
Ganz Aachen zeigte sich schockiert. Der Grund: ein Angriff auf das indische Restaurant „Maharaja“, wo in der Nacht zum 26. Juni Unbekannte einbrachen, Hakenkreuze sowie Nazi-Parolen wie „Sieg Heil“ an die Wände schmierten. Zudem verwüsteten die unbekannten Täter das Inventar und legten Feuer mittels Benzin.
Ein rechtsextremer Anschlag? Sofort brach eine Welle der Solidarität aus. Wirt Param Jid (64) wurde per Spendenaktion unterstützt, sogar Bürgermeisterin Sibylle Keupen (62, parteilos) solidarisierte sich. Wenige Wochen später wendet sich der Fall: Die Polizei und die Staatsanwaltschaft ermitteln gegen seine Söhne (32, 20) wegen versuchten Mordes und Versicherungsbetrugs!
NIUS berichtete bereits vor Wochen über den zweifelhaften Fall, welcher zunächst von Behörden als rechtsextremer Angriff geführt wurde.
Die Außenfassade des Restaurants am Alexianergraben in Aachen
„Als ich ankam, brannte es im Ladeninneren, die Feuerwehr und die Polizei waren vor Ort“, schilderte damals der Restaurantbesitzer Param Jid die Situation. Die parteilose Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen verkündete auf Instagram: „Das ist ein Angriff, der sich gegen Menschen richtet, gegen Vielfalt, gegen alles, wofür unsere Stadt steht.“ Die Aachener Zeitung berichtete ausführlich über den „rassistischen“ Anschlag, die „Omas gegen Rechts“ und das Bündnis „Wir sind Aachen“ organisierten eine Kundgebung am Elisenbrunnen, zu der laut Polizei 400 Menschen kamen. Die Linke verkündete: „Aachen steht zusammen“. Und selbst der einstige CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet reiste in die geschichtsträchtige Stadt, wo einst Karl der Große residierte, um seine Solidarität auszudrücken.
Nun sagt die Staatsanwältin Johanna Boomgaarden gegenüber der Bild-Zeitung: „Die beiden Söhne des Wirts sitzen in U-Haft. Wir ermitteln auch wegen versuchten Mordes gegen sie, weil sie ein Feuer in dem Restaurant gelegt haben sollen, über dem sich Wohnungen befinden.“
Die Parolen wurden mit roter Farbe angebracht.
Die Erzählung vom rechtsextremen Anschlag bricht wie ein Kartenhaus zusammen. Schon damals waren die Schmierereien selbst auffällig: Die Hakenkreuze sind falsch aufgesprüht – wie es überzeugt rechtsextreme Täter eigentlich nie sprühen würden. Auf dem Boden des Lokals prangt der Schriftzug „ACAB“, also eine Parole, die eher dem linksextremen Spektrum zugeordnet wird. Dazu kommen eklatante Rechtschreibfehler, etwa wurde der Satz „Dein Esen schmeckt scheise“ (in der Küche) oder „Ausländer Drecks“ (auf einer Mittelsäule) hinterlassen. Auch angesprühte Penisse und Teufelsgesichter wirkten für ein rechtsextremes Gesamtwerk eher befremdlich.
„Ausländer Drecks“ steht auf einer Wand.
In einer Pressemitteilung schreibt Staatsanwaltschaft Aachen (NRW): „Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen besteht der dringende Tatverdacht, dass die Beschuldigten in der Absicht handelten, unberechtigt die Auszahlung von Versicherungsgeldern zu erlangen und sich als Opfer einer rechtsextrem motivierten Straftat darzustellen.“
Ein Hakenkreuz im Büro: Der 64-jährige Wirt hat nun Angst vor Nazis.
Auch bei NIUS: Die Faeser-Fälschung: Hälfte der „Angriffe auf Flüchtlingsheime“ hatte gar nichts mit Flüchtlingsheimen zu tun