Die Angst des Linken vor der Buchmesse

vor 9 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Bücherverbrennungen sind etwas aus der Mode gekommen. Ästhetisch mag das manch einer bedauern, denn hoch in den Himmel schlagende Flammen sind vor allem nachts nett anzuschauen.

Inhaltlich würde es die heutigen Initiatoren allerdings zwangsläufig in die Nähe ihrer Ahnen im Geiste rücken, was zwar sachlich durchaus berechtigt wäre, aber aus Gründen der politischen Kommunikation nicht gewünscht wird. Zudem dürften die durch Papierscheiterhaufen entstehenden Ruß- und Feinstaub-Emissionen gerade bei den potenziellen modernen Bücherverbrennern Sorgen um die Gesundheit auslösen – um die physische, wohlgemerkt, nicht um die mentale.

Die moderne Form der Bücherverbrennung heißt Boykott.

Der ist emissionsfrei und kann auf mehreren Ebenen stattfinden: Entweder, man boykottiert den Autor, das ist dann die zeitgenössische Inquisition gegen den Urheber. Sie funktioniert so, dass man unliebsame Schriftsteller, deren Werke und auch Vorträge mit einem Bannstrahl belegt. Jüngstes Beispiel – und nur eines von sehr vielen – ist die Absage einer Lesung von Jörg Bernig in Regensburg.

Oder man boykottiert den Verlag. Damit soll das Erscheinen eines Buches verhindert werden. Inzwischen reicht oft schon die Androhung eines Boykotts – oder sogar nur die Angst vor einer möglichen Androhung. Das hat zuletzt Ulf Poschardt erfahren müssen, der Herausgeber der „Welt“. Mit seinem kritischen Buch über die real existierende linke Bourgeoisie in Deutschland wollte der ursprünglich vorgesehene Verlag plötzlich nichts mehr zu tun haben.

Der Boykott des Verlags ist ein bisschen zu vergleichen mit einer versuchten Abtreibung: Vernichtung vor Geburt.

Oder man boykottiert die Buchhandlungen. Damit soll der Vertriebsweg eines Buches blockiert werden. Auch hier reicht inzwischen die Angst vor einem möglichen Boykott. Beflissene Buchhändler nehmen aus Furcht vor einem linken Mob in vorauseilendem Gehorsam Titel jenseits des woken Wassers selbst aus den Regalen. Auslistung nennt man das.

Nichts davon folgt den Gesetzen der Marktwirtschaft. Es geht um Bücher, die allesamt eine ausreichend große Leserschaft finden (oder finden würden), um für den Autor, für den Verlag und für den Händler profitabel zu sein. Diese Bücher werden aus Angst vor einer als gewaltbereit eingeschätzten ideologischen Clique nicht mehr geschrieben, nicht mehr gedruckt oder nicht mehr verkauft.

Das ist die klassische Definition von Zensur.

An der beteiligen sich längst auch die großen Buchmessen in Deutschland. Zur letzten Buchmesse in Leipzig war überhaupt kein Verlag mehr eingeladen, den man irgendwie auch nur von Ferne als „rechts“ bezeichnen könnte. Zur letzten Buchmesse in Frankfurt am Main durften einige dieser Verlage zwar noch kommen, wurden dann aber in abgeschiedenen Seitengängen versteckt.

Die Dresdner Verlegerin und Buchhändlerin Susanne Dagen will das jetzt ändern. Sie tut etwa, was sich seit vielen Jahren in Deutschland niemand mehr getraut hat: Sie organisiert eine neue Büchermesse. „Seitenwechsel“ heißt sie – und findet am 8. und 9. November dieses Jahres auf dem Messegelände in Halle an der Saale statt. „Tichys Einblick“ ist Medienpartner dieser alternativen Büchermesse.

Und jetzt läuft die linke Kulturszene Amok.

Unter tatkräftiger Mitwirkung der üblichen Verdächtigen im real existierenden Journalismus dieses Landes werden jede Menge Teufel an die Wände gemalt. Es sei eine Veranstaltung der „neurechten Szene“, raunt die „Mitteldeutsche Zeitung“. MZ-Mitarbeiter Alexander Schierholz ist sich nicht dafür zu schade, die private Messe Halle GmbH mit abstrusen und natürlich komplett unbewiesenen, weil schlicht falschen Anschuldigungen zu bewerfen:

„Unternehmen haben auch eine gesellschaftliche Verantwortung für die Stadt, in der sie aktiv sind, und für deren Einwohner. Wer rechtsextremen und menschenverachtenden Positionen einen Raum bietet, wird dieser Verantwortung nicht gerecht.“

Welche „rechtsextremen und menschenverachtenden Positionen“ auf der Messe vertreten werden sollen, schreibt Herr Schierholz nicht. Kann er auch nicht, weil es keine gibt.

Eine Petra Reichenbach, wer auch immer das sein mag, übt sich dann in der Spezialdisziplin aller Linken: der Denunziation. Allen Ernstes fordert sie die Stadtverwaltung dazu auf, „alle sonstigen Aussteller wie Kindersachsenbörse, Chance-Messe, Hochzeitsmesse etc.“ persönlich anzuschreiben, damit diese sich zurückziehen und dadurch finanziellen Druck auf die Messebetreiber ausüben.

Wo es um eine Kampagne „Gegen Rechts“ geht, darf der Mitteldeutsche Rundfunk MDR nicht fehlen. Rechts ist für die selbsternannte „demokratische Mitte“ bekanntlich alles östlich von Heidi Reichinnek. Der öffentlich-rechtliche Sender ließ seinen Studioleiter in Halle einen „Fragenkatalog“ an die Messe Halle schicken, der mit diesem Satz beginnt:

„Die Messe Halle GmbH steht wiederholt in der Kritik, weil sie ihre Fläche rechtsextremen Gruppierungen und Belangen zur Verfügung steht.“

Genauso unvoreingenommen, neutral und ergebnisoffen geht es dann weiter. Die letzte Frage lautet:

„Verstehen Sie sich oder auch Ihr Unternehmen selbst als Sympathisanten der rechten oder rechtsextremen politischen Strömung und sehen entsprechende Veranstaltungen als wirtschaftlich interessante Marktlücke?“

Sinnvollerweise haben die derart Angefragten gleich ihren Hausjuristen antworten lassen. Dessen Antwort beginnt so:

„Ihre tendenziösen, wichtige Fakten bewusst ignorierenden Fragen belegen, dass Sie Gefahr laufen, sich für eine Kampagne linker bis linksextremer Aktivisten instrumentalisieren zu lassen.“

Das ist juristisch-höflich formuliert. Zutreffender wäre wohl die Feststellung, dass der MDR sich längst selbst als integrativer Bestandteil der Kampagne linker bis linksextremer Aktivisten versteht.

Messe-Macherin Susanne Dagen will sich davon nicht unterkriegen lassen und sich weiter gegen die linke Mafia der Meinungsunterdrücker stellen. „Mit der Vielfalt sieht es eben nicht mehr so richtig gut aus“, sagt sie im Gespräch mit TE. „Wir haben hier eine immer kleiner werdende Meinungsvielfalt. Wir haben einen immer geringer werdenden Meinungskorridor, und wir laufen über kurz oder lang auf eine Art von Gesinnungsdiktatur hinaus.“

Deshalb nutze sie jetzt die Gelegenheit, mit vielen der Verlage, die auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig nicht mehr präsent sind, eine eigene, ergänzende Buchmesse zu etablieren. Davor haben sie Angst, die linken Kulturkämpfer, die Denunzianten, die Pseudo-Journalisten bei MZ und MDR.

Das ist ein gutes Zeichen.

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