
Er hat große Erfahrung in der internationalen Start-up-Szene, in den USA hat er das erfolgreiche Start-up „Shore Buddies“ gegründet: Unternehmer Malte Niebelschütz aus Kassel. Er zog vor 13 Jahren in die USA – und kam jetzt nach Deutschland zurück.
In der Welt berichtet er, was sich hier verändert hat – und warum er sich Sorgen um Deutschland macht:
„Ich bin besorgt, denn ich finde ein gespaltenes Land vor, das nicht mit der Welt, sondern mit sich selbst in größtem Konflikt steht. Deutschland bräuchte erst einmal eine zweite Wiedervereinigung – nicht geografisch, sondern wirtschaftlich und gesellschaftlich. Nur so können wir wieder zur Weltspitze aufschließen.“
„Völlig wertfrei stelle ich fest, dass der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in den Innenstädten und Schulen deutlich zugenommen hat. Auch das Reisen mit dem Zug hat sich verändert. Dass die Bahn nun regelmäßig zwei Stunden zu spät kommt, die Klimaanlage in einem der Wagen ausgefallen ist, oder dass ich auf einen neuen Führerschein mehrere Monate warten muss, war mir so aus Deutschland vorher nicht bekannt. Auch die Corona-Situation in Deutschland habe ich von den USA aus verfolgt. Da habe ich zum ersten Mal gemerkt, wie gespalten dieses Land ist. Alles, was nicht der öffentlichen Meinung entspricht, wird nicht toleriert und auch nicht mehr als Argument gehört.“
„Das Wort Rezession wird am besten gar nicht in den Mund genommen und man redet sich die Situation schön. Es wird noch zu häufig von Anschluss halten gesprochen, statt sich einzugestehen, dass hier der Zug schon abgefahren ist. Deutschland ist wirtschaftlich nicht mehr Weltspitze. Wir stehen bereits an einem Punkt, an dem sich dies nicht mehr leugnen lässt. Das Potenzial ist aber nach wie vor vorhanden.“
„In vielen Branchen sind die Betriebe schon seit Jahren in Kurzarbeit, fast überall werden Stellen abgebaut. Nur in Deutschland gibt es das Phänomen eines Fachkräftemangels mit gleichzeitiger Rekordarbeitslosigkeit. Das passt irgendwie nicht zusammen. Es wird sehr viel mit dem Finger auf Länder wie die USA oder Argentinien gezeigt und gefragt, wie das alles mit Trump oder Milei sein kann, während hier im eigenen Land wirtschaftlich und gesellschaftlich der Baum brennt. Das muss man doch erst einmal adressiert werden, bevor man andere belehren kann oder sollte.“
„Im Ausland wird ganz deutlich wahrgenommen: Deutschland ist nicht mehr Weltspitze, es ist zurückgefallen. Nehmen wir das Chaos während der Fußball-Europameisterschaft in den Bahnen und auf den Bahnsteigen. Viele Besucher hat das echt schockiert. Das glanzvolle Bild von Deutschland, das es international auch vor allem seiner starken Wirtschaft zu verdanken hat, bröckelt gewaltig.“
„Es ist definitiv nicht zu spät, das Potenzial in Deutschland ist vorhanden. Was mir am meisten Sorge bereitet, ist nicht, wo das Land im Moment steht, sondern wo das Momentum hingeht. Andere Länder sind gerade im Aufwind, das sieht man aktuell ganz stark in Südamerika, aber auch bei unseren europäischen Nachbarn wie Spanien und Polen. Diese Länder wollen nach vorne. In Deutschland hingegen fehlt diese Aufbruchstimmung komplett.“
„Wir müssen uns wieder darauf besinnen, was den Standort groß gemacht hat. Das waren die deutschen Tugenden, Innovation und Effizienz. Wir müssen uns fragen: Wie kommen wir wieder dahin? Deutschland hat sich all die Jahre als Exportweltmeister gefeiert. Dass das nicht mehr so ist, macht scheinbar niemandem hier so richtig etwas aus. Falls das nicht mehr gewollt ist, muss man das aber klar kommunizieren.“