
In der ZDF-Sendung Klartext kam es mehrfach zu kleinen Streitigkeiten zwischen AfD-Chefin Alice Weidel und einigen Zuschauern. Schon zu Beginn äußerte Weidel Kritik an der Zusammensetzung des Publikums der als Bürgerforum konzipierten Sendung. Die Kanzlerkandidatin unterstellte dem ZDF mangelnde Neutralität. Besonders scharf reagierte sie auf eine Frage aus dem Publikum, indem sie dem Fragesteller vorwarf, seine Frage „auswendig gelernt“ zu haben. Die Fragen wurden diesmal nicht von den ZDF-Journalisten Bettina Schausten und Christian Sievers, sondern vom Publikum gestellt.
Eine der kontroversesten Szenen spielte sich während einer Diskussion mit einer Altenpflegerin aus Georgien ab, deren Asylantrag abgelehnt wurde. Sie wollte wissen, ob sie nach den Vorstellungen der AfD in Deutschland bleiben könne. Weidel reagierte zunächst mit einem überraschten „Wow“ auf die Sprachkenntnisse der Frau und erklärte anschließend, dass sie über reguläre Arbeitsmigration hätte einreisen sollen. „Sie hätten einfach nach Deutschland kommen können und ihren Job machen“, lautete ihre Antwort. Moderator Christian Sievers wies darauf hin, dass die AfD den Duldungsstatus abschaffen wolle. Weidel entgegnete, dass die Frau willkommen wäre – jedoch nur über den regulären Arbeitsmarkt.
Der Arbeitgeber der Altenpflegerin meldete sich daraufhin ebenfalls zu Wort und kritisierte die AfD-Politik im Pflegebereich scharf. Er bezeichnete sie als „Totalausfall“. Weidel reagierte zunächst mit dem Hinweis, er solle das Parteiprogramm lesen, wurde aber zunehmend gereizt, als ihr Gegenüber nicht nachgab: „Ich habe den Eindruck, dass Sie mir nicht zuhören. Und dass Sie unser Wahlprogramm gar nicht gelesen, sondern das, was Sie eben gesagt haben, auswendig gelernt haben.“ Als der Mann Weidel vorhielt, sie selbst kenne ihr eigenes Wahlprogramm nicht, quittierte sie dies mit einem lauten Lachen.
Auch das Thema Windenergie führte zu einer kontroversen Diskussion. Ein Betreiber eines Bürgerwindparks aus Schleswig-Holstein verwies auf die wirtschaftlichen Vorteile der Windkraft und stellte die Frage, wie die AfD den Verlust von Arbeitsplätzen in der Branche ausgleichen wolle. Weidel stellte klar, dass ihre Partei die Förderung der Windenergie beenden und zur Kernkraft zurückkehren wolle. Sie argumentierte, dass Windparks nicht auf Subventionen angewiesen sein sollten und erklärte dem Fragesteller, dass sein Projekt schließen müsse, wenn es sich ohne staatliche Unterstützung nicht rechne – „im Interesse des Verbrauchers“.
Neben Alice Weidel traten auch die Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grüne in der Sendung auf. Friedrich Merz stellte sich als letzter der Kandidaten den Fragen des Publikums. Ein hessischer Bauunternehmer machte den Anfang und stellte eine Frage, die viele CDU-Wähler beschäftigt: Warum hält die Union an ihrer strikten Abgrenzung zur AfD fest, obwohl es inhaltliche Überschneidungen gibt?
Merz wich einer direkten Antwort aus und begann mit einer Erklärung, warum er selbst den Begriff „Brandmauer“ nicht verwende. Stattdessen argumentierte er, dass die eigentliche Gefahr nicht in der Abgrenzung liege, sondern im Erstarken der AfD selbst. „Weil ich der Meinung bin, dass wir den Brand hinter der Mauer bekämpfen müssen. Und nicht dazu beitragen dürfen, dass daraus ein Flächenbrand wird.“
Er verwies auf Österreich, wo die Zusammenarbeit mit der rechtspopulistischen FPÖ diese letztlich nur gestärkt habe. Dann stellte er die rhetorische Gegenfrage: „Wollen wir wirklich mit einer Partei zusammenarbeiten in Deutschland, wir Christdemokraten, die offen rechtsextremistisch ist, die offen ausländerfeindlich ist?“ Die Antwort gab er sich selbst: „Nein, möchte ich nicht!“