
Die deutsche Industrie steht vor einem einschneidenden Stellenabbau. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung EY könnten bis Ende 2025 weitere 100.000 Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe verloren gehen. Bereits im Jahr 2024 wurden 70.000 Stellen gestrichen, was die Gesamtzahl der seit 2019 abgebauten Jobs auf 141.400 erhöht.
„Die in den vergangenen Monaten von großen Industrieunternehmen angekündigten Stellenstreichungen werden erst im Laufe dieses Jahres in der Statistik sichtbar“, erläuterte EY-Experte Jan Brorhilker. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig: eine anhaltende Konjunkturschwäche, hohe Energiepreise und ein verschärfter Wettbewerb, insbesondere aus China. Der Umsatz deutscher Industrieunternehmen sank im vergangenen Jahr um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen war die Elektrotechnikbranche mit einem Umsatzrückgang von 7,5 Prozent, gefolgt von der Metallindustrie (minus 5,1 Prozent) und der Automobilindustrie (minus 5,0 Prozent).
Laut einer Prognose der Industrie- und Handelskammer (DIHK) dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden Jahr um 0,5 Prozent schrumpfen. Es wäre das dritte Rezessionsjahr in Folge – eine Entwicklung, die es zuletzt 2002/03 gegeben hat. Bereits 2023 war das BIP um 0,2 Prozent gesunken, nachdem es 2022 ein Minus von 0,3 Prozent gegeben hatte. Während andere Industrienationen Wachstum verzeichnen, steht Deutschland wirtschaftlich auf der Stelle oder verliert sogar weiter an Boden.
Die Wirtschaftslage hat sich laut der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage, an der 23.000 Unternehmen teilnahmen, deutlich eingetrübt. Lediglich 26 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre Geschäftslage als gut. Besonders problematisch seien die Rahmenbedingungen: 60 Prozent der Unternehmen betrachten die wirtschaftspolitischen Vorgaben als ihr größtes Geschäftsrisiko – ein neuer Negativrekord.
Nur 22 Prozent der Betriebe planen, ihre Investitionen zu erhöhen. Stattdessen liegt der Fokus vieler Unternehmen darauf, bestehende Substanz zu erhalten, anstatt in Innovation und Wachstum zu investieren. Auch am Arbeitsmarkt macht sich die schwache Konjunktur bemerkbar. Nur zwölf Prozent der Unternehmen planen Neueinstellungen, während fast ein Viertel mit einem Personalabbau rechnet.