Dax schließt auf neuen Rekord – Handelsabkommen zwischen USA und UK macht Hoffnung

vor etwa 3 Stunden

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Die USA und Großbritannien haben sich inzwischen auf eine Handelsvereinbarung geeinigt. Der amerikanische Präsident Donald Trump und der zugeschaltete britische Premierminister Keir Starmer gaben das Abkommen an einer Konferenz am Donnerstag bekannt. Die Details des Abkommens würden noch in den kommenden Wochen verhandelt, hieß es, es sehe einen verbesserten Marktzugang für amerikanische Waren in Großbritannien vor, berichtete Trump stolz – vor allem für landwirtschaftliche Güter und Energieprodukte. Bei dem Abkommen mit Großbritannien handele es sich um „das erste von vielen“.

Die Börse reagierte sofort. Hatte der Standardwerte-Index S&P 500 den Handel am Donnerstag mit einem knappen Plus von 0,2 Prozent eröffnet, stieg er mit der Ankündigung dann stärker an. Sollte es mehr solcher Abkommen geben, hätte Trump mit seiner Brachial-Politik gegen den Ausblick vieler Beobachter am Ende doch etwas Gutes für den internationalen Handel bewirkt – und die Welthandelsbeziehungen wären einfacher für alle (oder zumindest die meisten). Das könnte sich als Turbolader für die Weltwirtschaft entpuppen, so offensichtlich die Überlegungen an den Börsen. Zum Glück gezwungen, könnte man sagen.

Börsianer hoffen nun auf weiter steigende Kurse. Sie erwarten, dass innerhalb der 90-tägigen Aussetzung der Zölle eine Reihe von Abkommen vereinbart oder Ausnahmen für Sektoren entschieden würden. Der Deal mit Großbritannien ist der erste mit einem großen Handelspartner seit Trumps „Liberation Day“ am 2. April. Der DAX jedenfalls notiert nach dem Absturz vor fünf Wochen bereits wieder rund vier Prozent oberhalb seines Stands vom 2. April. Als wichtiger Grund für die wachsende Zuversicht der Investoren gelten auch die geplanten Gespräche zum Zollstreit zwischen den USA und China, die in der Schweiz stattfinden. Auch hier gibt es Zeichen der Entspannung.

Die Fed ließ den Leitzins bei ihrer Sitzung am Mittwoch unverändert, er liegt weiterhin in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Powell hatte zuvor die amerikanische Wirtschaft als weiterhin robust beschrieben. Die Zölle dürften wahrscheinlich bald die Preise im Konsumentenpreisindex nach oben treiben. Die Fed sieht deshalb keine Notwendigkeit für Zinssenkungen.

Nach dem Aufschwung am Donnerstag ließen es die Anleger vor den amerikanisch-chinesischen Handelsgesprächen am Freitag aber erst einmal etwas ruhiger angehen. Der Dow Jones Industrial schloss mit einem Minus von 0,3 Prozent bei 41.249 Punkten. Daraus resultierte für den Leitindex ein Wochenverlust von 0,2 Prozent. Der marktbreite S&P 500 blieb am Freitag praktisch unverändert und schloss auf 5.660 Zählern. Der technologielastige Nasdaq 100 zeigte sich am Ende ebenfalls unverändert bei 20.061 Punkten.

Unter den Einzelwerten standen Aktien aus der zweiten und dritten Reihe mit Quartalszahlen im Blickpunkt. So stiegen die Papiere von Pinterest um 4,9 Prozent. Die Online-Pinnwand überzeugte den Markt und Experten nicht nur mit den Geschäftszahlen, sondern auch mit dem Ausblick. Die Anteilscheine von Lyft und The Trade Desk gewannen 28 beziehungsweise knapp 19 Prozent. Das Geschäft des Uber-Konkurrenten läuft rund, das Kontingent für Aktienrückkäufe wurde aufgestockt. Auch beim IT-Dienstleister The Trade Desk kamen die Zahlen gut an. Zu überzeugen wusste ferner der Ausblick des Halbleiter-Unternehmens Microchip. Die Aktie stieg um fast 13 Prozent.

