
Seit 2023 reformiert der argentinische Präsident Javier Milei sein Land. Er hat hunderte Seiten an Regelungen gestrichen und tausende überflüssige Staatsbedienstete entlassen, um gegen Inflation, Bürokratie und Steuerlast zu kämpfen. Und das mit Erfolg: Die Wirtschaft in Argentinien erholt sich langsam aus einer historischen Rezession.
Das sorgt auch global für Begeisterung – und Nachahmer. Der wohl bekannteste ist der Tech-Milliardär und Vertraute von US-Präsident Donald Trump, Elon Musk. Als Chef der „Abteilung für Regierungseffizienz“ soll er die US-Bürokratie verschlanken. Doch er ist nicht der einzige. In Argentiniens Nachbarland Chile könnte bald der nächste Politiker à la Milei zum Präsidenten aufsteigen.
Das Land wird bislang durch den linken Präsidenten Gabriel Boric regiert. Er hatte 2022 versucht, in Chile eine linke Verfassung durchzusetzen, scheiterte jedoch bei der dafür vorgesehenen Volksabstimmung. Chile befindet sich derzeit in einer Wirtschaftskrise, eine hohe Inflation belastet die Bürger. Die linke Regierung konnte die Probleme im Land nicht lösen, sondern verschlimmerte sie nur weiter.
Demgemäß niedrig fallen Borics Beliebtheitswerte in den Umfragen aus. Ihm persönlich kann das jedoch relativ egal sein, da für Präsidenten eine Amtszeitbeschränkung gilt, wonach sich der amtierende Präsident sowieso nicht erneut zur Wahl stellen kann. Borics Amtszeit läuft im laufenden Jahr aus. Am 16. November wird ein neuer Präsident gewählt. Nach aktuellen Umfragen haben dann vor allem konservative und rechte Kandidaten die Chance auf einen Sieg, die chilenische Linke liegt am Boden.
Vor allem ein Präsidentschaftskandidat aus dem rechten Spektrum fällt auf: Johannes Kaiser. Er ist Parlamentsabgeordneter und Gründer der „Nationalen Libertären Partei“. Der Sohn einer ursprünglich deutschen Familie hat die Partei im vergangenen Jahr gegründet und bezieht sich dabei explizit auch auf Mileis Politik in Argentinien.
Seit ihrer Gründung im vergangenen November ist die „Nationale Libertäre Partei“ rapide gewachsen. Nach eigenen Angaben soll sie bereits fast so viele Parteimitglieder besitzen wie die etablierten rechten Parteien – etwa die chilenischen Republikaner und die „Unabhängige Demokratische Union“. Mittlerweile soll man außerdem genug Unterschriften gesammelt haben, um sich offiziell als nationale Partei zu registrieren.
Kaiser steht in aktuellen Umfragen sehr gut da. Laut dem „Cadem“-Institut liegt er mit 16 Prozent auf dem zweiten Platz bei der Präsidentschaftswahl – hinter der konservativen Präsidentschaftskandidatin Evelyn Matthei. Im Fall einer Stichwahl, die durchgeführt wird, wenn keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang auf 50 Prozent kommt, qualifiziert er sich damit für einen Zweikampf.
Auch Milei lag noch am Anfang des Wahljahres 2023 deutlich hinter seinen Konkurrenten. Am Ende gewann er an Momentum hinzu – und so am Ende auch in der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl. Und zwar deutlich: mit über 55 Prozent der Stimmen.
Kaiser ist in Chile als politischer Kommentator und Youtuber bekannt geworden. 2021 wurde er als Mitglied der Republikaner ins Parlament gewählt, wurde aus der Partei jedoch aufgrund inhaltlicher Auseinandersetzungen ausgeschlossen. Er gilt als großer Unterstützer des Kapitalismus und ist gesellschaftspolitisch konservativ. Damit ist er unter anderem Gegner von Abtreibung.
Besonders kontrovers ist seine Befürwortung des früheren chilenischen Präsidenten Augusto Pinochet, der das Land zwischen 1973 und 1990 diktatorisch regierte. Pinochet ging hart gegen kommunistische Politiker vor und etablierte eine freie Marktwirtschaft in Chile. Bis heute gilt es als das wirtschaftlich freieste Land in Südamerika.