Brisante Zahlen aus den USA: Deutschland hat drei Mal mehr Hitzetote, weil es so wenige Klimaanlagen gibt

vor etwa 3 Stunden

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Bildquelle: NiUS

Es passiert eigentlich immer im Sommer: Das Thermometer bewegt sich in Richtung 30 Grad Celsius und macht aus einem warmen Tag einen heißen Tag. Bemerkenswert ist dabei, wie außergewöhnlich viele Menschen in Deutschland im Umfeld solch’ heißer Tage sterben – viel mehr als in den USA.

Der zentrale Unterschied zwischen Deutschland und den USA: In Deutschland sind Klimaanlagen als Energie-Fresser und somit Klima-Sünder verschrien. In den USA hingegen sind die Kühl-Geräte der Normalzustand. Dieser gewaltige Unterschied könnte der Hauptgrund für vergleichsweise starke Hitze-Sterblichkeit in Deutschland und Europa sein.

Es sind zumeist Hochbetagte mit schweren Vorerkrankungen, wie Berechnungen des Robert-Koch-Institutes (RKI) zeigen, die in Verbindung mit Hitze zu Tode kommen – es sind vor allem jedoch viel mehr Menschen als beispielsweise in den USA.

Eine Auswertung der Financial Times auf Basis einer Studie des Yale-Professors Kai Chen zeigt: In den USA ist die Übersterblichkeit bei Hitze deutlich geringer als in ganz Europa und auch in Deutschland.

Boston im Bundesstaat Massachusetts hat in etwa so viele Tage, an denen das Thermometer die 28 Grad-Marke durchschießt, wie Frankfurt am Main – beide Millionenstädte haben also in etwa gleich viele Hitzetage. Sobald es heißer als 30 Grad Celsius ist, steigt die Übersterblichkeit in der Main-Metropole um mehr als 100 Prozent, verdoppelt sich also. Die hitzebedingte Sterblichkeit ist mehr als dreimal so hoch wie in Boston, wo der Anstieg nur bei rund 30 Prozent liegt.

In Boston kühlen sich Menschen an heißen Tagen an Springbrunnen ab – vor allem jedoch mithilfe von Klimaanlagen.

Obwohl in den USA mehr als viermal so viele Menschen wie in Deutschland leben und es zudem in Bundesstaaten wie Nevada, Kalifornien oder Florida deutlich wärmer ist als in Deutschland, gab es in Deutschland im vergangenen Jahr mehr hitzebedingte Todesfälle als in den USA.

Dieses Phänomen lässt sich auf ganz Europa ausweiten, wenn man Großstädte mit ähnlichem Hitzetage-Profil vergleicht. Zwischen 2000 und 2019 starben durchschnittlich 83.000 Westeuropäer pro Jahr an den Folgen extremer Hitze – im Vergleich zu 20.000 Nordamerikanern.

Der entscheidende Unterschied zwischen den USA und Europa und im Speziellen Deutschland: In den USA sind Klimaanlagen die Normalität. In Deutschland gelten diese als Klima-Killer, sind verschrien oder werden gar bekämpft. In den USA verfügen zwischen etwa 87 und 90 Prozent der Haushalte über eine fest installierte Klimaanlage – in Deutschland sind es gerade einmal sechs Prozent.

Noch viel relevanter als in Privathaushalten ist die Klimaanlagen-Quote dort, wo Alte und Kranke untergebracht sind, die Gruppe der am meisten Gefährdeten bei Hitze: In vielen deutschen Krankenhäusern fehlen Klimaanlagen oder andere wirksame Kühlsysteme. Laut einer Erhebung des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) sind nur 38 Prozent der Krankenzimmer klimatisiert. In jeder dritten Klinik hat nicht einmal die Notaufnahme eine Kühlung, berichtet die AOK. In Alten- und Seniorenheimen sind Klimaanlagen eine regelrechte Seltenheit, auch wegen der hohen Stromkosten, wie Betreiber klagen.

In den USA sind Klimaanlagen der Normalzustand – besonders dort, wo Alte und Kranke sind.

In den USA haben weit mehr als die Hälfte der Krankenhäuser und Altenheime Kühlsysteme – ein Zustand, der trotz der deutlich höheren Quote als in Deutschland für Kritik sorgt, weil nicht noch mehr Kliniken und Altenheime damit ausgestattet sind.

Trotz der offensichtlichen Korrelation zwischen Hitzetoten und fehlenden Klimaanlagen spielen diese in den sogenannten „Hitzeschutzplänen“ der Bundesregierung (noch unter Minister Karl Lauterbach eingeführt) keine Rolle.

Das Wort taucht nicht einmal auf. Stattdessen werden Broschüren gedruckt, die ans Trinken erinnern, und es werden Hitzetelefone eingerichtet, bei denen man anrufen und fragen kann, was bei Hitze zu tun sein könnte. Ein solches Telefon, das mit 10.000 Aufklebern und Flyern in der 130.000-Einwohner-Stadt Würzburg installiert worden ist, hatte bisher stolze 20 Anrufer, wie Bild berichtet.

Immerhin: In privaten Haushalten zeigt die Klimaanlagen-Quote nach oben. Laut dem Statistischen Bundesamt ist die Zahl der importierten Klimageräte gegenüber 2019 um rund 50 Prozent gestiegen.

Mehr NIUS: Neue Zahlen zeigen: Die vielen Hitzetoten, von denen Tagesschau und ZDF berichteten, gibt es gar nicht

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