Dagegen ging es für die Titel von Expedia und Wolfspeed nach Zahlen um gut sieben beziehungsweise knapp 26 Prozent abwärts. Besonders klar enttäuschte der Halbleiterhersteller, der von den Analysten der Bank JPMorgan auf „Untergewichten“ abgestuft wurde. Analyst Samik Chatterjee sieht auf das neue Management schwierige Verhandlungen mit den Gläubigern zukommen.

Zuvor hatte in Frankfurt der Dax seine jüngste Kursrally fortgesetzt und ein Rekordhoch erreicht. Der deutsche Leitindex stieg bis auf gut 23.543 Punkte und ging letztlich um gut 0,6 Prozent höher bei 23.499 Zählern ins Wochenende. „Die Börsenampeln stehen weiter auf grün“, kommentierte Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen. „Die Anleger greifen zu, vermutlich um nichts zu verpassen.“ Auf Wochensicht hat der Dax um 1,8 Prozent zugelegt.

Anfang April war er noch bis auf knapp 18.490 Punkte abgesackt, weil US-Präsident Donald Trump massive Zollpakete bekannt gegeben und China mit Gegenmaßnahmen reagiert hatte. Seitdem hat der Leitindex in seiner kräftigen Erholung um mehr als ein Viertel zugelegt. Seit Jahresbeginn liegt er mit 18 Prozent im Plus.

Für den MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen ging es ebenfalls um 0,6 Prozent auf 29.730 Punkte hoch. Ihm fehlt bis zu seinem Rekordhoch aus dem Jahr 2021 aber noch ein gutes Stück. Der Zolloptimismus machte sich im Dax auch bei den Autobauern bemerkbar. Teil der Einigung zwischen den Vereinigten Staaten und Großbritannien ist die Senkung der US-Einfuhrzölle für britische Autos von 25 auf zehn Prozent, was nun Vorbild für mögliche Verhandlungen mit der Europäischen Union sein könnte. Aktien von BMW gaben den Branchentakt mit einem Anstieg um 1,8 Prozent vor, gefolgt von Volkswagen mit Zuwächsen von 0,7 Prozent. Mercedes-Benz legten um 0,4 Prozent zu.

In der Berichtssaison ging es nach der Zahlenflut am Vortag etwas gemächlicher weiter. Aus dem Dax berichtete die Commerzbank, die in ihrem Abwehrkampf gegen die italienische Unicredit einen überraschend starken Jahresstart mit einem Gewinnsprung hinlegte. Außerdem strebt sie zu Beginn des dritten Quartals den nächsten Aktienrückkauf an. Die Papiere zogen als Spitzenreiter im Leitindex um 4,4 Prozent an.

Krones bekräftigte nach einem Umsatz- und Ergebnisplus im ersten Quartal seine Prognose. Die Märkte des Unternehmens seien weniger von konjunkturellen Schwankungen betroffen und die Investitionsbereitschaft der Kunden weiterhin robust, teilte der Hersteller von Abfüll- und Verpackungsanlagen mit. Die Krones-Aktien gewannen nach jüngst starkem Lauf weitere 2,5 Prozent und kratzten zeitweise an ihrem Rekordhoch.

Der IT-Dienstleister Bechtle geht dagegen trotz der jüngsten Geschäftsbelebung nicht von einer schnellen Erholung aus. Für das laufende zweite Quartal zeigte sich Konzernchef Thomas Olemotz weiterhin zurückhaltend. Allerdings sei die Unsicherheit bei den wichtigen öffentlichen Kunden mit der Bildung einer neuen Bundesregierung zurückgegangen. Die Bechtle-Aktien verloren 0,7 Prozent.

Rheinmetall kamen von ihrem gleich zum Auftakt erreichten Rekordhoch bei 1.744 Euro wieder etwas zurück und fielen letztlich um 0,4 Prozent. Andere deutsche Rüstungstitel wie Hensoldt und Renk gaben noch deutlicher nach. Analyst David Perry von der US-Bank JPMorgan hob sein Kursziel für die Rheinmetall-Papiere auf 2.100 Euro an.

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