
Die Dauerkrise der deutschen Industrie kostet massiv Arbeitsplätze. Am härtesten trifft es die Automobilbranche: 51.500 Arbeitsplätze sind in nur zwölf Monaten verlorengegangen -mehr als in jedem anderen Industriezweig. Das geht aus einer Analyse der Beratungsgesellschaft EY hervor, die Daten des Statistischen Bundesamtes ausgewertet hat.
Insgesamt sind zum Stichtag 30. Juni gegenüber dem Vorjahr sogar 114.000 Industriearbeitsplätze abgebaut worden. Das entspricht einem Rückgang von 2,1 Prozent auf nur noch 5,42 Millionen Beschäftigte. Verglichen mit dem Jahr 2019, also vor dem Einsetzen der Corona-Maßnahmenpolitik, sind sogar 245.000 oder 4,3 Prozent der Industriearbeitsplätze verschwunden.
Hohe Energiepreise, ausufernde Bürokratie, sinkende Inlandsnachfrage und schwächelnde Auslandsmärkte sind die wesentlichen Treiber der Industriekrise. Der Zollstreit mit den USA kam zuletzt verschärfend hinzu, ist aber nicht die Hauptursache. Die Umsätze der deutschen Industrie sind im zurückliegenden zweiten Vierteljahr 2025 bereits das achte Quartal in Folge gesunken.
EY-Analyst Jan Brorhilker erwartet eine Fortsetzung des Abwärtstrends bei den Industriearbeitsplätzen. Die Sparprogramme, die sich viele Unternehmen verordnet haben, schlagen erst mit zeitlicher Verzögerung auf den Arbeitsmarkt durch.
Selbst für deutsche Ingenieure sprechen dem EY-Fachmann zufolge schwere Zeiten an: „Die Automobilindustrie und der Maschinenbau stellen heute deutlich weniger junge Menschen ein als in den vergangenen Jahren.“ Die Arbeitslosigkeit unter Hochschulabsolventen werde steigen.
Fatal an der beschleunigten Deindustrialisierung ist, dass vor allem produktive und wertschöpfende Arbeitsplätze gestrichen oder ins Ausland verlagert werden, während der öffentliche Dienst und der steuerfinanzierte Beschäftigungssektor zugleich massiv ausgebaut werden.