Der Meister der Bilder: Warum man Donald Trump einfach mögen muss

vor 6 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Es sind nicht nur die wirkmächtigen Bilder aus dem Wahlkampf, die einem Donald Trump sympathisch werden lassen, ob er bei McDonald’s im Einsatz ist oder sich die Müllmann-Weste überstreift. Der Mann ist echt. Und er hat Humor.

Da ist er wieder. Diesmal am Airport in Green Bay, Wisconsin. Er hat sein Jackett abgelegt und trägt nun die orangefarbene Weste eines Müllmanns. Klettert in einen Müll-Truck mit dem Schriftzug Trump, am Fahrzeug flattert das Sternenbanner. Donald Trump spricht aus dem Fenster zur Presse: „Dieser Truck ist zu Ehren von Kamala und Joe Biden.“

Donald Trump strebt dem Müll-Truck zu ...

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... „zu Ehren von Kamala und Joe Biden“.

Und einmal mehr hat er gepunktet, indem er einen Fauxpas seiner Gegner ironisch kontert, nun mit der Müll-Nummer, schließlich hat US-Präsident Joe Biden Trump-Anhänger kürzlich „Abfall“ genannt, woran auch die nachträgliche Manipulation der Abschrift durch einen Apostroph nichts ändert. Erst kürzlich hat Trump die unbewiesene Behauptung seiner Konkurrentin Kamala Harris, sie habe als Studentin bei McDonald’s gejobbt, mit einer witzigen Aktion aufs Korn genommen. Er briet Burger-Patties, frittierte Pommes, plauderte mit den Angestellten und händigte persönlich die Tüten am Schalter einer Drive-In-Filiale in Pennsylvania aus. „Jetzt habe ich hier länger gearbeitet als Kamala“, rief er fröhlich.

Trump winkt einem Schnellimbiss-Kunden hinterher.

Und das war das Beste an der Aktion: Es wirkte nicht im Ansatz gekünstelt. Der Mann hatte wirklich Spaß an seinem PR-Gag, so wie er überhaupt Humor besitzt, sogar, obwohl durchaus eitel, zur Selbstironie fähig ist.

Nach dem Truck-Termin behielt Trump die orangefarbene Weste an, darunter die unvermeidliche rote, stets zu lang gebundene Krawatte. Und erzählte die Geschichte vor einem begeisterten Publikum noch einmal.

Wirklich witzig: Donald Trump erzählt vom Müll-Truck.

Er ist eben auch Entertainer. Allein: Muss der Umstand, dass jemand unterhaltsam und witzig sein kann, unbedingt implizieren, dass dieser Mensch komplett unseriös ist? Man denke an den britischen Ex-Premier Boris Johnson, der hierzulande als Clown porträtiert wurde. Dabei brillierte Johnson auf dem Eton College und später in Oxford, unterrichtete in einem gap year in Australien Englisch und Latein, und er kann endlose Verse aus Homers Ilias im altgriechischen Original rezitieren – ebenfalls auf äußerst unterhaltsame Weise.

Nun verfügt Trump gewiss nicht über die klassische Bildung eines Boris Johnson, auch dürfte sein Wortschatz geringer sein, aber deswegen ist er nicht dumm, auch wenn man ihn bei uns in Deutschland dafür hält. Alle finden ihn schrecklich. Unmöglich. Gefährlich. Sogar Menschen, die ich sehr schätze, halten ihn für komplett unwählbar.

Ich sehe das seit geraumer Zeit anders. Man wird nicht rechts, wenn man Rechten zuhört, man wird rechts, wenn man den Linken zuhört, meinte Nicolás Gómez Dávila einst, und in diesem Sinne ist mir der Gegenspieler von Kamala Harris grundsätzlich sympathischer. Auch erinnere ich mich an Trumps Zeit im Weißen Haus, wirtschaftlich lief es gut, bis die „Pandemie“ ausgerufen wurde und die Lockdowns kamen. Außenpolitisch erreichte Trump einiges, etwa die Abraham-Vereinbarungen, die diplomatische Beziehungen zwischen Israel und vormals feindlich gesinnten arabischen Staaten ermöglichten. Trump ließ die USA nicht in einen Krieg hineinziehen, Putin, Xi Jinping und Kim Jong-un hielten die Füße still.

Trump ist kein Berufspolitiker, der die klassische Ochsentour in der Partei absolviert und sich nach oben intrigiert. Ein Diplomat ist er auch nicht. Aber er scheint instinktiv zu wissen, wie man mit wem kommunizieren muss. Man wirft ihm vor, mit Diktatoren zu kungeln, ich glaube inzwischen, der Geschäftsmann weiß einfach, wie man sie nicht vor den Kopf stößt und trotzdem einen Weg findet, einen Krieg zu verhindern. Jeder Mensch hat Interessen und Bedürfnisse, es gilt, einen „Deal“ abzuschließen, mit dem beide Seiten gut leben können.

