Der Fluch des Krösus

vor etwa 3 Stunden

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Vor etwa 2000 Jahren wurde Jesus vom religiösen Establishment in Israel mit der Fangfrage konfrontiert, ob aus seiner Sicht den römischen Besatzern Steuern zu zahlen seien. Hätte er mit „Ja“ geantwortet, wäre er beim jüdischen Volk in Ungnade gefallen, hätte er mit „Nein“ geantwortet, hätte man ihn bei den herrschenden Römern angeschwärzt.

Doch Jesus entging der Falle, indem er sich die übliche Steuermünze, einen Silberdenar, zeigen ließ und fragte, wessen Bild und Aufschrift diese trage. Auf die Antwort, es sei die „des Kaisers“ konterte der Sohn Gottes und sagte: „Also gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“ Seine Antwort löste beträchtliche Verwunderung aus, war man doch damals in Israel der Ansicht, dass Silber und Gold allein Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, gehöre und die Menschen allenfalls diese Schätze zu verwalten hätten.

In früheren Zeiten, zum Beispiel als Abraham um 2000 vor Christus sein Grundstück kaufte (siehe Ausgabe 3/25), traf diese Ansicht auch voll und ganz zu. Um das Jahr 570 v. Chr. herum kam es jedoch in Lydien, einem untergegangenen Königreich auf dem Gebiet der heutigen Türkei, unter den Herrschern Alyattes II. und seinem Sohn und Nachfolger Krösus zu einer bedeutenden geldgeschichtlichen Veränderung: An sich war es eine großartige Idee, als die Lyder begannen, ihre damalige Geldlegierung, die aus einer Mischung von Silber und Gold bestand und Elektrum genannt wurde, gewichtsmäßig zu standardisieren. So konnte ab sofort auf das umständliche Abwiegen des Geldes verzichtet und durch einfaches Abzählen der Edelmetallstücke ein Kaufpreis entrichtet werden.

Das neue Münzgeld fand im Mittelmeerraum rasch Verbreitung, und die Innovation wurde sowohl von den Griechen als auch vom später aufstrebenden Römischen Reich übernommen. Diese bedeutende Handelserleichterung durch genormte Silber- und Goldstücke wurde mit der Einführung eines staatlichen Geldmonopols kombiniert. Mit vergleichsweise kurzen Unterbrechungen in einzelnen Nationen hat sich dieses Geldmonopol bis heute erhalten.

Interessanterweise wird bei uns seit Langem bereits Schülern der Oberstufe gelehrt: „Wirtschaftliche Monopole sind schlecht.“ Warum dann derartige Ausnahmen? Ist Geld nicht auch nur eine Art Ware, die mit einem Mehrwertsteuerprivileg versehen ist?

Das Monopol auf Geld ist aus freiheitlicher Sicht buchstäblich katastrophal. Einer der Hauptvertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek, schrieb denn auch: „Wenn die Abschaffung des Regierungsmonopols zu dem allgemeinen Gebrauch verschiedener, konkurrierender Währungen führte, dann wäre dies schon an sich eine Verbesserung gegenüber einem staatlichen Geldmonopol, das ohne Ausnahme missbraucht worden ist, um die Bürger zu betrügen und zu täuschen.“

Das erste Geldmonopol der Geschichte führte zum beispiellosen Reichtum des lydischen Herrschers. „Reich wie Krösus“ ist bis in die Gegenwart ein geflügeltes Wort. Begründet wurde das Geldmonopol damals wie heute durch sogenannte Hoheitszeichen. Das sind geprägte Bilder, Siegel und Unterschriften der Monopolisten auf den Geldstücken. Und zur Abschreckung vor deren illegalen Nachahmungen erfolgte schon bei den alten Griechen und noch bis ins 18. Jahrhundert hinein die Androhung der schwersten staatlichen Sanktion – der Todesstrafe. Erst im Zuge der Aufklärung ging die Rechtsprechung dann zu Freiheitsstrafen über. Nach Paragraf 146 des deutschen Strafgesetzbuches kann das professionelle Geldfälschen aktuell mit bis zu zehn Jahren Freiheitsentzug bestraft werden – sogar in minder schweren Fällen. Die Höchststrafe wurde zum Beispiel 2019 für die Mitglieder einer Geldfälscherbande verhängt.

Hoheitszeichen begründen immer auch gewisse Eigentumsrechte, und selbst wo diese momentan unkritisch sind, kann durch Änderung von Gesetzen, Verordnungen oder der Rechtsprechung künftig privates Eigentum beschnitten werden – bis hin zur Konfiszierung, also der entschädigungslosen Einziehung. In Österreich ist im dortigen Scheidemünzengesetz schon heute schwarz auf weiß in Paragraf 2 die „Einzugsmöglichkeit“ durch die Münze Österreich vorgesehen. Und die betrifft gemäß der Paragrafen 8 und 12 sogar Sammlermünzen aus Silber und Gold, wie die bekannten „Wiener Philharmoniker“.

Interessanterweise bieten die Worte Jesus von Nazareths nicht nur präzise Aufklärung zum Geldmonopol, sondern auch einen legalen, pragmatischen und zugleich genialen Lösungsansatz für die Überwindung des Grundproblems: Dass sich nämlich säkulare Herrscher und Organisationen, die Zahlungsmittel emittieren, mittels der Hoheitsrechte einen exponierten Einfluss auf die Wirtschaft und den Handel von Nationen sichern – um am Ende davon zu profitieren. Frei auf die Verhältnisse von heute übertragen hieße die Übersetzung des Jesus-Wortes: „Gebt den Banken ihr Geld zurück.“

Wie kann diese Rückgabe nun praktisch umgesetzt werden? Zuallererst durch Konzentration auf die rasche Tilgung von Darlehen. Und dann natürlich durch die Reduktion von Euroguthaben auf Bankkonten mittels Umschichtung in Sachwerte, allem voran Silber und Gold – am besten ohne Hoheitszeichen. Auch Monopole benötigen Umsätze und daraus resultierende Gewinne. Es ist die Entscheidung des einzelnen Bürgers, wie viel er persönlich dazu beitragen möchte, indem er Vermögenswerte in Geld hält beziehungsweise bei Transaktionen einsetzt.

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