
ZDF-Außenkorrespondent Theveßen droht, sein Visum in den USA zu verlieren, wegen Falschbehauptungen gegenüber zentralen Konservativen in Amerika. Ist das berechtigt? NIUS berichtet die „Akte Theveßen“: Der Leiter des ZDF-Studios in Washington tritt seit Jahren als oberster USA-Erklärer des staatsahen Fernsehens aus Mainz auf. Doch hinter der Fassade des Experten zeigt sich ein Muster aus Entstellungen, Diffamierungen und Projektionen: Er macht den konservativen Aktivisten Charlie Kirk fälschlich zum Befürworter der Steinigung Homosexueller. Er rückt den jüdischen Trump-Berater Stephen Miller in die Nähe der Ideologie des Dritten Reiches. Er behauptet, Trumps Stabschef im Weißen Haus, Russell Vought, plane ein Führerprinzip für Amerika. Er verunglimpfte Donald Trump wörtlich als „Faschisten“ – und verklärte zugleich den offensichtlich geistig abbauenden Joe Biden zum stabilen Staatsmann.
Die inflationäre Nazi-Beschuldigung als Standardwaffe. Die ständige Dämonisierung amerikanischer Konservativer. Die Verklärung der eigenen politischen Verbündeten. Was Theveßen betreibt, ist kein Journalismus im klassischen Sinne, sondern der Export gescheiterter Vergangenheitsbewältigung nach Washington – mit der Konsequenz, dass er in dem Land, in dem er zu Gast ist, überall Faschisten und Nazis wittert, sogar bei den einstigen Alliierten, die Hitler besiegten.
Elmar Theveßen steht unter Druck wie nie zuvor. Der langjährige ZDF-Korrespondent in Washington, den das Mainzer staatsnahe Fernsehen seit Jahren als USA-Experten präsentiert, droht sein Visum zu verlieren. Der Vorwurf wiegt schwer: grobe Falschbehauptungen und Diffamierungen, verbreitet vor einem Millionenpublikum.
Bei Markus Lanz behauptete Theveßen, der konservative Vordenker und Aktivist Charlie Kirk – jener, der tags zuvor einem politischen Attentat zum Opfer fiel – habe gesagt: „Homosexuelle müssten gesteinigt werden.“
Auf Drängen des Moderators schob er zwar eine Einschränkung nach – Kirk habe sich „natürlich auf die Bibel“ bezogen und dies „nicht auf die moderne Zeit angewendet“. Doch konnte die Aussage gar nicht anders verstanden werden: als Beleg für Kirks angeblich „scharfe rechte Ansichten“. Theveßen stellte Kirk de facto als christlich-fundamentalistischen Prediger barbarischer Gewalt dar.
Charlie Kirk wurde von einem linksideologisch geprägten Attentäter brutal ermordet.
Wie NIUS ausführlich rekonstruierte, bezog sich Kirk in einer Debatte auf das alttestamentarische Buch Levitikus, um auf einen inneren Widerspruch der Bibel hinzuweisen – und gerade deutlich zu machen, dass man sie nicht wörtlich nehmen dürfe. Das machte ihn eher zu einem aufgeklärten Bibel-Interpreten. Nicht zufällig betonte Kirk deshalb wiederholt, Homosexuelle seien in seiner Organisation ausdrücklich willkommen und private Lebensweisen gingen niemanden etwas an: „Solange es einvernehmlich geschieht, können und sollen sie [Homosexuelle] tun, was sie wollen.“
Theveßens Darstellung war daher nicht bloß ungenau, sondern eine grobe Falschbehauptung, die Kirk in das Zerrbild eines homophoben Fanatikers presste – und die bis heute, unkorrigiert, im ZDF-Kosmos kursiert. Rechtsanwalt Ralf Höcker wies auf X darauf hin, dass Lügen nicht den Schutz der Pressefreiheit genießen:
„Der Leiter des ZDF-Studios in Washington, Elmar #Theveßen, verbreitete nach dem Mord an Charlie Kirk die linke Fake News, wonach Kirk die Steinigung von Homosexuellen gefordert habe. Das ist natürlich völliger Quatsch – und nun wird Theveßen womöglich die Quittung für seine Lüge erhalten: den Entzug des US-Visums. Natürlich wird es dann einen Aufschrei in der deutschen Presse geben: Eingriff in die Pressefreiheit und Ähnliches. Dabei erfasst die Pressefreiheit unbestritten keine Lügen.“
Die Kanzlei Höcker ist spezialisiert auf das Äußerungsrecht.
In einer weiteren Sendung erklärte Theveßen, Stephen Miller, ehemaliger Redenschreiber und Berater im Weißen Haus, „komme in seinen Überzeugungen ein Stück weit aus der Ideologie des Dritten Reiches“ – und bringt ihn dabei mit Carl Schmitt in Verbindung – als „Kronjuristen der Nazis“. Damit, so Richard Grenell, einer der ranghöchsten Diplomaten der USA, überschritt Theveßen eine rote Linie. Auf X, wo ihm 1,8 Millionen Menschen folgen, sprach er sich für den Entzug Theveßens Visum aus. Um fair zu sein: Theveßen ruft nicht explizit zu Gewalt gegen Andersdenkende auf. Implizit sind seine wüsten Diffamierungen aber durchaus geeignet, zu Hass und Gewalt aufzuwiegeln.
