Die Angst der FDP vor hoher Wahlbeteiligung

vor 5 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Mit dem Beharren auf einem soliden Bundeshaushalt durch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und einer marktorientierten Wirtschaftspolitik hat die FDP maßgeblich zum Ende der Ampel-Koalition beigetragen und konnte sich seit dem Ampel-Aus in den Umfragen leicht verbessern, auf aktuell 4 Prozent.

Doch je heftiger die bevorstehende Bundestagswahl die Gemüter erhitzt, desto mehr müssen die Liberalen wieder zittern. Der Grund: Je gespaltener und polarisierter die Gesellschaft ist, desto höher dürfte die Wahlbeteiligung steigen, sagen Meinungsforscher voraus. Das bedeutet im Klartext: Je mehr Menschen zur Wahl gehen, desto mehr Stimmen muss eine Partei auf sich vereinen, um einen Prozentpunkt zu gewinnen.

Christian Lindner

Wie stark die Wahlbeteiligung das Wahlergebnis beeinflussen kann, rechnet der Chef des Meinungsforschungsinstituts INSA, Hermann Binkert, gegenüber NIUS vor:

„Je höher die Wahlbeteiligung, desto mehr Wählerstimmen benötigt eine Partei, um auf hohe Prozentwerte zu kommen“, sagt Binkert. Beispiel: „Die CDU in Thüringen gewann am 13.6.2004 mit 22 Prozent der Wahlberechtigten 43 Prozent der Wählerstimmen und 51 Prozent der Mandate die Landtagswahl. Die AfD kam am 1.9.2024 mit 24 Prozent der Wahlberechtigten 32,8 Prozent der Wählerstimmen und 36 Prozent der Mandate. Der Unterschied: Die Wahlbeteiligung lag vor 20 Jahren bei etwa 53 Prozent, in diesem Jahr bei 73 Prozent.“ Mit anderen Worten: Wenn weniger Menschen zur Wahl gehen, genügen wenige Stimmen, um einen relativ hohen Anteil der abgegebenen Stimmen und damit vergleichsweise viele Mandate zu gewinnen.

Dieser Effekt sei „vor allem eine Herausforderung für Parteien, die die Fünf-Prozent-Hürde überspringen wollen“, so Binkert. „Die Thüringer SPD kam in diesem Jahr auf 6,1 Prozent der Wählerstimmen. Bei einer niedrigeren Wahlbeteiligung wie 2004 wäre sie auf 8,2 Prozent gekommen.“ Deshalb gilt: „Je höher die Wahlbeteiligung, desto schwerer wird es für kleine Parteien, den Sprung ins Parlament zu schaffen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es zu einer Polarisierung zwischen den beiden stärksten Parteien kommt.“

Das könnte beim kommenden Urnengang durchaus der Fall sein. 2021 lag die Wahlbeteiligung bei 76,6 Prozent. In den aktuellen Umfragen liegen die Union mit rund 33 Prozent und die AfD mit etwa 18 Prozent der Stimmen auf den vorderen Plätzen. Das könnte durchaus einen mobilisierenden Effekt haben, sagen Demoskopen. Gefährlich könnte dieser Effekt auch für die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht werden, die sich laut einer aktuellen Forsa-Umfrage bei vier Prozent befinden.

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