
Der Zwei-Minuten-Hass ist eine feste Institution für die Mitarbeiter des Wahrheitsministerium in der Welt von „1984“. George Orwell beschreibt, wie die Fanatiker ihre Gefolgschaft jeden Tag auf den Feind einschwören, den Hass gegen ihn schüren und somit die Reihen nach innen schließen. Eine Utopie aus dem Jahr 1948. Eine Fiktion über die Auswüchse einer linken Diktatur.
In Deutschland gibt es den Deutschlandfunk. Der arbeitet sich am amerikanischen Regierungsberater und Unternehmer Elon Musk ab. Dessen Marke Tesla ist öfter Thema des Staatsradios als die anderen Automarken zusammen. Kein Anlass ist zu gering. Die Verkäufe von Opel, Ford oder Mercedes in Frankreich? Wen schert’s. Zu weit weg, zu abwegig. Etwas anderes ist es, wenn es die von Tesla und die obendrein rückläufig sind. Bestes Futter für den Zwei-Minuten-Hass im Deutschlandfunk.
Finden die Staatsfunker mal gar keine Meldung zum Schüren des Hasses, dann formulieren sie eine Analyse. Etwa über die „Tesla Files“. Files. Das klingt ein wenig nach Akte X und ein wenig nach Strafakte. Der Feind Elon Musk als eine Mischung aus einem Außerirdischen und einem Verbrecher. Subtile Dämonisierung ist das nicht. Nur Dämonisierung. Subtil ist der Deutschlandfunk so wenig wie der Zwei-Minuten-Hass in „1984“. Eine Auswahl der Überschriften, die sich auf der Senderseite für die letzten vier Wochen finden:
Im gleichen Zeitraum liefert der Deutschlandfunk nur eine Schlagzeile zu Ford. Allerdings geht es nicht um den Autobauer, sondern um einen Preis für den Regisseur Francis Ford Coppola. Zum Stichwort Opel gibt es drei Beiträge. Ein Nachruf zu einem ehemaligen Vorstands-Mitglied und einen Text eines Autors namens Hannes Opel. In einem Beitrag feiert der Deutschlandfunk Opel dafür, dass sich das Bochumer Werk neu erfinde. Gute Autobauer, böse Autobauer.
Immerhin ist Mercedes mit mehreren Geschichten vertreten. In einer geht es um das Team in der Formel 1, in einem anderen über Dax-Vorstände, die nach dem Geschmack des Deutschlandfunks zu viel verdienen, und ein anderer geht der Frage nach, ob sich Donald Trump mit seinen Zöllen „verzockt“ habe. Eine rhetorische Frage. Der Beitrag kommt vom Deutschlandfunk und es geht um den amerikanischen Präsidenten. Natürlich hat er sich verzockt. Immerhin hat ein Beitrag über Strafen für Kartellabsprachen direkt mit Mercedes zu tun.
Mit Journalismus hat das nur noch wenig zu tun, was der Deutschlandfunk mit Elon Musk betreibt. Mit der Ausgewogenheit, die den „Öffentlich-Rechtlichen“ laut Staatsvertrag eigentlich vorgeschrieben ist, schon gar nicht. Es ist Propaganda. Nicht für die breite Masse. Die erreicht der Deutschlandfunk nicht. Sondern für den inneren Zirkel, der auf Zusammenhalt eingeschworen wird. Wie im Zwei-Minuten-Hass in „1984“.