Das Millionengeschäft: Diese Summen und Themen haben den Wahlkampf bestimmt

vor 2 Monaten

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Bildquelle: Apollo News

Mit dem Wahlkampf kommt immer der große Geldregen für Werbeagenturen, Druckereien und Veranstaltungsorte. Auch für die Bundestagswahl 2025 haben sich die Parteien trotz der kurzen Vorbereitungszeit wieder tief in die Tasche gegriffen. Während einige Parteien auf Außenwahrnehmung setzen und Wahlkampfveranstaltungen in Grenzen hielten, tourten andere Politiker in den vergangenen zwei Monaten quer durch das Land, um sich auch die letzte mögliche Stimme zu sichern.

Tausende Plakate, die aktuell die Laternenpfähle auf Deutschlands Straßen schmücken, dürften die Parteien ein halbes Vermögen gekostet haben. Wie hoch das Budget für den Wahlkampf genau ist, das wollen sie nicht immer sagen. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärte allerdings eine CDU-Sprecherin, die Partei stelle etwa 28 Millionen Euro für die Bundestagswahl bereit. Das ist nochmal mehr als die 20 Millionen Euro, die vor vier Jahren investiert worden sein sollen.

Während AfD und FDP die Anfrage des RND unbeantwortet ließen, gaben die Grünen an, etwa 19 Millionen Euro bereitzustellen – so soll es auch 2021 gewesen sein. Die SPD folgt auf Platz drei mit 15 Millionen Euro. Auch dieser Wert orientiert sich an den Ausgaben aus der letzten Bundestagswahl. So ist es zudem auch bei der Linken, die sieben Millionen in die Hand nimmt – allerdings mittlerweile durch die Mitglieder der BSW-Fraktion dezimiert ist. Die Wagenknecht-Partei selbst stellt etwa sechs Millionen Euro bereit.

Interessant ist hier: Obwohl Volt weder eine Bundestagspartei ist, noch es aller Voraussicht nach werden kann, investiert die Partei rund zwei Millionen Euro in den Wahlkampf. Für AfD und FDP lassen sich die Beträge nur mutmaßen: Gegenüber der Berliner Morgenpost stellte ein Sprecher der AfD bereits Anfang Dezember eine Summe von sechs Millionen in den Raum, die aber seitdem auch noch einmal erhöht worden sein könnte.

Der FDP-Betrag könnte noch einmal darüber liegen. Aus den Rechenschaftsberichten geht hervor, dass die Liberalen 2021 insgesamt, also auch für Landtagswahlen, 25 Millionen Euro ausgaben, zehn Millionen Euro entfielen auf den Bundesverband. Insgesamt würde man so auf für alle Bundestagsparteien und Volt auf schätzungsweise 90 Millionen Euro kommen, die die dieses Jahr für den Wahlkampf ausgeben werden. Verglichen mit anderen Wahlkämpfen, beispielsweise zur Präsidentschaftswahl in den USA, wo mehrere Milliarden auf dem Spiel standen, ist das eine überschaubare Summe.

Vor allem die Beträge für digitale Werbeflächen bei den Meta-Plattformen Facebook und Instagram sind beachtlich. Die Grünen nahmen bisher mindestens 1,4 Millionen Euro in die Hand – so zumindest der Stand am Samstag, die Zahl ist in den vergangenen Tagen rasant gestiegen. So auch bei CDU und SPD. Sie investierten jeweils gut 700.000 Euro. Bei der FDP waren es 600.000 Euro.

Brisant: Von den großen Parteien hat die AfD am wenigsten investiert. Unter dem Strich stehen derzeit 155.000 Euro. Sogar Volt – das lediglich mit drei deutschen Abgeordneten im EU-Parlament vertreten ist – hat mit 300.000 Euro mehr Geld in die Hand genommen. Das BSW investierte etwas mehr als 200.000 Euro, die Linke etwas weniger. So schlüsselt es die Initiative Who Targets Me für den Zeitraum vom 20. Januar bis zum 18. Februar auf. Insgesamt haben demnach 14 Parteien 4,4 Millionen Euro in Anzeigen auf den Plattformen investiert.