Ebenso mühelos kommuniziert der Milliardär Trump eben auch mit dem „kleinen Mann auf der Straße“, den er nicht als „bedauernswert“ oder „abgehängt“ klassifiziert, wie es Hillary Clinton tat. Einfach, weil er, anders als Robert Habeck, Patriotismus nicht „zum Kotzen“ findet und mit Amerika etwas anzufangen weiß. Die klassischen amerikanischen Werte auch mit Burger-Bratern, Müllmännern und Stahlarbeitern teilt. Er will nicht die Welt verändern oder „das Klima“ retten und die Menschheit „erlösen“ (und dabei das einfache Volk verachten), sondern wissen, was der Wähler will. Das macht ihn in den Augen der Quantitätsmedien zu einem „Populisten“, der wiederum gerade noch diesseits des „Faschisten“ rangiert, wenn er nicht – wie von Kamala Harris und anderen – gleich als solcher bezeichnet wird.

Kamala Harris schmückt sich gern mit Stars, hier mit Beyoncé in Houston, Texas.

Donald Trump ist reich, aber keiner, der zur „Elite“ an Ost- und Westküste gezählt wird. Er ist der klassische Anti-Establishment-Kandidat, und das macht ihn in Zeiten der Polarisierung für viele Menschen wählbar. Das Leben ist hart für viele Amerikaner. Im linken politischen Lager bildet man sich ein, dass es im Wahlkampf um die Themen Abtreibungen, Klimapolitik und Gefährdung der Demokratie (von rechts, natürlich) geht. Dabei sind es Inflation, illegale Einwanderung und Kriminalität, die Amerikaner umtreiben, nicht die Rechte von LGBTQ-Gruppen.

Kamala Harris (l.) und Ex-First-Lady Michelle Obama in Michigan.

Hollywood unterstützt die Demokraten, und mangels eigenen Charismas schmückt sich die Not-Kandidatin Kamala Harris mit Schauspielern wie George Clooney. Offenbar will sie vor allem weibliche und „queere“ Fans ansprechen; Pop-Superstar Taylor Swift unterstützt sie, ebenso wie die Sängerinnen Billie Eilish, Beyoncé und Ariana Grande. Na und? Ihre Luxusprobleme sind nicht die von 330 Millionen Amerikanern. Für George Clooney spielt es keine Rolle, ob seine neue Villa 30 oder 35 Millionen Dollar kostet, aber John Doe, der Durchschnittsamerikaner, hat ganz andere Sorgen: hohe Steuern, Inflation und Kriminalität auf den Straßen.

Trump hat das, im Gegensatz zur Elite, begriffen. Er ist kein klassischer Konservativer wie Viktor Orbán, Bibi Netanyahu oder der junge Pierre Poilievre in Kanada, im Gegenteil stand er früher den Demokraten näher. Da waren die aber auch noch ganz anders. Trump ist ein Seiteneinsteiger, unkonventionell, greift auch mal daneben, ist auch mal peinlich. Ich selbst habe ihn auch lange so wahrgenommen, seine Großspurigkeit war mir unangenehm, sein karger Wortschatz, sein ungalantes Verhalten gegenüber Frauen.

Jetzt halte ich ihn immer noch nicht für liebenswert, aber doch immer öfter für authentisch und – gerade im Vergleich mit den etablierten Politikern – erfrischend. Viele Deutsche können partout nicht verstehen, wie man so einen Mann wählen kann, und eigentlich stehen mir gestandene Liberal-Konservative näher. Aber auf einen groben Klotz gehört zuweilen ein grober Keil.

Weil sie „dem Volk aufs Maul schauen“, nichts beschönigen, auch mal polemisch gegen den woken Wahnsinn sticheln, sprechen „Populisten“ wie Trump, Milei, Wilders oder auch Salvini und Meloni den Menschen aus der Seele. Trump und Elon Musk sind unabhängige Geister, unkonventionell, dabei auch noch unterhaltsam, es ist nicht der ihnen zu Unrecht vorgeworfene „Hass“, mit dem sie anecken, sondern der Spott über das verrückt gewordene linke Establishment. Den können sie nicht vertragen, so wie unsere Minister, die, wenn man sich über sie lustig macht, „Verhöhnung“ bestrafen wollen.

Während das Establishment angesichts seiner bedrohten Vorherrschaft immer repressiver auftritt, Gegner als Antidemokraten und Faschisten diffamiert, zeigen sich Trump und Musk davon unbeeindruckt. Sie sehen, zu Recht, die Demokratie und die Freiheit von links bedroht. Aber sie sind dabei nicht so verbiestert und humorlos wie ihre Gegner, sondern witziger, liberaler, toleranter auch. Man muss die Menschen nicht umformen und gleich machen, sie sind nun einmal unterschiedlich, that’s life.

„Fight! Fight!“: Donald Trump unmittelbar nach dem Attentat in Butler, Pennsylvania.

Und dabei lassen sie sich den Patriotismus nicht nehmen. Die „USA! USA! USA!“-Rufe mögen in deutschen Ohren befremdlich klingen, man denkt unwillkürlich an schlichte Gemüter wie Al Bundy oder Homer Simpson, aber damit macht man es sich hier zu einfach. Selbsthass ist einfach nicht gesund. Donald Trump leidet nicht daran, im Gegenteil, er findet sich selbst famos, und Millionen Amerikaner finden das auch.

Zwei Attentatsversuche hat er überstanden, und er macht unverdrossen weiter, er kämpft. That’s the spirit. Ich fange an, den Mann, bei all seinen offensichtlichen Unzulänglichkeiten, irgendwie zu mögen.

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