
Es ist ein klassisches Paradox: Deutschland hat alle Kernkraftwerke abgeschaltet – und bezieht so viel Kernkraft wie nie aus dem Ausland. Die gesamten deutschen Strom-Einfuhren im Jahr 2024 haben sich laut „Radiant Energy Report“ gegenüber 2023 schon Anfang Dezember fast verdreifacht. Ironischerweise kam rund die Hälfte dieser importierten Energie aus Frankreich, der Schweiz und Belgien, wo die Kernenergie einen großen Teil der Stromversorgung liefert.
Was das bedeutet: Atom-Strom aus dem Ausland ist besonders begehrt – er ist billig und wichtig, wenn Wind und Sonne ausbleiben. Prof. André Thess (Uni Stuttgart) sagte zu Bild: „Im Zuge des Atomausstiegs hat sich Deutschland vom Energieexporteur zum Energieimporteur gewandelt. Während Deutschland im Zeitraum Dezember 2022 bis November 2023 im Saldo 1,79 Milliarden Kilowattstunden Strom nach Frankreich lieferte, importierte es im analogen Zeitraum Dezember 2023 bis November 2024 aus Frankreich 13,19 Milliarden Kilowattstunden.“
Das französische Kernkraftwerk Cruas an der Rhone.
Die importierte Gesamtstrommenge zeigte, dass eine uneingeschränkte Versorgungssicherheit Deutschlands mit elektrischer Energie aus eigenen Energiequellen seit dem Atomausstieg ohne Stromimporte nicht gewährleistet ist. Energie-Ökonom Prof. Manuel Frondel (RWI-Leibniz-Institut): „Durch die Abschaltung der AKW hat sich Deutschland gegenüber den Nachbarländern ziemlich egozentrisch gezeigt: Es verlässt sich darauf, dass die entstandenen Stromdefizite durch andere Länder ausgeglichen werden.“
Im November erreichte der Börsenstrompreis in Deutschland einen Höchststand von 800 Euro pro Megawattstunde. So viel zum Satz des Wirtschaftsministers Robert Habeck: „Sonne und Wind schicken keine Rechnung.“
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