Auch auf Google und YouTube haben die Parteien mächtig Werbung für jeweils Hunderttausende Euro geschaltet. Auch hier liegen die Grünen mit etwa 750.000 Euro alleine im laufenden Jahr auf Platz eins. Auch hier überrascht Volt mit Ausgaben in Höhe von 500.000 Euro. Die FDP ist auch hier mit 380.000 Euro gut dabei und wird von dem BSW und der AfD gefolgt, die hier höhere Ausgaben verbuchten und 350.000 Euro beziehungsweise 320.000 Euro verausgabten. Bei der CDU waren es 270.000 Euro, bei der Linken 120.000 Euro – die SPD verzeichnete Ausgaben in Höhe von 80.000 Euro.

In den Tagen vor der Wahl waren auch vereinzelt auf Nachrichtenseiten Werbebanner zu sehen: In der empirischen Beobachtung waren hier vor allem die Grünen, aber auch CDU und SPD auffällig – auf YouTube schalteten sich auch das BSW und die Linke mit ein.

Vor allem die Produktion dieser Anzeigen dürfte große Summe verschlungen haben. Vor allem Bewegtbilder sind beliebt, weil sie im Gedächtnis bleiben – das haben offenbar vor allem die Grünen verstanden. Sei es im Internet oder auf der Straße: Überall schlägt einem das Gesicht von Robert Habeck entgegen. Dazu gibt es entweder Worte wie „Zuversicht“ oder aber Ausführungen darüber, dass der Grünen-Kanzlerkandidat für die Menschen da sein möchte – so war es auch bei der illegalen Projektion eines Wahlbanners auf öffentliche Gebäude in Deutschland.

Die CDU bleibt sich treu und wirbt hingegen meist statisch und mit platten Sätzen, in denen meistens ein starkes Deutschland anvisiert wird. Auch die FDP setzt auf statische anzeigen, dafür mehr auf farbenintensive Einzelbilder, vor allem von Christian Lindner, und auf die eigene Kernkompetenz: Wirtschaft. Gepaart wird das mit dem Aufruf, die FDP über die Fünf-Prozent-Hürde zu hieven, weil es dem deutschen Staat sonst schlecht ergehen werde.

Relativ langweilig und einfallslos erscheint die Kampagne der SPD: Die Deutschlandflagge im Hintergrund, wobei die Farbe Rot überwiegt, oder lediglich rote Plakate mit Gesichtern oder platten Versprechen, sollen sich an ein breites Publikum richten. Dazu gibt es einen QR-Code auf den Plakaten – der zum SPD-Wahlprogramm führt.

Auch die Wahlplakate der AfD strotzen nicht gerade vor Kreativität. Weil Alice Weidel mittlerweile das Gesicht der Partei geworden ist, reicht ihr großflächig abgedrucktes Konterfei aber aus, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Zudem ist die Partei auch außerhalb des Wahlkampfes in sozialen Netzwerken präsent und damit seit Monaten erfolgreich. Vor allem die Anschläge in Magdeburg, Aschaffenburg und München spielen der AfD in die Karten: In der Migrationspolitik hat sie sich längst als diskursbestimmend durchgesetzt.

Neue Wege gehen das BSW und die Linke. Beide haben mehrere Werbevideos gedreht. Während Sahra Wagenknecht darin vor allem die Wichtigkeit ihrer Partei für den Frieden in Europa hervorhebt, wendet sich die Linke an junge Erwachsene und erzeugt eine Ästhetik, die durch moderne Darstellungen und zielgruppenbasierte Themen einschlagen. Hier geht es vor allem um bezahlbares Wohnen.

Während sich die Parteien vor allem in den sozialen Netzwerken von ihrer besten Seite zeigen wollen, gibt es starke Unterschiede bei persönlichen Wahlkampfauftritten. Eine Auswertung der Berliner Zeitung aus Mitte Januar zeigte, dass die geplanten Auftritte in diesem Jahr spärlich ausfielen: Merz und Habeck zeigten sich jeweils vierzehnmal, bei Scholz und van Aken reichte es sogar nur für zwölf beziehungsweise zehn Auftritte. Wagenknecht trat neunmal, Weidel nur dreimal vor Publikum auf.

