
Die Deutschen rüsten privat auf: In Brandenburg ist die Zahl der kleinen Waffenscheine erneut gestiegen, von 26.290 Ende 2024 auf 27.049 zum Stichtag Ende Juni. Noch Ende 2020 waren es nur 19.874 kleine Waffenscheine, wie das Innenministerium des Landes mitteilte – 7175 weniger als jetzt.
Der kleine Waffenschein erlaubt es, ab 18 Jahren Schreck- oder Reizstoffpistolen sowie Signalwaffen auch außerhalb der eigenen Wohnung verdeckt mit sich zu führen. Schießen ist außerhalb des eigenen Grundstücks allerdings nicht erlaubt, ebenso wenig wie die Mitnahme bei öffentlichen Veranstaltungen. Um den Schein anzumelden, ist aber weder Wissen im Umgang mit Schusswaffen notwendig, noch muss ein Grund zum Erwerb angegeben werden.
Neben Brandenburg ist der Anstiegs-Trend auch in anderen Bundesländern zu beobachten – im Osten wie im Westen. In Nordrhein-Westfalen etwa wurden Ende Juni etwa 15.000 mehr kleine Waffenscheine registriert als im Vorjahr. Insgesamt sind es dort nun 238.000. NRW-Innenminister Herbert Reul sagte der Neuen Westfälischen, er wolle keine amerikanischen Verhältnisse, „in denen Waffen zum Alltag gehören“. Der CDU-Politiker ergänzte: „Niemand muss hier mit einer Waffe im Gürtel herumlaufen; NRW ist nicht der Wilde Westen.“
Schreckschusspistolen sind von anderen Handfeuerwaffen kaum zu unterscheiden
Doch die Bürgen rüsten nicht nur in NRW auf. In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen wurden ebenfalls erhöhte Zahlen bekannt gegeben. Während in Schleswig-Holstein 2015 nur 9.928 Bürger einen kleinen Waffenschein besaßen, waren es Ende 2024 laut dem Innenministerium mit 42.050 viermal so viele.
Ein sehr ähnliches Bild zeigt sich in Thüringen, auch hier hat sich die Zahl im Vergleich zu 2015 vervierfacht. Knapp 17.000 Thüringer durften gegen Ende des vergangenen Jahres eine Schreck- oder Reizgaspistole mit sich führen, 600 mehr als im Jahr davor. Eine deutliche Zunahme konnte ebenso in Mecklenburg-Vorpommern beobachtet werden. Dort gab es noch 2018 9.600 Besitzer des kleinen Waffenscheins, gegen Ende vergangenen Jahres waren es bereits 15.000. Das ist im Vergleich zu 2023 ein Anstieg von knapp 1.000 Erlaubnissen.
Trotz der vielen neuen Schein-Besitzer gibt es in jüngerer Vergangenheit auch Fälle, in denen die Erlaubnis wieder entzogen wurde. In Leipzig mussten vergangene Woche zwei Stadträte der AfD ihren kleinen Waffenschein abgeben. Grund dafür ist die Einstufung des sächsischen Landesverbandes durch den dortigen Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“. Ihnen wurde ein Bescheid zugestellt, der allein durch die Mitgliedschaft in der AfD in Frage stellt, dass die Stadträte zum Führen einer Waffe geeignet sind.