„Er gibt sich als Journalist in Washington, D.C. aus. Sein Visum sollte widerrufen werden. Für diese Art von Aufwiegler gibt es in Amerika keinen Platz.“ – Richard Grenell.
Die Diffamierung Millers ist gleich doppelt unsäglich: Miller ist Jude, und die Zuschreibung eines deutschen Journalisten, er stünde ideologisch in der Tradition des Dritten Reiches, gilt auch in der Antisemitismusforschung als Täter-Opfer-Umkehr. Zudem gibt es keinerlei Belege, dass Miller sich jemals positiv auf Carl Schmitt berufen hätte. NIUS fragte Theveßen um eine Begründung seiner „Nazi-These“ an, erhielt bis Redaktionsschluss jedoch keine Antwort.
Steven Miller, rechts im Bild, ist seit Januar 2025 stellvertretender Stabschef im Weißen Haus und Homeland Security Advisor. Er stammt aus einer jüdischen Familie. Trump nennt ihn (und Vought) die „Strippenzieher“ hinter Trump.
Doch selbst wenn Miller Schmitts Werke gelesen hätte, wäre Theveßens Schlussfolgerung unhaltbar. Schmitt ist ein umstrittener, aber zugleich einflussreicher Staatsrechtler, dessen Begriffe – vom Ausnahmezustand bis zur „Freund-Feind-Unterscheidung“ – bis heute breit diskutiert werden. Viele Juristen, Politikwissenschaftler und Philosophen haben sich kritisch mit ihm auseinandergesetzt, ohne dadurch zu „Ideologen des Dritten Reiches“ zu werden. Es existiert sogar eine linke Schmitt-Rezeption, etwa bei Chantal Mouffe und Ernesto Laclau. Theveßen blendet diese Ambivalenz aus, verengt Schmitt auf „Nazismus“, den er damit dem jüdischen Stabschef des Weißen Hauses, Steven Miller, unterstellt – eine diffamierende Verkürzung, die mehr über sein eigenes Weltbild verrät als über Millers Überzeugungen.
Elmar Theveßen lebt in Washington in privilegierter Lage. Er arbeitet im Zentrum einer befreundeten Nation, hat Zugang zu politischen Institutionen und gilt im deutschen Fernsehen als ausgewiesener USA-Kenner. Doch statt diese Stellung für eine nüchterne, ausgewogene Berichterstattung zu nutzen, gebraucht er sie vor allem, um unablässig gegen die Vereinigten Staaten zu wettern. Seine Analysen wirken weniger wie Beobachtungen, mehr wie Anklagen – dauerhafte Kommentare über die angeblich faschistoide Verfasstheit des amerikanischen Konservatismus.
Dahinter steht ein Muster: Theveßen trägt die deutsche Vergangenheitsbewältigung wie eine Schablone in die amerikanische Gegenwart. Er sieht Nazis nicht nur in der eigenen Geschichte, sondern auch bei den ehemaligen Alliierten. Dass er dabei sogar so weit geht, einen jüdischen Politiker wie Stephen Miller in die Nähe des Dritten Reiches zu rücken, zeigt die Absurdität dieses Blicks.
Hier wird die deutsche Nazi-Vergangenheit nicht kritisch reflektiert, sondern zu einem Projektionsapparat, der amerikanische Konservative in Karikaturen verwandelt. Wenn Theveßen die Politik in Washington verfolgt, erfährt er nicht die Realität; seine Wahrnehmung pickt sich jene Realitätsschnipsel heraus, die seine Vorurteile bestätigen.
In einem Podcast des auslandsjournals erklärte Theveßen, Russell Vought, Trumps früherer Haushaltsdirektor, stehe für die Idee, Amerika müsse „viel gezielter auf diesen einen Executive zugeschnitten sein, auf den Präsidenten, der alle Macht (!) haben muss“. Durch die Blume behauptet Theveßen damit, hier solle ein Führerprinzip etabliert werden – und setzt den Rahmen, indem er zuvor den „Kronjuristen des Dritten Reiches“ Carl Schmitt als Referenz bemühte. So entsteht der Eindruck, konservative Vordenker in den USA träumten von einer Art nationalsozialistischem Amerika.