Einer sticht dabei hervor: Christian Lindner hatte satte 75 Wahlkampfauftritte in 46 Tagen geplant. Auch interessant: Während alle anderen Spitzenpolitiker den Osten mehr oder weniger verhältnismäßig zu dessen Anteil an der Bundesbevölkerung besuchten, trat Lindner nur dreizehnmal in den neuen Bundesländern auf – die FDP erhofft sich hier offenbar keine großen Erfolge.

Spannend ist auch die Art und Weise der unterschiedlichen Auftritte. Während Habeck versuchte, möglichst viele Menschen an einem Ort zu versammeln und damit ähnlich wie in den USA eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen und der Partei ein neues Selbstbewusstsein zu geben – was ihm seit dem Parteitag der Grünen im November 2024 auch gelungen ist –, setzte Lindner auf lockere Akquise, mal im großen und mal im kleinen Rahmen. Vor allem der Angriff, bei dem ihm von einer Zuhörerin Seife ins Gesicht geschleudert wurde, sorgte hier für Aufsehen.

Völlig unscheinbar dagegen blieben die restlichen Spitzenpolitiker. Scholz tourte wie auch in der Vergangenheit durch das Land und versuchte, den Wählern in einer Art Bürgerdialog näherzukommen. Wagenknecht konnte bei ihren Auftritten zwar immer eine große Menschenmenge versammeln, dabei blieb es dann aber auch. Von Merz, van Aken und Weidel war diesbezüglich ebenfalls wenig zu hören – nur die Blockade des Hamburger Rathauses während einer Weidel-Rede bleibt in Erinnerung.

Dennoch waren ihre Parteien die stabilsten. Die CDU hat zwar im Vergleich zu den Wochen direkt nach dem Ampel-Aus am 6. November leicht verloren, kommt aber immer noch auf ungefähr 30 Prozent. Ähnlich verhält es sich bei der AfD, die bei mindestens 20 Prozent verortet wird. Und die Linke hat seit Januar ein fulminantes Comeback hingelegt – dabei half vermutlich auch die gemeinsame Abstimmung von Union und AfD im Bundestag zur Begrenzung der Migration.

Nach der Gründung des BSW im Januar 2024 sah es zunächst schlecht aus für die SED-Nachfolgepartei. Je nach Umfrage lag sie meist bei zwei bis vier Prozent. In den vergangenen Wochen konnte sie sich wieder als Bollwerk gegen rechts, gegen die CDU und die AfD inszenieren und wurde auch erst dann so richtig laut. Der Wahlkampf der Partei begann, als alle anderen ihr Feuer schon verschossen hatten. Das war ihr großes Glück, denn mittlerweile liegt die Linke bei etwa sieben Prozent und könnte so tatsächlich noch den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen.

Während es nach dem Koalitionsbruch kurz so aussah, als könnte die FDP tatsächlich profitieren, haben in Wirklichkeit SPD und Grüne leicht zugelegt – den Dampf aber zu schnell abgelassen. Beide konnten im November und Dezember mit 17 Prozent und 14 Prozent gute Umfrageergebnisse im Vergleich zu den Vormonaten erzielen – sanken im aktuellen Jahr dann aber wieder ab und liegen momentan eher bei 15 Prozent und 13 Prozent. Habeck, der den Wahlkampf eine Zeit lang bestimmte, spielte in den vergangenen Tagen keine große Rolle mehr – van Aken und seine Parteigefährtin Heidi Reichinnek schon.

Die FDP kämpft derzeit wie auch das BSW um den Einzug in den Bundestag: Beide Parteien liegen im Umfragendurchschnitt derzeit leicht unter fünf Prozent – und entscheidende Direktmandate, die die Parteien dennoch in den Bundestag bringen könnten, sind nicht in Aussicht. Und so werden sich fast alle Bewerber am Ende fragen müssen: War der Wahlkampf diese Summen wert? So wie es momentan aussieht, werden die Parteien, die ihren Wahlkampf klein hielten, erfolgreich sein – jedoch in die Opposition gehen und die Themensetzung von dort aus bestimmen wollen.

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