Demonstratives Händeschütteln mit AfD-Leuten: Warum die AfD unsichtbar bei der CSU-Klausur in Seeon dabei ist

vor 4 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Vor dem Eingang zum oberbayerischen Kloster Seeon hat die CSU-Landesgruppe im Bundestag eine elektronische Uhr für den „Politikwechsel-Countdown“ aufgebaut, die – so ähnlich, wie die berühmte Schuldenuhr des Steuerzahlerbundes – die Tage bis zur Bundestagswahl rückwärts zählt. 45 Tage standen da am letzten Tag der traditionellen CSU-Winterklausur noch auf der Uhr. 45 Tage, die das Warten auf den Aufbruch in Deutschland zeigen sollen.

Doch in Wahrheit sind es auch 45 Tage des Zitterns für die Union.

Der Grund: Die AfD sitzt auch der Union im Nacken. Mit unterdrückter Anspannung wurde am Mittwoch deshalb hinter verschlossenen Türen eine Yougov-Umfrage herumgereicht, nach der die Union bei lediglich 29 Prozent steht und die AfD auf 21 Prozent kommt. Während in den offiziellen Statements die harte Abgrenzung von der AfD weiter zum Standard von CSU-Chef Markus Söder und den Parteispitzen gehört, schlagen die einfachen Abgeordneten längst andere Töne an. Er habe alle Ausschussvorsitzenden der AfD im Bundestag mitgewählt und auch stets für die AfD-Vizepräsidentenkandidaten votiert, sagt ein CSU-Mann, der jetzt aus dem Parlament ausscheidet, aber nicht öffentlich zitiert werden will, um dem Wahlkampf nicht zu schaden. „Viele von den AfD-Leuten sind doch unsere früheren Kreisvorsitzenden der Jungen Union!“

Söder und Merz: Händeschütteln in vertrauter Runde. Handshakes mit der AfD gelten innerhalb der Union noch als eine Art Mutprobe.

Welche bizarren Gesten inzwischen im Umgang mit der AfD verwendet werden, erzählte der fränkische Abgeordnete Ralph Edelhäußer nach NIUS-Informationen intern im Kreis der CSU-Leute. Er gebe AfD-Abgeordneten immer und überall demonstrativ die Hand, um die Grenzen der Ausgrenzung zu zeigen. AfD-Kontakte als eine Art Mutprobe. Traditionell haben die CSU-Funktionäre in Bayern eine sehr enge und direkte Bindung zu ihrer jeweiligen Basis und spüren die Verschiebung bei den Wählern sehr deutlich. „Es sind doch unsere Leute“, sagt ein anderer Abgeordneter, der im Wahlkampf immer wieder auf alte Bekannte trifft, die ihn gewissermaßen um Verzeihung bitten und erklären, dass sie diesmal AfD wählen.

Nach der Wahl werde es da ein notwendiges Korrektiv geben müssen, sind sich viele einig. „Wir können natürlich auch noch warten, bis wir eines Tages Junior-Partner der AfD sind, wie es die ÖVP in Wien gerade erlebt“, heißt es fatalistisch. Solche „Hornochsen“ wie NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (beide CDU) bringen uns immer tiefer in die linke Sackgasse, bis uns niemand mehr glaubt, dass wir die Probleme der Leute noch verstehen.

Kanzlerkandidat Friedrich Merz, da sind sich alle einig, sei „die letzte Patrone der Union“. Er habe die Partei wieder auf den richtigen Kurs gebracht und habe selbst ein gutes Koordinatensystem, auch wenn er das nicht immer ganz so pointiert rüberbringe. Wie verkrampft Merz in der AfD-Frage ist, zeigt sich intern bei einer anderen Episode. Merz grüße AfD-Leute grundsätzlich nicht, erzählt ein Mitarbeiter aus der Unionsfraktion des Bundestags. Er schaue dann auch immer weg, wenn er denen begegnet ...

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