
„Keine Angst vor der Wahrheit“ und „Spiegel-Leser wissen mehr“: So wirbt und warb das Magazin aus Hamburg seit Jahrzehnten für sich. Beides müsste man den Verbraucherzentralen als irreführende Werbung melden: Rund um das Kirk-Attentat demonstriert der Spiegel wieder par excellence, warum er wie kein zweites Blatt für den Vertrauensverlust in die etablierten Medien steht.
Vom Moment des Schusses bis jetzt sind die Berichte der Redaktion aus der illustren Hafencity immer wieder durchzogen von Verharmlosungen oder Fehldarstellungen, die am Ende manchmal gar in astreiner Irreführung der Leser münden. „Es hat einen Schuss gegeben“, war die Formulierung des Spiegels zunächst, als das Attentat auf Kirk bekannt wurde. „Einen Schuss gegeben“ – da war das Video, wie das Blut aus dem Hals des ermordeten US-Aktivisten spritzt, schon im Internet verbreitet.
Die Redakteure kannten es; sie erwähnen den brutalen Clip auch im Artikel – ihren Teaser-Text formulierten sie trotzdem so. In einer Meldung am nächsten Morgen wird der Mord an Kirk dann als „Schusswaffenvorfall“ bezeichnet, durch den er „gestorben“ sei. Als hätte sich ein Schuss von selbst gelöst. Man könnte einen politischen Mord sprachlich wahrscheinlich gar nicht stärker verharmlosen, als es der Spiegel betreibt. Fast 24 Stunden dauert es, bis das Magazin es schafft, das Wort „Mord“ überhaupt einmal von sich aus zu schreiben. Selbst dort kommt es streng genommen nicht aus der Redaktion, sondern von einem zitierten Experten.
Absolut gar keine Zurückhaltung in der Sprache herrscht hingegen bei der Charakterisierung des erschossenen Kirks: Dieser „leugnete den Klimawandel“ und „hetzte gegen trans Menschen und Migranten“, attestiert ihm der Spiegel. Insbesondere wird betont, dass Kirk sich für das Recht auf Waffenbesitz einsetzte – es wirkt hämisch.
Missgunst und Ablehnung sind es, die dem toten Kirk aus jeder Zeile der zahlreichen Spiegel-Artikel zum Thema entgegenschlagen. Oft werden seine Standpunkte dabei zur absoluten Unkenntlichkeit verdreht. So schreibt man etwa, Kirk habe in der „Rassenfrage“ ein hartes „,Wir‘ und ,sie‘“ vertreten. Das klingt in deutschen Ohren so, als sei Kirk ein rechtsextremer Rassentheoretiker vom Schlag des Ku-Klux-Klans oder der Nationalsozialisten, der an einer Art Nürnberger Rassegesetz für die USA gearbeitet habe. Nichts könnte der Wahrheit ferner sein.
Doch beim Spiegel geht es da erst richtig los. Als die Witwe des just ermordeten Kirks, Erika, mit einer tief emotionalen Ansprache an die Öffentlichkeit tritt, sind Redakteure direkt zur Stelle, um ihren „befremdlichen Auftritt“ zu diffamieren.
Die Frau, die gerade ihren Ehemann und Vater ihrer Kinder verloren hat, den Mord mit eigenen Augen sah und dann fast zwei Tage lang auch noch wortwörtliche Freudentänze von Linken im Netz mitansehen musste, die diesen Mord dann bejubelten, habe nicht versöhnlich genug gesprochen, attestiert ihr das Magazin. „Verstörende Kampfansage an die Gegner ihres Mannes“, heißt es in dem entsprechenden Videobeitrag.
Solche Einordnungen gibt es zu den erwähnten Freudentänzen und Jubelbekundungen tausender Linker, die im Netz die Ermordung Kirks feiern, hingegen nicht. Dieses Phänomen wurde an anderer Stelle, hintangestellt, knapp in kaum mehr als einem Satz abgehandelt.
Dass Konservative in den USA jetzt diejenigen, die diesen Mord befürworten und feiern, massenhaft bei den Arbeitgebern solcher Leute melden, wird hingegen folgendermaßen beschrieben: „Wer den ermordeten Charlie Kirk online kritisiert, wird Ziel einer Kampagne.“ Als würden arme, aufrechte Linke massenhaft für sachliche Kritik gejagt werden. Der Spiegel bezeichnet diejenigen, die den politischen Mord begrüßen, bejubeln und feiern, als Opfer von „Beschimpfungen“ und Hass.
Verdrehung von vorne bis hinten auch, wenn es um den Täter geht, den Mörder von Charlie Kirk. Der 22-jährige Tyler Robinson ist inzwischen als Täter verhaftet worden. Seine Motivation: Kirk verbreitete „Hass“, sei „voller Hass“. So äußerte er sich vor seiner Familie über den Mann, den er später erschießen sollte. Einschlägig linksradikale Parolen waren auf Patronen der Tatwaffe gefunden worden. Der Täter war in einer romantischen Beziehung mit einer Trans-Person und nahm Kirk, der die Gender-Ideologie immer laut kritisierte und die Idee, dass Männer Frauen und Frauen Männer werden könnten, ablehnte, wohl auch deshalb ins Visier.
