
Philip Hopf und Kiarash Hossainpour betreiben einen der meistgehörten Podcasts im deutschsprachigen Raum. Auf YouTube folgen Hoss und Hopf beinahe eine halbe Million Menschen, auch auf Spotify sind die beiden überaus erfolgreich. Im Sommer veranstalten sie die „Hoss & Hopf Arena Tour“, bei der sie in fünf gemieteten Arenen in Deutschland „Erfolgsstrategien, finanzielle Bildung und Wirtschafts-Insights“, die das „Denken und Handeln nachhaltig verändern“, vermitteln wollen.
Doch das gefällt nicht allen. Etwa Mathias Greffrath: Der Soziologe und Journalist hat seinem Unmut über die anstehende Tour kürzlich in der Studio-9-Rubrik „Worüber ich mich zuletzt geärgert habe“ des öffentlich-rechtlichen Radiosenders Deutschlandfunkkultur Luft verschafft. In der Sendung bezeichnet er die beiden Finanz-Influencer als „vulgäre Anmacher und Verwandlungskünstler, was das Politische, das Soziale angeht“.
Hoss und Hopf, erzählt Greffrath, hätten sehr vulgär angefangen und mit Fäkalsprache und Politikerbeleidigungen unterhalb der Gürtellinie ihr Publikum abgeholt. Dann hätten sie auf „Körpernarzissmus“, „Macho-Tum“ und Selbstoptimierung umgeschaltet. „Die Mischung ist das Teuflische“, so Greffrath. Die zentrale Botschaft an ihre Hörerschaft fasst der Journalist so zusammen: „Werdet gesund, lebt lange, werdet reich und verachtet den Staat“.
Seiner Meinung nach zerstörten Hoss & Hopf „gesellschaftliches Potenzial“. „Das ist schwer zu messen, aber ich finde es bedrohlich“, warnt Greffrath, der Philip Hopf einst interviewte, das Gespräch dann allerdings aus Sorge, es würde dem Podcast nur weitere Aufmerksamkeit verschaffen, zurückhielt und nicht veröffentlichte. Auch über Frauen würden sich Hopf und Hoss abwertend äußern, so Greffrath im Deutschlandfunk: „An Frauen ist das Interessante, dass sie Kinder kriegen können, während Männer viel, viel, viel Geld machen“. Greffrath hält das politisch und gesellschaftlich für im höchsten Maße problematisch.
Er sieht in den beiden libertären Podcastern nichts weniger als geistige Brandstifter, deren Ideologie einer Mischung aus physischer Stärke, Staatsfeindlichkeit, Verschwörungsdenken und rechten Narrativen besonders junge Männer anspreche, die auf der Suche nach Orientierung und Sicherheit seien. Greffrath setzt sie nicht zuletzt deswegen in Analogie zu der britischen Erfolgsserie „Adolescence“, die anhand eines 13-jährigen Jungen, der seine Mitschülerin ermordet, zeigt, welche Probleme sich daraus ergeben können, wenn junge Männer in radikale Online-Welten abdriften. Was Greffrath wohl damit sagen will: Hoss und Hopf sind mit ihrem Podcast im Grunde geistige Anstifter und Wegbereiter von Gewalt- und Mordtaten.
Click here to display content from Twitter. Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von X.
Inhalt von X immer anzeigen
Seine Abneigung gegen die Podcaster ist bei Greffrath nichts Neues. Schon im Februar vergangenen Jahres hat er beim Deutschlandfunk einen Kommentar veröffentlicht, in dem er den Podcast als eine „wirre, aber gerichtete Mischung“ und Hoss und Hopf als „rhetorisch begabte und geschäftstüchtig zielstrebige Wirrköpfe“ bezeichnet, die „Ratschläge zu Lebensführung und finanziellem Erfolg für pubertierende Jungmänner“ erteilen und „aggressive Männlichkeit, Weltverschwörungsphantasien über die globale Wirtschaftselite und die Systemmedien, die eine weltweite Agenda zur Abschaffung der männlichen Tugenden verfolgen“ verbreiten.
Und im selben verschwörungstheoretischen Sound, den er Hopf und Hoss unterstellt, vermutete er schon damals: „Da soll offenbar eine radikale Jugendbewegung herbeigezogen werden. Parallelen bieten sich an: Die Mischung von Orientierung suchenden Jugendlichen, rechtsradikalen Demagogen, unsicheren Zukunftsaussichten und einem neuen, rasanten Medium – die hat es vor 100 Jahren schon einmal gegeben.“
Für Greffrath scheinen Hoss und Hopf alles zugleich zu sein: Geistige Brandstifter und Steigbügelhalter, wenn nicht sogar Wegbereiter, eines neuen Faschismus in Deutschland.