Der nächste Papst: Wer beerbt Franziskus und wie wird er gewählt?

vor 6 Tagen

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Bildquelle: Apollo News

Am Ostermontag verstarb Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren in der Vatikanstadt nach monatelanger Krankheit an einem Schlaganfall und Herzversagen. In Rom beginnt nun zunächst eine neuntägige Trauerzeit. Diese Phase ist geprägt von täglichen Trauermessen und liturgischen Zeremonien im Vatikan und dient nicht nur dem Gedenken an den verstorbenen Pontifex, sondern auch der Vorbereitung auf die Wahl seines Nachfolgers.

Die Beisetzung des Papstes findet in der Regel vier bis sechs Tage nach seinem Tod statt. Während dieser Zeit wird der Leichnam in der Regel im Petersdom aufgebahrt, damit Gläubige Abschied nehmen können. Parallel zur Trauerzeit beginnt die organisatorische Vorbereitung des Konklaves – der Versammlung der wahlberechtigten Kardinäle, die den neuen Papst bestimmen. Diese beginnt in der Regel 15 bis 20 Tage nach dem Tod des Papstes, um allen Kardinälen ausreichend Zeit zur Anreise nach Rom zu geben.

Die Wahl des Papstes liegt in den Händen der Kardinäle, jedoch mit einer wichtigen Einschränkung: Nur Kardinäle unter 80 Jahren dürfen an der Wahl teilnehmen. Derzeit gibt es 252 Kardinäle, von denen etwa 135 wahlberechtigt sind. Papst Paul VI. führte jedoch eine Regel ein, die die Anzahl der wahlberechtigten Kardinäle auf 120 begrenzt. Es bleibt abzuwarten, ob diese Grenze im Konklave 2025 eingehalten oder ignoriert wird. Die Kardinäle versammeln sich in der Sixtinischen Kapelle, schwören einen Eid auf absolute Geheimhaltung – keine Handys, kein Kontakt zur Presse, keine Kommunikation mit der Außenwelt. Auch wenn es anders scheint, sind die konservativen Kräfte in den Reihen der Kardinäle derzeit in der Überzahl.

Theoretisch kann jeder getaufte männliche Katholik zum Papst gewählt werden, sogar ein Laie. In der Praxis wird der Papst jedoch seit Jahrhunderten aus den Reihen der Kardinäle gewählt – das letzte Mal, dass ein Nicht-Kardinal Papst wurde, war im Jahr 1378. Der Wahlprozess ist tief spirituell geprägt: Jeder Kardinal schreibt den Namen seines favorisierten Kandidaten auf einen Stimmzettel, faltet diesen und legt ihn in einen Kelch auf den Altar. Dabei beten sie: „Ich rufe Christus, den Herrn, als meinen Zeugen an, der mein Richter sein wird.“

Um gewählt zu werden, muss ein Kandidat eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen erhalten. Sollte nach mehreren Wahlgängen kein Ergebnis erzielt werden, wird eine Pause eingelegt, um zu beten und zu reflektieren. Dieser Prozess kann Tage, Wochen oder sogar Monate dauern – das längste Konklave der Geschichte dauerte fast drei Jahre.

Nach jedem Wahlgang werden die Stimmzettel verbrannt. Chemikalien färben den Rauch, um das Ergebnis nach außen zu signalisieren: Schwarzer Rauch bedeutet, dass noch keine Entscheidung gefallen ist, weißer Rauch verkündet: „Habemus Papam!“ – Wir haben einen Papst.

Das Konklave 2025 wird das größte in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche sein, mit 139 wahlberechtigten Kardinälen. Die strengen Regeln und Rituale, die auf der apostolischen Konstitution Universi Dominici Gregis von Papst Johannes Paul II. basieren, gewährleisten, dass die Wahl in einem heiligen und unbeeinflussten Rahmen stattfindet. Doch welcher der Kardinäle könnte der nächste Nachfolger Petri werden? Die Kunst der Vorhersage ist kaum mehr als Kaffeesatzlesen, dennoch sind hier die aussichtsreichsten Kardinäle, die Franziskus beerben könnten.