Im Spiegel erzählt man dem Leser eine andere Geschichte. Ohne zu lügen, aber eben so, dass am Ende nicht nur ein falsches, sondern fast komplett gegenteiliges Bild als das entsteht, welches Fakten und Indizien zeigen. „Der 22-Jährige stammt aus einer strenggläubigen Familie, die eine Leidenschaft für Schusswaffen hegt“, ist der erste Satz im Teaser-Text einer Art Porträts über den Schützen: „Wer ist Tyler R.?“, fragt der Spiegel, um die Frage dann insgesamt falsch zu beantworten.
Zwischen szenischen Beschreibungen heißt es dann etwa: „Warum er das getan hat, ist unklar. Gespräche mit Menschen in St. George und die Spuren, die Tyler R. und seine Familie in sozialen Netzwerken hinterlassen haben, ergeben das Bild eines jungen Mannes, der seine politische Haltung offenbar noch nicht gefunden hatte. Und der in einer sehr religiösen, mormonischen Familie aufgewachsen war, die sich leidenschaftlich für Waffen interessierte.“
Robinson ein religiöser Waffennarr? Das ist quasi ein Synonym für „Rechts“. Dass eine „Vorliebe für Waffen“ in den USA, gerade in einem Bundesstaat wie Utah, durchaus relativ ist – egal.
Eine befragte Nachbarin, die im Artikel zu Wort kommt, erklärt dem Spiegel quasi, wie nichtssagend diese Darstellung ist: „Wir haben hier alle Waffen“, sagt sie. Trotzdem geht es Absatz nach Absatz um den Bezug der Familie zu Waffen – als habe Tyler Robinson Charlie Kirk getötet, weil er einfach gern schoss.
Man schreibt Sätze wie „sicher ist: Aus einem linken Milieu stammt der mutmaßliche Täter nicht“. Was strenggenommen stimmt, aber eben den nach allen aktuellen Erkenntnissen genau falschen Eindruck vermittelt, der Täter wäre nicht links motiviert gewesen. Stattdessen stellt man ihn unterschwellig als Konservativen dar: Der unbedarfte Leser hat am Ende den Eindruck, ein stockkonservativer Rechter hätte Kirk ermordet.
Mit Formulierungen wie „Als 18-Jähriger bekam er von der als konservativ geltenden Utah State University (…) ein Stipendium“ schwingt immer implizit genau so eine Einordnung mit. Man hält fest, es gäbe „keine Hinweise darauf, dass sich Tyler R. während seines einen Semesters zu einem Linksradikalen entwickelt hat.“ Zu den einschlägigen, linksradikalen Parolen auf den Patronen des Schützen meint der Spiegel: „Ein eindeutiges Motiv für den Mord an Kirk lässt sich daraus aber nicht ablesen.“
Zum nach aktuellen Informationen immer klarer werdenden Trans-Bezug der Motivation des Schützen liest man beim Spiegel hingegen nichts. Als der beschriebene Artikel über Tyler Robinson veröffentlicht wurde, war dazu noch nichts wirklich bekannt – vertrauenswürdige Berichte dazu kamen erst am Samstagnachmittag heraus, etwa bei Fox News oder im britischen Guardian. Der Spiegel hält es bis zum Sonntagmittag aber nicht für notwendig, diesen durchaus relevanten Aspekt des Motivs seinen Lesern irgendwie mitzuteilen.
Was von rund drei Tagen Spiegel-Berichterstattung zum Mord an Charlie Kirk bleibt: ein rundherum falsches Bild. Über Kirk, über die Tat, über den Täter. An quasi jeder Ecke dieser Geschichte ist der Spiegel-Leser mindestens in die Irre geführt, am Ende gar astrein falsch informiert. Die politische Missgunst gegenüber Kirk und allen, die mit ihm zu tun hatten, ja selbst seiner trauernden Witwe gegenüber ist in jeder Zeile spürbar.
Seine Ideen und Positionen werden so maßgeblich verdreht, sein Aktivismus so falsch dargestellt, dass das alles kein Versehen sein kann: Es ist eine Rundum-Verdrehung mit System, die bewusst betrieben wird. Das hört selbst beim Täter nicht auf, bei dem der Spiegel alles tut, um den Umstand, dass er allen Hinweisen nach links motiviert war, zu verschleiern und ins Gegenteil zu verdrehen.
Vom ersten bis zum letzten Satz, den der Spiegel in dieser Causa veröffentlicht hat, kann man ihm nur eine „Angst vor der Wahrheit“ attestieren. Und feststellen: Spiegel-Leser wissen weniger. In dieser Sache wissen sie eigentlich fast gar nichts, was wirklich stimmt. Wer die Wahrheit zum Kirk-Attentat wissen will, muss den Spiegel lesen – und dann vom Gegenteil ausgehen.