Die „Bromance“ von Trump und Musk ist spektakulär zerbrochen: Wie zwei Riesen-Egos sich verbündeten und zerstritten

vor 9 Tagen

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Es war wohl die größte „Bromance“ der Geschichte: Der reichste und der mächtigste Mann der Welt verbündeten sich – und bekämpfen einander jetzt auf den Social-Media-Plattformen X und Truth Social. Wie konnte es so weit kommen? Mussten sich die beiden Alpha-Rüden aufgrund ihres übergroßen Egos früher oder später entzweien? Die Geschichte einer strategischen Allianz, die spektakulär endete.

„Ich liebe Donald Trump so sehr, wie ein heterosexueller Mann einen anderen Mann lieben kann“, schrieb der Tech-Milliardär Elon Musk auf seiner Plattform X (Twitter). Das war am 7. Februar, ist also gerade mal vier Monate her. Trump wiederum pries Musk in seiner Siegesrede nach den US-Präsidentschaftswahlen als „Supergenie“ („Ein Star wurde geboren. Es ist Elon.“). Das Bündnis des reichsten und des mächtigsten Mannes der Welt hielt jedoch nicht einmal ein ganzes Jahr.

Mit Elon Musk und Donald Trump trafen zwei starke Persönlichkeiten mit großen Egos aufeinander, die viel gemeinsam haben, vor allem eine egozentrische Ader, eine gewisse Unberechenbarkeit, Risikobereitschaft und den Mut, sich mit einem scheinbar übermächtigen Establishment anzulegen, dazu die Sprache der „kleinen Leute“ sprechen. Beide sind impulsiv und neigen dazu, Konflikte öffentlich auszutragen, etwa durch provokative Posts auf ihren Social-Media-Plattformen, die sie mit unbändiger Lust in Hülle und Fülle absetzen.

Auch politisch verfolgen sie gemeinsame Ziele, teilen die Abneigung gegen bürokratische Strukturen und Wokeness und die Absicht, die linke Dominanz nicht nur in Amerika, sondern in der ganzen westlichen Welt zu brechen. Allerdings passte Trumps America-First-Strategie mit Musks eher globalistischem Ansatz nicht wirklich zusammen. Das Handeln des Präsidenten ist primär politisch und auf Machtausübung ausgerichtet, Musks Engagement oft wirtschaftlich motiviert. Und Trump genießt die Rolle des populistischen Anführers, während Musk als Innovator wahrgenommen werden will, was mit seiner politischen Rolle kollidierte.

Entsprechend war das Verhältnis der beiden Männer zueinander nicht immer rosig. Zunächst war es sogar von Misstrauen und öffentlichen Spitzen geprägt. 2016 sprach sich Musk gegen Trump als Präsidentschaftskandidaten aus und äußerte sich während dessen erster Amtszeit (2017–2021) wiederholt kritisch. Trump bezeichnete Musk 2022 auf einer Veranstaltung in Alaska als „einen weiteren Bullshit-Künstler“ und stellte Musks Behauptung infrage, nie die Republikaner gewählt zu haben: „Er hat mir erzählt, dass er für mich gestimmt hat.“ Worauf Musk auf Twitter (heute X) Trump riet, „seinen Hut an den Nagel zu hängen und in den Sonnenuntergang zu segeln“.

Ein Meme, das nicht gut gealtert ist.

Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl 2024 änderte sich das Verhältnis dann drastisch. Musk sah in Trump eine Möglichkeit, seine libertären und wirtschaftlichen Ziele voranzutreiben, insbesondere gegen bürokratische Regulierungen. Er unterstützte den Wahlkampf des Republikaners mit 250 Millionen Dollar und trat sogar persönlich in Swing States wie Pennsylvania auf. Das war durchaus mit hohem Risko verbunden. „Wenn er verliert, bin ich am Arsch“, sagte Musk geradeheraus. Doch Trump triumphierte, und Musk erntete seinen öffentlichen Dank: „Elon hat einen tollen Job gemacht.“

Immer wieder traten die beiden Männer gemeinsam auf. Millionen lauschten einem Gespräch auf X am 13. August 2024, sahen sie gemeinsam Fastfood im privaten Jet verspeisen. Auch auf X rührte der Tesla- und Space-X-Chef die Trommel für Donald Trump, die Plattform wurde zur Walkampfmaschine, die den Trump feindlich gesinnten etablierten Medien ernsthafte Konkurrenz machte. Hier hatten sich offenbar zwei charismatische Typen gesucht und gefunden. Doch in ihren narzisstischen Zügen schwelte auch immer die Gefahr, dass das auf Dauer nicht gutgehen würde – schließlich kann es weder der reichste noch der mächtigste Mann der Welt ertragen, die Nummer 2 zu sein.

