Hassan aus dem Libanon und Emre aus der Türkei eher rudimentär für deutsche Befindlichkeiten im Allgemeinen und den Holocaust im Besonderen interessieren.

Wie wär’ es mit „Free ABILestine“?

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