
Der Antisemitismus boomt. Auch Deutschland bleibt von dieser globalen Entwicklung nicht verschont. Und doch hat sie hierzulande eine besonders niederschmetternde Komponente.
Die neue Folge „Kissler Kompakt“ sehen Sie hier:
Kein Sonntag vergeht, ohne dass Politiker ihrem Publikum versichern: Deutschland habe aus seiner Geschichte gelernt, Antisemitismus habe in der Bundesrepublik keinen Platz.
Das Gegenteil ist wahr. Migrantische Milieus verstärken den Judenhass, aber auch an Universitäten tobt er sich aus. Der Antisemitismus ist zum Querschnittsphänomen geworden, das linke und muslimische Vorurteile verbindet. Wer ihn besiegen will, muss diese doppelt trübe Quelle in den Blick nehmen.
Jeden Tag gibt es in Deutschland 24 antisemitische Vorfälle. Diese Zahl gab nun der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. bekannt, kurz Rias. 24 Vorfälle am Tag: Die erschütternde Zahl beruht auf Meldungen durch Betroffene oder Zeugen. Die Meldungen werden von Rias erfasst, bearbeitet und verifiziert.
Insgesamt gab es demnach im Jahr 2024 insgesamt 8.627 antisemitische Vorfälle, ein Anstieg um fast 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Achtmal wurde extreme Gewalt angewendet. Für die Hauptstadt notiert Rias knapp 2.500 Vorfälle, den absoluten Spitzenwert. Der Berliner Senat geht von 1.823 judenfeindlichen Straftaten aus. Das ergab eine parlamentarische Anfrage der AfD im Abgeordnetenhaus. In Berlin sind Juden ihres Lebens nicht sicher.
Der terroristische Überfall der Hamas und die Reaktionen des israelischen Militärs in Gaza haben den Antisemitismus befeuert, an Universitäten und auf den Straßen. Hass und Gewalt gegen Juden in Wort und Tat greifen um sich. Am häufigsten sind antisemitische Vorfälle mit Sexismus verbunden.
Rias schreibt: „Bei einem Vorfall in Berlin trug eine Frau eine Kette mit einem hebräischen Wort. Jugendliche spuckten sie an und beleidigten sie auf Arabisch als jüdische Hure. In Leipzig nahm eine Frau mit dem Smartphone eine Sprachnachricht auf Hebräisch auf. Einige Männer sprachen sie auf Arabisch an, beleidigten sie als ‚Judenschlampe‘ und drohten ihr, sie zu vergewaltigen.“ Das Bunte kann sehr kalt sein.
Was aber ist an Deutschlands Universitäten los? Dort wächst der Antisemitismus inmitten der vermeintlichen akademischen Elite.
Eine Verdreifachung der antisemitischen Vorfälle an Hochschulen: Da ist an besetzte und mit Parolen beschmierte Lehrsäle zu denken. An Aufkleber mit Vernichtungsfantasien. Oder an körperliche Bedrohungen und Übergriffe auf Juden.
Intifada meint den bewaffneten Kampf der Palästinenser gegen Israel. Menschen mit Hochschulreife, Männer und Frauen, die lernen oder lehren: Auch sie sind nicht vor der antisemitischen Versuchung gefeit. Im Gegenteil: Ein pseudoklug anerzogener Hass auf den Westen, oft unter dem Etikett des sogenannten Postkolonialismus, macht die linke Intelligenzia besonders anfällig. In ihrer ideologischen Verblendung sind sie bereit, das Recht auf Bildung unter Vorbehalt zu stellen.
Was folgt aus alledem? An die Seite eines nicht besiegten rechtsextremen Antisemitismus ist ein linker, ein akademischer, ein migrantischer Antisemitismus getreten. Dieser neue Querschnitts-Antisemitismus wird zu oft hingenommen.
Linke Journalisten leugnen linken Antisemitismus. Die Zuwanderungslobby leugnet migrantischen Antisemitismus. Muslimische Verbände leugnen muslimischen Antisemitismus, oft im Schlepptau mit ihren kirchlichen Pendants. Medien kochen ihr eigenes trübes Süppchen.
Wahr aber bleibt: Antisemitismus ist ein Gift, das auch jene bedroht, die vor ihm kuschen.