
Schwarz-Rot-Gold ist die Flagge der Bundesrepublik Deutschland. Jedes Land hat Nationalsymbole, jedes Land hat Hoheitszeichen. Im gegenwärtigen Deutschland sind das der Bundesadler und die Bundesflagge. Kein Land hat ein derart verkniffenes Verhältnis zu seinen Symbolen.
Schwarz-Rot-Gold sollte das Banner sein, hinter dem sich alle Deutschen versammeln können. Stattdessen führen Linke einen Kulturkampf gegen Schwarz-Rot-Gold und also gegen das Eigene und das Einende. Ein friedliches, ein einladendes Land braucht aber nichts dringender als solche Symbole der Einheit. Schwarz-Rot-Gold sollte viel öfter und viel selbstverständlicher zu sehen sein.
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Der linke Kulturkampf gegen Schwarz-Rot-Gold ist getragen von Unkenntnis und Misstrauen. Man misstraut dem Land, dem man angehört, weil man es für noch nicht links genug hält. Ergo: weil Linke noch nicht über genügend Macht verfügen. Man will eine internationalistische Republik der Vielen, keine Bundesrepublik Deutschland.
Darum verstieg sich eine Stadträtin aus Sachsen-Anhalt zur Aussage: Es sei „erschreckend“, wie viele Deutschlandflaggen in Dessau-Roßlau bereits hingen. Eine ständige Beflaggung öffentlicher Gebäude könnte „für ausländische Mitbürger beleidigend“ wirken. Das sei „einfach nicht mehr zeitgemäß“.
Als der Herr Hirn verteilte, muss diese Stadträtin abwesend gewesen sein. Wie Nationalsymbole auf Ausländer wirken, ist irrelevant. Die wenigsten Ausländer nehmen Anstoß nehmen an der Flagge jenes Landes, in das sie freiwillig aufgebrochen sind und das sie aufgenommen hat.
Die Stadträtin will vermutlich etwas anderes sagen: Deutschland geht ihr gegen den Strich. Sie will als Deutsche von Deutschland verschont bleiben – und das heißt: von jener Bundesrepublik, die als freie, rechtsstaatliche, demokratische Gründung auf deutschem Boden erst die Möglichkeit eröffnete, so brachial gegen Deutschland zu wettern. Es ist bizarr. Es ist schizophren.
Zum Misstrauen kommt die Unkenntnis. Die Ignoranz ist der Nährboden der Fahnenskeptiker. So war es auch im Deutschen Bundestag, als dieser auf Antrag der AfD zur Schwarz-Rot-Gold-Debatte lud. Linke Redner von SPD, Grünen und Linkspartei legten sich ins Zeug, um statt der Bundesflagge eine andere Fahne zu promoten: den Regenbogen und die Progress-Pride-Flagge.
Das Machtsymbol der sogenannten queeren Bewegung wurde von einem linken Abgeordneten ausdrücklich der Deutschlandfahne vorgezogen. Es spricht zu uns: Herr David Schliesing aus Sachsen-Anhalt, Dramaturg, Regisseur, Mitglied der Partei „Die Linke“.
Ein Abgeordneter des Deutschen Bundestags will für die Regenbogenflagge kämpfen, nicht für die Nationalflagge. Herr Schliesing weiß offenbar nicht: Im Bundestag werden die Anliegen des deutschen Volkes verhandelt. Und er weiß nicht, wofür Schwarz-Rot-Gold steht. Es sind die Farben des Festes auf dem Hambacher Schloss von 1832.
Unter Schwarz-Rot-Gold begehrten die liberalen und demokratischen Kräfte gegen die Fürstenherrschaft auf. Zentrale Anliegen waren: Freiheit der Presse, Freiheit der Meinung, Gleichberechtigung von Mann und Frau in der politischen Debatte, weniger Armut, Republik statt Monarchie. Ein freies Europa wurde gefordert. Wer mit der Deutschlandfahne fremdelt, fremdelt mit all dem.
Auch der linke Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow macht sich zum Anwalt der Regenbogenfahne. Ramelow sollte die Sitzungen unparteiisch leiten. Stattdessen sprang er seinem Parteifreund bei. In Thüringen, dozierte Ramelow, wurden vor 500 Jahren im Zeichen des Regenbogens Bürgerrechte eingefordert:
Ramelows historischer Exkurs hat ein einziges Ziel: Die Regenbogenfahne als deutsches Symbol zu legitimieren. Einem Bundestagsvizepräsidenten stehen solche parteiischen Äußerungen nicht zu. Thomas Münzer war außerdem ein religiös-politischer Extremist. Und die Bauern bezogen sich mit dem Regenbogen auf den biblischen Bund Gottes mit den Menschen. Das war peinlich, Herr Ramelow.
Selbst die Union sieht übrigens die Bundesflagge als unvollkommen an. Sie stellt ihr die Europaflagge zur Seite und damit ein Bekenntnis zur trudelnden EU. Im „Einzelfall“, versteht sich.
Was soll das heißen, Frau Wittmann? Die Europäische Union ist die Zukunft und also die Bundesrepublik Vergangenheit?
Wer da Unklarheiten Raum öffnet, hat eine entscheidende Lektion aus der Geschichte der Bundesrepublik nicht begriffen: Schwarz-Rot-Gold steht für Freiheit, Emanzipation und Gewaltenteilung. Schwarz-Rot-Gold steht für Parlamentarismus, für Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Es sind Farben, die an jedem hoheitlichen Gebäude wehen sollten. Wo sie wehen, lebt die Republik und herrscht das Grundgesetz.
Auch sollte kein Bürger sich rechtfertigen müssen für dieses milde, aber wichtige Signal: Die Flagge zeigt, dass über allem Streit das eine, das gemeinsame, das friedlich geeinte Land stehen sollte.