Robert Sarah (79, Guinea)Der ehemalige Präfekt der Gottesdienstkongregation gilt als einer der profiliertesten konservativen Theologen. Er war ein scharfer Kritiker liberaler Tendenzen unter Franziskus und verteidigte traditionelle Lehren, etwa zum Zölibat oder zur Geschlechterrolle. Er sprach sich immer wieder gegen den moralischen Zerfall des Westens durch Migration und „Gender-Ideologie“ aus. Aufgrund seines Alters wäre seine Wahl jedoch eher ein Signal für eine Übergangsphase. In rund einem Monat wird Sarah 80 Jahre alt.

Peter Turkson (76, Ghana)Der ghanaische Kardinal war in mehreren vatikanischen Behörden tätig und äußerte sich immer wieder zu sozialen Fragen. Theologisch bleibt er in zentralen Fragen der kirchlichen Lehre traditionell, zeigt aber zunehmend differenzierte Positionen zu gesellschaftlichen Themen. Er könnte als erste afroafrikanische Papstfigur seit Jahrhunderten Geschichte schreiben. Er wäre die liberalere afrikanische Wahl.

Pietro Parolin (70, Italien)Als vatikanischer Staatssekretär ist Parolin einer der erfahrensten Diplomaten im Heiligen Stuhl. Er war maßgeblich an Verhandlungen mit China und verschiedenen Regierungen im Nahen Osten beteiligt. Während ihn Unterstützer als verlässlichen Brückenbauer schätzen, werfen Kritiker ihm zu große Nähe zu weltlichen Machtinteressen und eine gewisse ideologische Flexibilität vor. Er gilt als Kandidat der Kontinuität.

Luis Antonio Tagle (67, Philippinen)Der ehemalige Erzbischof von Manila war zeitweise ein enger Vertrauter von Franziskus und trat für eine offenere Haltung gegenüber Geschiedenen und Homosexuellen ein. Er galt zeitweise als „Franziskus von Asien“. Zuletzt verlor er jedoch offenbar an Einfluss innerhalb der Kurie. Er hatte sich insbesondere für eine Einbindung der chinesischen Katholiken und einen Austausch mit chinesischen Bischöfen eingesetzt – da diese allerdings vom chinesischen Regime dominiert und kontrolliert werden, werden sie in Teilen vom Heiligen Stuhl nicht oder nur provisorisch anerkannt.

Péter Erdő (72, Ungarn)Erdő steht für eine theologisch konservative Ausrichtung. Er ist als intellektuell geprägter Kirchenrechtler anerkannt und vertritt klassische Positionen der Kirche. Seine Wahl würde einen klaren Kurswechsel gegenüber Franziskus signalisieren. Er sprach sich zuletzt immer wieder gegen Massenmigration nach Europa aus.

Matteo Zuppi (69, Italien)Zuppi, ein prominenter Vertreter des progressiven Flügels, wurde 2019 von Franziskus zum Kardinal ernannt. Er engagierte sich unter anderem als Friedensvermittler im Ukrainekrieg und setzt sich für einen inklusiven Kurs innerhalb der Kirche ein.

José Tolentino de Mendonça (59, Portugal)Als einer der jüngeren Kandidaten bringt Tolentino eine neue Perspektive mit. Er sprach sich wiederholt für einen offenen und modernen Dialog zwischen Kirche und Gesellschaft aus, was ihm besonders von konservativen Katholiken Kritik einbrachte. Sein Alter könnte sich als strategischer Nachteil erweisen – ein jüngerer Papst könnte für Jahrzehnte im Amt bleiben und der Mangel an Erfahrung wird ihm zur Last gelegt.

Mario Grech (68, Malta)Grech entwickelte sich in den letzten Jahren vom eher traditionellen Bischof hin zu einem progressiveren Kirchenmann. Er setzte sich unter anderem für die Möglichkeit weiblicher Diakone ein und plädierte für mehr Offenheit gegenüber gesellschaftlichen Veränderungen. Seine Wandlung wird teils als Stärke, teils als Unberechenbarkeit gewertet.

Pierbattista Pizzaballa (60, Italien)Als lateinischer Patriarch von Jerusalem ist Pizzaballa eine zentrale Figur im Nahen Osten. Nach dem Überfall der Hamas auf Israel am siebten Oktober bot er der Hamas an, ihn im Austausch für die israelischen Geiseln in Gefangenschaft zu nehmen. Jedoch fiel er immer wieder mit scharfer Kritik an Israel auf und zog Kritik der Verharmlosung der Hamas-Schrecken auf sich. Zu kontroversen kirchlichen Fragen äußerte er sich bislang nur zurückhaltend.

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