Der unerschrockene Gerhard Löwenthal: Als das ZDF noch die Linken beschimpfte

vor etwa 3 Stunden

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Der Skandal um Julia Ruhs, eine der letzten konservativen Stimmen im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen, spitzt sich zu. Das ARD-Reportageformat „Klar“ wird beim NDR nicht mehr mit der Journalistin fortgesetzt, künftig nur noch beim BR. Julia Ruhs wirft dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) „Intrigen“ vor, die zu ihrer Ablösung geführt hätten. Im Podcast „Table Today“ von Table Media sagte sie: „Ich glaube, für den NDR bin ich zu rechts.“

Der Fall Julia Ruhs wirft ein Schlaglicht auf das Zwangsgebühren-Fernsehen in Deutschland: Konservative Stimmen werden nicht mehr geduldet – egal, was die Fernsehverantwortlichen andersartig verlauten lassen. Das öffentliche Erziehungsfernsehen ist ein Spiegelbild derer, die es produzieren: Die meisten bekennen sich zu linker oder grüner Weltanschauung. Sie sind alles andere als Repräsentanten der öffentlichen Meinung. Denn die ist bekanntlich eher konservativ. Aber für diese Weltanschauung gibt es kein Format mehr beim deutschen Fernsehen. Wie war das anders, als ARD und ZDF noch in den Kinderschuhen steckten und ihren Programmauftrag zur ausgewogenen Berichterstattung ernst nahmen.

Von 1969 bis 1987 moderierte Löwenthal das ZDF-Magazin

Da war der legendäre Gerhard Löwenthal. Seine Sendung hieß „ZDF-Magazin“, sie hatte nichts zu tun mit dem heutigen ZDF-Royale-Format, moderiert vom ZDF-Clown Jan Böhmermann.

Der Journalist Gerhard Löwenthal (1922 bis 2002) war von den Konservativen geliebt und von den Linken gehasst. Es gab nichts dazwischen. Er hatte sagenhafte Einschaltquoten, 25 Prozent aller Zuschauer guckten seine 14-tägige Sendung im Durchschnitt, das wären heute mehr als zehn Millionen Zuschauer, so viele wie bei einem Fußball-Länderspiel. Er leitete und moderierte das ZDF-Magazin von 1969 bis 1987.

Sein größter Gegner war der Kommunismus. Es verging keine Sendung, in der er sich nicht an die Menschen in Ostdeutschland wandte, er liebte sie, er hasste das Regime. Er nannte die DDR oft nach damaliger konservativer Gepflogenheit „sowjetische Besatzungszone“. Er sagte Sätze, die auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben.

Zum Beispiel im Dezember 1997: „Es wäre schön, wenn sich unsere Politiker überhaupt darüber im Klaren wären, dass wir eine nationale Identität haben. Dies fehlt mir als Konservativer immer wieder: diese Zögerlichkeit und auch die negative Betrachtung der Frage, sich als Nation zu definieren. Wenn ich die Engländer und die Franzosen als Beispiel nehme, die nicht bereit sind, ihre nationalen Identitäten, ihre nationalen Souveränitäten aufzugeben, warum sollten wir das dann tun?“

Und weiter: „Bedauerlicherweise wird in Deutschland in nicht unwichtigen Fragen Politik gemacht, ohne auf die Mehrheit Rücksicht zu nehmen. Das ist auch der Grund dafür, dass wir inzwischen zu einem Land mit 30 bis 40 Prozent Wahlenthaltung geworden sind. Meiner Meinung nach hat das nichts mit Politikverdrossenheit zu tun, sondern mit der Frage der Politikerverdrossenheit. Die Deutschen haben zunehmend den Eindruck, die Politiker würden an ihnen vorbei regieren.“

Löwenthal mit seiner Ehefrau Ingeborg, Tochter des CDU-Politikers Ernst Lemmer

Besonders verblüffend ist, was Gerhard Löwenthal über ARD und ZDF sagte – verblüffend aktuell: „Die Öffentlich-Rechtlichen sollen ihren Grundauftrag erfüllen, dafür kriegen sie Zwangsgebühren vom Zuschauer. Das Privatfernsehen hat vielen linken Fernsehsendungen den Resonanzboden entzogen – und das ist gut so. Leider hat das Bundesverfassungsgericht nie definiert, was Grundversorgung eigentlich ist.“

Über seine Motivation sagte Löwenthal: „Kernthemen waren immer der Einsatz für Freiheit und Menschenrechte und gegen totalitäre Systeme. Ich habe das ZDF-Magazin entwickelt, um den Menschen in der DDR die Hoffnung zu vermitteln, dass sie eines Tages genauso in Freiheit leben können wie wir. Deshalb haben wir uns zentral mit der permanenten Missachtung der Menschenrechte in der DDR beschäftigt.“

Über sein Karriereende 1987 sagte er: „Der allgemeine Konformismus war das Fürchterliche in jener Zeit. Ein großer Teil der westlichen Medien hatte sich leider angepasst. Die dienten dem Zeitgeist in vorauseilendem Gehorsam. Das war auch der Grund dafür, dass sowohl Intendant als auch Chefredakteur das Ende des ZDF-Magazins gar nicht schnell genug erwarten konnten.“

Mein gesunder Menschenverstand fragt sich: Warum gibt es heute keinen mehr wie den unerschrockenen Gerhard Löwenthal? So schade!

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