
Gibt es ein Aus vom Verbrenner-Aus? Porsche plant eine überraschende Wende: Der Luxusautohersteller will seine Verbrenner-Motoren doch länger im Programm behalten, berichtet der Focus.
Eigentlich sollte bis 2030 der Großteil der Modelle vollelektrisch sein, doch der Finanz-Vorstand Lutz Meschke stellt klar: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken.“ Die schwache Nachfrage nach E-Autos, vor allem in China, bringt Porsche dazu, Verbrenner und Hybrid-Modelle stärker zu berücksichtigen.
Offenbar strebt Porsche eine neue flexible Produktion an, die Verbrenner, Hybride und E-Modelle abdeckt. Die EU-Regulierung sei ein Problem, sagt Meschke und fordert, das Verbrenner-Verbot zu überdenken und synthetische Kraftstoffe zu fördern. „Wir brauchen diese Kraftstoffe unbedingt“, betont er und warnt: Eine einseitige E-Strategie könne zur Deindustrialisierung führen. Porsche bleibe technologieoffen und bereite sich auf eine „nachfragegerechte“ Zukunft vor – Verbrenner inklusive.
Porsche-Finanz-Vorstand Lutz Meschke.
Eine einseitige E-Auto-Strategie kritisiert auch „Autopapst“ Professor Fritz Indra. Er arbeitete bei Alpina und Audi, bis er zu GM wechselte. Über die stagnierenden Zahlen bei den Zulassungen für E-Autos sagt er: „Meiner Ansicht nach ist das E-Auto für 85 Prozent der Kunden nicht gut genug, weil sie sich damit mehr Nachteile einhandeln als Vorteile. Die Menschen haben auch längst erkannt, dass sie der Umwelt mit einem solchen Auto nichts Gutes tun. Mit jedem E-Auto wird die Umwelt mehr belastet als mit einem Verbrenner“, sagt er in einem Interview mit Focus. „Die Menschen wissen genau, was der Abbau von Lithium und Kobalt für Natur und Menschen bedeutet und dass die E-Mobilität bei einer gesamtheitlichen Betrachtung einfach nicht bestehen kann.“
Den von Verbrennern gewohnten Materialkreislauf gebe es beim Elektroauto einfach nicht, sagt der Professor weiter. „Wir laufen auf eine echte Umweltkatastrophe zu, zumal diese Autos ja nicht wie Verbrenner jahrzehntelang betrieben werden können, sondern viele von ihnen nach weniger als zehn Jahren ans Ende ihrer Lebensdauer kommen. Jedes Auto stirbt mit dem Tod seiner Batterie, und nach sechs, sieben, acht Jahren baut ihnen keiner mehr eine neue Batterie ein.“
Für die Produktion von E-Autos werden zahlreiche Rohstoffe benötigt.
Fritz Indra spricht auch von einem anderen Phänomen: „Der Kunde bekommt kein gutes Auto mehr für sein Geld. Diese Erkenntnis ist bei vielen noch gar nicht angekommen. Viele Händler nehmen diese Autos auch gar nicht mehr zurück. Die bleiben einfach übrig. Keiner weiß, wohin damit.“ Was den Markt für günstigere E-Autos angeht, ist Professor Indra auch skeptisch. Er sagt: „Jemand, der wenig Geld zur Verfügung hat und sich gerade einen Opel Astra und VW Golf leisten kann, der wird noch weniger an den Kauf eines Elektroautos denken als ein privilegierter Dienstwagenfahrer, der zu Hause und an der Firma aufladen kann.“
Auch zum E-Lastwagen äußert sich Fritz Indra: „Ein schlimmeres Produkt kann man sich gar nicht vorstellen. Beim schweren Lkw müssen Sie etwa sechs Tonnen Batterie mitschleppen, damit kommen Sie vielleicht 500 bis 600 Kilometer weit. Sie brauchen gewaltige Ladestationen und müssen nach Ende der auch hier kurzen Lebensdauer diese riesigen Batterien entsorgen. Beim Lkw werden alle Schwachstellen des elektrischen Pkw potenziert. Aber die Politik will ja sogar Schiffe und Flugzeuge elektrifizieren.“
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