
Wer ein lustiges Bahn-Video bei TikTok hochlädt, erhält auf seine nächste Fahrt mit der Deutschen Bahn einen Rabatt in Höhe von 50 Prozent – ermöglicht durch eine Zusammenarbeit des deutschen Staatskonzerns mit dem chinesischen Unternehmen TikTok. Doch die Kooperation wirft auch Fragen auf: Warum müssen Kunden eines Staatskonzerns erst ihre Daten in der China-App preisgeben, bevor man von Rabatten profitiert?
„Posten. Sparen. Fahren.“ Mit diesem Slogan wirbt die Deutsche Bahn (DB) aktuell mit Plakaten und digital für eine Kooperation mit dem China-Konzern TikTok. Wer ein lustiges Foto mit einem ICE-Gesicht auf TikTok hochlädt und mit seinen Freunden teilt, bekommt im Umkehrschluss einen 50-Prozent-Rabattcode zugesendet.
Für dieses schöne Selfie winken bei der nächsten Fahrt dutzende Euro Ersparnis.
50 Prozent Rabatt gewährt die Bahn normalerweise nur für Kunden mit einer Bahncard 50, welche teuer bezahlt werden muss. Das Einzigartige an der TikTok-Kooperation: Der Rabattcode gilt für Sparpreise, wo durch Bahncard nur ein Nachlass von 25 Prozent möglich wäre. Darüber hinaus sind Bahncard- und Gutscheinrabatt miteinander kombinierbar. Insgesamt also eine tolle Aktion und Kunden können dutzende Euro sparen!
Doch warum hat der Staatskonzern Bahn ausgerechnet TikTok für diese Aktion ausgewählt? Der China-Konzern stand in der Vergangenheit oft in der Kritik – auf Behördentelefonen ist die China-App wegen Spionageverdacht bis heute nicht empfohlen oder die Nutzung komplett untersagt. In den USA droht der App sogar ein vollständiges Verbot, sollte der Mutterkonzern Bytedance die App nicht zeitnah verkaufen. US-Behörden sehen in TikTok einen Missbrauch im Sinne der chinesischen Regierung, welche die Daten zum Ausspionieren seiner Nutzer verwende. Die DB wählte TikTok dennoch als Kooperationspartner. Für sparwillige Kunden gibt es keinen Weg vorbei.
NIUS fragte bei der Bahn nach: Wie sind solche hohen Rabatte überhaupt kalkulierbar – kompensiert TikTok die verkauften Tickets? Immerhin arbeitet der Konzern defizitär und erhielt zuletzt im vergangenen Jahr mehr als zwölf Milliarden Euro vom Staat. „Wir bitten um Verständnis, dass wir genauere Angaben zu unternehmensinternen Kennzahlen aus Wettbewerbsgründen nicht machen“, erklärt ein Bahnsprecher auf NIUS-Nachfrage. Man habe jedoch auf die Aktion eine gute Resonanz mit fünfstelligen Nutzerzahlen. „Die Aktion auf Tiktok führt nicht zu Einnahmeausfällen, sondern zu zusätzlichen Einnahmen, da sie eine junge Zielgruppe zu Bahnkunden macht.“
Heißt: TikTok erhält wahrscheinlich die Kundendaten der interessierten Bahnfahrer kostenlos und die Deutsche Bahn rührt dafür mit der Werbetrommel.
Die deutsche Bahn bietet Rabatte über die umstrittene App TikTok an. Kunden müssen dafür ihre persönlichen Daten bei den Chinesen offenbaren.
Deutscher Staatskonzern also in Kooperation mit China-App unter Spionageverdacht – was denkt das Verkehrsministerium als Aufsichtsbehörde darüber? NIUS fragte nach:
Das Ministerium beantwortete die NIUS-Anfrage nicht. Im Haushalt 2025 sollen sogar 22 Milliarden Euro Steuergeld an den Pleite-Konzern fließen. Etwas Marketing-Euro für China-Apps sind da gewiss mit einkalkuliert.