
In der Nacht vom 18. zum 19. Juli im Jahr 64 n. Chr. wurde in Rom der Himmel durch ein Flammenmeer hell erleuchtet. Sieben Nächte und sechs Tage wütete der Brand, der Rom fast völlig zerstörte. Obwohl Kaiser Nero vermutlich nicht selbst Hand angelegt hatte, waren sich führende Senatoren und zeitgenössische Geschichtsschreiber einig, dass die Brände auf seine Veranlassung gelegt worden waren, damit er seine Vorstellungen von einem „neuen Rom“ verwirklichen konnte.
Nero soll angesichts der brennenden Stadt sogar Verse über den Brand von Troja rezitiert und sich dabei auf der Lyra begleitet haben. Das passt ins Bild eines wohl größenwahnsinnig gewordenen Herrschers, der sich gleichzeitig auch für einen großen Künstler hielt und nach öffentlicher Anerkennung gierte. Dass er zudem bereits jegliche moralische Schranken durchbrochen hatte, zeigen die Ermordung seiner Mutter fünf Jahre zuvor und die Ermordung seiner ersten Ehefrau im Jahre 62.
Der Brand von Rom war indes nur der Auftakt zu größeren Verbrechen, die Nero ersann. Zunächst beschuldigte er öffentlich ausgerechnet die friedfertigen Christen, die unter anderem durch das Wirken der Apostel Petrus und Paulus beständig an Zahl zunahmen. Indem er sie der Brandstiftung bezichtigte und ein entsprechendes Dekret zu Verfolgung und Bestrafung erließ, löste er die erste von insgesamt zehn Verfolgungswellen der Christen in Rom aus.
Geschätzt 5000 Opfer waren in den folgenden Jahren zu beklagen, und erst nach dem Tode Neros im Juni 68 ebbte die Verfolgung allmählich ab. Massenkreuzigungen, das Zerfleischen sogar von Frauen und Kindern durch Raubtiere in den Arenen zum Zwecke der Unterhaltung und die Verbrennung als menschliche Fackeln zur nächtlichen Beleuchtung zeugen von der immensen Grausamkeit dieser Christenverfolgung.
Sodann ließ Nero durch seinen Prokurator Florus in Judäa wiederholt den jüdischen Tempel in Jerusalem plündern und löste damit den achtjährigen jüdischen Krieg aus, von dem der Historiker Flavius Josephus ausführlich berichtet. Dieser Krieg, bei dem besonders die Zivilbevölkerung furchtbar zu leiden hatte, löschte einen großen Teil des jüdischen Volkes aus, das zudem für fast 1900 Jahre sein Staatsgebiet verlor.
Doch weder die Plünderungen der Tempelschätze im gesamten Römischen Reich noch die anziehende Besteuerung der Provinzen oder die Beschlagnahmung des Privateigentums kritischer Bürger konnten den Finanzbedarf des für seine Verschwendungssucht bekannten Kaisers, die hohen Unterhaltskosten für die Legionen und den anstehenden Wiederaufbau von Rom decken. Und so ließ er als erster Herrscher systematisch Schrot und Korn (Gesamtgewicht und Feingehalt) der römischen Silbermünzen verringern und nutzte das auf diese Weise gesparte Wertmetall zur Ausgabe zusätzlicher Münzen.
Das Gewicht des Denar, der römischen Standardmünze, wurde in zwei Schritten von 4,55 g auf 3,4 g gesenkt, und gleichzeitig wurde der bis dahin hohe Silbergehalt von etwa 925er-Sterlingqualität mit Kupfer gestreckt. Zehn Prozent Kupferbeimischung führten zusammen mit der Gewichtsreduzierung zu einer Feinsilbermenge von nur noch zwei Drittel des ursprünglichen Wertes. Damit konnte die Geldmenge leistungslos um ein Drittel gesteigert werden, und so wurde Nero zum Erfinder der Inflation.
Das Wort Inflation stammt direkt vom lateinischen Verb „inflare“ ab, das so viel wie „aufblähen“ bedeutet. Im Gegensatz zur verbreiteten Ansicht, Inflation sei die Steigerung der Preise durch die Unternehmer, wird damit deutlich, dass Inflation zunächst nichts anderes darstellt als die leistungslose Vergrößerung der Geldmenge. Verwendet wurde das zusätzliche Geld im Fall von Nero insbesondere für Brot und Spiele (Grundsicherung und Unterhaltung eines großen Bevölkerungsanteils), Zuwendungen (Subventionen) an einflussreiche Gruppen zur Unterstützung des Machterhalts, den Aufbau der zerstörten Infrastruktur sowie die ausufernde Kriegsführung. Erst zeitlich versetzt kam es dann zu Preissteigerungen, die den dauerhaften Kaufkraftverlust des Geldes sichtbar machten.
Neros Erfindung der Inflation stellt ein un seliges Erbe dar, das von seinen Nachfolgern mit wenigen Ausnahmen konsequent genutzt wurde. Nicht wenige Historiker sehen in der fortgesetzten Geldmengenausweitung durch Münzverschlechterung im Römischen Reich eine Mitursache für dessen Untergang. Die ehemalige Standardwährungseinheit Silber in Form des Denar endete um 250 n. Chr. als Beinahekupfermünze. Das Weißsieden, bei dem Kupferstücke mit einer hauchdünnen Silberschicht überzogen wurden, sorgte bei neu entwickelten Währungseinheiten im ausgehenden 3. Jahrhundert vorübergehend wieder für Akzeptanz, stellte aber nur die Weiterentwicklung des staatlichen Geldbetrugs dar.
Bis in die Gegenwart ist die kurzfristig wirkende Finanzhilfe durch Aufblähen der Geldmenge unter Inkaufnahme der dauerhaften Verschlechterung der Kaufkraft des Geldes eine akzeptierte Finanzierungsform geblieben. Das Wirkungsprinzip der Inflation ist seit Jahrhunderten erforscht und bekannt, wurde aber nur von wenigen Regierungen ausreichend berücksichtigt. Das derzeitige komplexe Finanzsystem, bei dem die Regierungen weniger direkten Einfluss haben als früher, verschleiert zudem die Mitwirkung der Akteure.
Die vorrangig Leidtragenden waren und sind diejenigen, die Ersparnisse in der jeweiligen Währung gebildet haben und durch die Inflationierung der Währung entreichert wurden und werden. Einen Ausweg bilden Direktinvestitionen in Silber – das Standardtauschmittel der Menschheitsgeschichte. Bei privatwirtschaftlich organisierten Wertspeichern gibt es, mit Ausnahme klar bezifferter, überschaubarer Kosten, weder eine Reduzierung der Menge noch des Feingehaltes des Silbers.
Gleichwohl ist der Ausblick positiv. So wie die Christenheit Nero und auch alle folgenden Christenverfolgungen überlebt hat und dabei erheblich gewachsen ist, überdauerte auch Silber Hunderte durch Inflation gescheiterte Währungen. Zudem steht Silber als Wertspeicher vor einer großen Renaissance, denn gegenüber dem früheren Umtauschverhältnis zu Gold zeigt sich hier großes Aufholpotenzial.