Russell Vought, Chef des Office of Management and Budget (OMB), vor dem Westflügel des Weißen Hauses in Washington
Ein zentrales Element der Weltsicht deutscher „Unserdemokraten“ ist die inflationäre Identifizierung von Nazis. Theveßen gehört zu jenen, die überzeugt sind, ihre eigene Geschichte so gründlich aufgearbeitet zu haben, dass sie nun überall Nazis erkennen – sogar in den Reihen der ehemaligen Alliierten, die einst den Nationalsozialismus besiegten. Sogar bei amerikanischen Juden, sogar bei Regierungsbeamten, die sich ausdrücklich auf eine „radikal verfassungsmäßige Perspektive“ beziehen, wie folgendes Zitat zeigt:
„The president has to move executively as fast and as aggressively as possible with a radical constitutional perspective to be able to dismantle that bureaucracy in their power centers.“ Zu Deutsch: „Der Präsident muss exekutiv so schnell und so entschlossen wie möglich handeln – mit einer radikal-verfassungsrechtlichen Perspektive –, um diese Bürokratie in ihren Machtzentren zerschlagen zu können.“
Gemeint ist die mächtige Verwaltungsbürokratie in Washington – insbesondere unabhängige Behörden wie die Environmental Protection Agency (EPA), die Federal Trade Commission (FTC) oder die Federal Communications Commission (FCC), die dem Präsidenten bislang nur eingeschränkt unterstehen. Vought will diese Machtzentren aufbrechen und stärker dem Weißen Haus unterordnen, was von links als Schwächung der amerikanischen Gewaltenteilung gedeutet wird. Doch die Pointe ist: De facto würde Vought die USA damit eher in Richtung des deutschen Modells verschieben, wo die Ministerialbürokratie immer schon der Weisungsbefugnis der Regierung untersteht – ein Modell, an dem Theveßen, soweit bekannt, nie Anstoß genommen hat. In Deutschland unterstehen bekanntlich selbst die Staatsanwaltschaften der Weisungsbefugnis der Regierung.
Theveßen verunglimpfte den amerikanischen Präsidenten wörtlich als Faschisten. Im Podcast von Markus Lanz und Richard David Precht stellte er Trump in eine Reihe mit Mussolini und Hitler, die er namentlich erwähnte: „Ich persönlich sehe ihn als Faschisten an, der als autoritärer Herrscher die amerikanische Demokratie mit einer Abrissbirne zerstören will“, sagte er – völlig unbeeindruckt davon, dass dies in der ersten Amtszeit Trumps nicht geschehen ist.
Trump sei ein „böswilliger Narzisst“, so Theveßen im selben Podcast. Bereits 2020 bezeichnete er ihn in einem Buch als „bösartigen Narzissten mit einem übersteigerten Streben nach Anerkennung, der Überhöhung der eigenen Person aus großer Machtgier und tiefem Unsicherheitsgefühl, mit schamlosem Lügen als Teil einer alternativen Wahrnehmung der Wirklichkeit“.
Mit „schamlosem Lügen“ als Teil einer „alternativen Wahrnehmung der Wirklichkeit“ kennt Theveßen selbst sich bestens aus, wie der diplomatische Eklat um seine Steinigungslüge zeigt und seine alternative facts einer dem Nationalsozialismus nacheifernden USA zeigen.
Die „Akte Theveßen“ umfasst noch weitere Fälle, über die NIUS in der Vergangenheit berichtete. Immer geht es um dieselbe Grundbewegung: Der ZDF-Korrespondent deutet politische Realität im Sinne eines linken Deutungsrahmens um – auch dann, wenn die Fakten etwas anderes nahelegen.
Als Biden längst aus dem Sattel gerutscht war, verortete Theveßen ihn genau dort.
Fast harmlos wirkt daneben Theveßens Selbstverklärung im Dienst des Apparats: „Wir sind kein Staatsfunk, sondern unabhängige Journalisten, die in Deutschland Gott sei Dank unabhängig über eine unabhängige Kommission finanziert werden und deswegen nicht das tun müssen, was der Staat uns vorgibt.“ Doch gerade Theveßen ist das beste Beispiel für das Gegenteil. Wer seine Auftritte verfolgt, erkennt keinen kritischen Reporter; wann soll Theveßen die deutsche Regierung je einmal frontal herausgefordert haben. Man sieht vielmehr den typischen Vertreter eines Apparats, der in staatsnaher Harmonie den politischen Deutungsrahmen absichert.
Die „Akte Theveßen“ zeigt: Es geht nicht um einzelne Ausrutscher, sondern um systematisches Vorgehen: Immer wieder überschreitet der ZDF-Mann die Grenze von der Analyse zur Anklage, von der Beobachtung zur Verzerrung. Mal macht er aus einem Bibelzitat die Forderung nach Steinigungen, mal aus einem jüdischen Redenschreiber einen Nazi, mal aus Verwaltungsreformen ein Führerprinzip.
So wird Theveßen zum Symptom eines tieferliegenden Problems: eines öffentlich-rechtlichen Journalismus, der sich nicht mehr als Chronist der Wirklichkeit versteht, sondern als Propagandist im Kampf um Deutungshoheit. Wer so arbeitet, verliert nicht nur das Vertrauen des Publikums – er riskiert auch seine Glaubwürdigkeit im Ausland. In Washington könnte das nun Folgen haben: Elmar Theveßen steht vor dem Entzug seines Visums. Für das ZDF wäre das mehr als nur ein personeller Rückschlag.
Es wäre eine Lektion von durchaus historischer Bedeutung, die Quittung für desinformative Einseitigkeit und extreme Feindseligkeit, die nicht einmal vor knallharten Lügen zurückschreckt.
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