
Er hat 122.000 Instagram-Follower, er zeigt sich mit hübschen Mädchen am Strand oder mit Freunden in seinem Mercedes, gerne mit einem Cristal-Bier in der Hand – der 33-jährige Sandro Castro genießt das Leben im armen Kuba.
Und zeigt es auch. Seine Social-Media-Auftritte sind legendär und sorgen für Aufsehen. Denn Sandro Castro ist der Enkel des 2016 verstorbenen Revolutionsführers Fidel Castro.
So inzeniert sich Sandro Castro auf Instagram:
Statt der olivgrünen Uniform des Revolutionsführers Fidel Castro trägt Sandro am liebsten das Trikot von seinem Lieblingsverein Real Madrid. Er greift lieber zum Smartphone als zur Machete, die sein Großvater einst bei der Zuckerrohrernte schwang, wie die Neue Zürcher Zeitung schreibt.
Fidel Castro hatte 1959 den Diktator Batista gestützt und prägte ein halbes Jahrhundert das kommunistische Kuba. Fidel Castro wetterte unermüdlich gegen den amerikanischen Imperialismus und setzte auf die kubanisch-russische Freundschaft. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 endete auch Moskaus finanzielle Unterstützung für Kuba. Das Musterland des Sozialismus erlebte einen Niedergang, von dem es sich bis heute nicht erholt hat. Hunderttausende von Kubanern versuchten vor dem Hunger zu fliehen.
Eine Stadtansicht von Havanna, der verarmten Hauptstadt Kubas.
Enkel Sandro Castro scheint für seinen legendären Großvater und dessen Zeit nur Spott übrig zu haben. Obwohl Benzin in Kuba äußerst knapp ist, hat sein Mercedes stets einen vollen Tank. „Gott sei Dank“, ist sein Kommentar dazu. Berüchtigt sind die Partys in seinem eigenen Klub in Havanna, die – während der regelmäßigen landesweiten Stromausfälle – stets weitergehen. Woher Sandro das Geld für seinen Luxus hat, weiß niemand genau. Das hat Tradition. Auch von Fidel Castro kannten die Kubaner nur den öffentlichen Anführer, sein Privatleben blieb im Dunkeln. Bis heute lebt die Castro-Familie abgeschirmt in Punto Cero, einem Villenviertel am westlichen Rand von Havanna.
Der extrovertierte Castro-Erbe genießt in seinem Land Narrenfreiheit.
Zwar wurden noch andere Mitglieder der Castro-Familie bei luxuriösen Reisen durch Europa gesehen. Doch Sandro gewährt den Kubanern zum ersten Mal direkt Einblicke in das Leben der Revolutionärsfamilie. Er bestätigt das, was auf der Insel längst vermutet wurde: So bescheiden wie sich die Castros immer gaben, waren sie in Wirklichkeit nicht. Doch als das „Forbes“- Magazin Castros Vermögen 2006 auf 900 Millionen Dollar schätzte, betonte die kubanische Regierung, er verdiene lediglich 36 Dollar im Monat. Das hat schon damals keiner geglaubt.
Sandro Castro besitzt in Kuba Narrenfreiheit. Als im Juli 2021 Proteste gegen die Mangelwirtschaft, die Stromausfälle und die politische Unterdrückung aufflammten, wurden Hunderte von Jugendlichen zu langen Haftstrafen verurteilt. Seitdem sollen bis zu einer Million meist junger Kubaner die Insel verlassen haben.
Sandro dagegen kann weiter tun und lassen, was er will. Einen Castro rührt man auf Kuba nicht an.