
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will den Kauf von Flugabwehrsystemen möglichst zeitnah abschließen. Deutschland habe die USA offiziell um Auskunft gebeten, ob das landgestützte Abschuss-System Typhon geliefert werden könne. „Es schließt eine Fähigkeitslücke, die es in Europa seit dem Ende des Kalten Krieges gibt“, erklärte dazu der Verteidigungsminister vor Journalisten in Washington.
Das System würde „allein der Abschreckung dienen“, versicherte Pistorius. Zwar könnten Ziele tief im russischen Hinterland erreicht werden, ein Einsatz sei aber nur im Fall eines konventionellen Erstschlags Moskaus vorgesehen. „Wir müssen zeigen, dass wir Reichweite haben, die Russlands Mittelstreckenraketen etwas entgegensetzt.“
Eine Entscheidung ist noch offen. US‑Verteidigungsminister Pete Hegseth habe die Anfrage „wohlwollend zur Kenntnis genommen“ und eine rasche Prüfung zugesagt. Finanzierung und Stationierungsort müssten anschließend im Bundestag diskutiert werden.
Pistorius betonte, der Nutzen gehe über die nationale Verteidigung hinaus: „Damit stärken wir zugleich die Abschreckungsfähigkeit der gesamten EU.“ Seit Jahren kritisieren Militärstrategen, Europa verfüge nach dem Wegfall der amerikanischen Pershing‑II‑ und sowjetischen SS‑20‑Raketen über keine eigene Mittelstreckenkomponente mehr.
Nach US‑Rückmeldung soll in Berlin eine Fähigkeitsanalyse vorgelegt werden. Erst dann könnte der Haushaltsausschuss Gelder freigeben – Beobachter rechnen frühestens 2026 mit einer realen Beschaffung. Bis dahin bleibt Typhon ein politisches Signal: Berlin will im Bereich Mittelstreckenraketen wieder Anschluss an Washington – und Abschreckungspotenzial in Europa – gewinnen.