
Nach dem tödlichen Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt, bei dem sechs Menschen ums Leben kamen, verlangen Sicherheitsbehörden verstärkte Schutzmaßnahmen. Veranstalter stellt dies jedoch vor erhebliche Herausforderungen. Allen voran mangelt es vielen gemeinnützigen Vereinen an Geld, um den erhöhten Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. In Deutschland werden aus diesem Grund aktuell zahlreiche Karnevalsumzüge abgesagt.
So wird es dieses Jahr etwa in Erfurt keinen Umzug geben. Dabei wird in der Landeshauptstadt traditionellerweise der größte Umzug Thüringens abgehalten. Um hierauf aufmerksam zu machen, ist sogar Protest angekündigt. „Es gibt eine Demonstration durch die Stadt, um darauf aufmerksam zu machen, dass Traditionen wichtig sind“, so Thomas Kemmerich, Präsident der Gemeinschaft Erfurter Carneval. Anschließend soll auf dem Domplatz noch eine Feier abgehalten werden.
Auch in Kempten wurde der alljährlich stattfindende Karnevalsumzug abgesagt. Um die Sicherheit der 15.000 Besucher zu gewährleisten, wäre es erforderlich gewesen, sämtliche Zufahrtsstraßen mit schweren Fahrzeugen oder Betonblöcken zu blockieren. Die dafür veranschlagten Kosten beliefen sich auf 50.000 Euro. Zu viel für den Karnevalsverein. In einer Stellungnahme heißt es: „Der islamistische Terrorismus hat sein Ziel erreicht“.
Ebenso abgesagt werden muss der Nachtumzug in Macherbach (Saarland). Der Rosenmontagszug in Neukirchen-Vluyn (NRW) wurde zunächst ebenfalls abgesagt. Die Karnevalsgesellschaft Neukirchen-VLÜ-KA-GE Rot-Weiss hätte 90 private PKWs zur Absperrung der Zufahrten einsetzen und dafür haften müssen. Nun hat die Stadt jedoch überraschend mitgeteilt, dass der Umzug voraussichtlich doch stattfinden wird.
Die Stadtverwaltung erklärt: „Es konnte ein für alle Seiten tragfähig erscheinender Lösungsansatz zur Durchführung des Rosenmontagszuges abgestimmt werden“. Sie plant, die Veranstalter durch „Bereitstellung weiterer Ressourcen“ zu unterstützen. In der Nachbarstadt Moers herrscht hingegen weiterhin Ungewissheit bezüglich des „Nelkensamstagszugs“ am 1. März, der üblicherweise mehr als 100.000 Zuschauer anzieht. Eine Entscheidung über dessen Durchführung wird in der kommenden Woche erwartet.