Optimistisch: Trump und Musk bei einer Kundgebung.

Darin – mehr noch als in den Differenzen etwa beim Thema Protektionismus, wo Musks libertäre Haltung und sein Fokus auf Deregulierung mit Trumps populistischer Basis, die restriktivere Politik (z. B. bei Einwanderung) forderte, kollidierten – ist wohl die Wurzel des Zerwürfnisses zu sehen, das sich in den letzten Tagen und vor allem Stunden so dramatisch offenbarte. Da beide ihre Ansichten gern nach außen tragen, spielte sich der letzte Akt in den sozialen Medien ab. Der herzhafte Ton, den sowohl Trump als auch Musk pflegen, machte den endgültigen Bruch zur Show: In aller Öffentlichkeit gingen sich die beiden an den Kragen – ohne Rücksicht auf Verluste.

Schon Donald Trumps erste Amtszeit zeigte, dass er Berater im Nu fallen lässt, wenn sie ihm die Show stehlen oder ihn kritisieren. Musks Rolle als dominanter Berater war daher von Anfang an ein Risiko. Historiker wie David Nasaw wiesen darauf hin, dass es in Trumps Umfeld „nur Raum für ein Genie“ gibt. Und Experten wie Kara Swisher betonten: „Trump teilt nicht gerne das Rampenlicht. Es kann nur einen geben, und das wird Trump sein.“

Bis auf Weiteres trieben Trump und Musk jedoch ihre MAGA-Agenda mit Verve voran, der eine mit dem Sharpie-Filzstift, mit dem er Executive Orders unterzeichnete, der andere mit Kettensäge, mit der er der ausgeuferten Bürokratie in den Bundesbehörden zu Leibe rückte.

Launiger Termin: Elon Musk führt Donald Trump einen Tesla vor.

Dennoch beauftragte dieser Musk nach seinem Wahlsieg zum Leiter des neuen „Department of Government Efficiency“ (DOGE), mit dem Auftrag, Regierungsausgaben drastisch zu kürzen. Musk ging auch frisch ans Werk und machte unter anderem der teuren, verschwenderischen und noch dazu links-ideologisch durchtränkten Entwicklungsbehörde USAID den Garaus.

Elon Musk ging nun im Weißen Haus ein und aus, mancher munkelte schon von einem „Schattenpräsidenten“, was Trump nicht verborgen geblieben sein kann. Insofern wird es ihm recht gewesen sein, dass sich sein Verbündeter und Rivale nach 130 Tagen wie vereinbart als Berater der Regierung zurückzog, um sich wieder mehr auf seine Unternehmen zu konzentrieren. Zum Abschied gab’s am 30. Mai noch einmal eine Show im Oval Office, bei der Musk vom US-Präsidenten Lob für die geleistete Arbeit und symbolisch einen goldenen Schlüssel überreicht bekam. Musk werde „nicht wirklich gehen“, behauptete Trump.

Fast wie eine Familie: Elon Musk und sein kleiner Sohn beim Präsidenten im Oval Office.

Und das war denn auch der letzte öffentliche Auftritt der beiden Männer.

Und jetzt ist es zum spektakulären Zerwürfnis gekommen. Nicht vor laufenden Kameras, aber in einem dramatischen Schlagabtausch, der vor den Augen der Welt auf Musks X und Trumps Truth Social ausgetragen wurde. Dass die Chemie zwischen den beiden nicht mehr stimmte, deutete sich schon vor der massiven Eskalation am Donnerstagabend an. Musks globale Fintech-Agenda kollidierte mit Trumps nationalistischer Politik, insbesondere bei Strafzöllen, die Musks Geschäfte bedrohten. Trump wiederum war verärgert über Musks enge Beziehungen zu China und strich ein Pentagon-Briefing Musks.

Dann kritisierte Musk Trumps Haushaltsgesetz „Big Beautiful Bill“ als „widerliche Abscheulichkeit“, weil es die Einsparungen des DOGE-Teams untergrabe. Seine eigenen unbeliebten Maßnahmen bei DOGE, wie die Massenentlassungen, hatten ihn selbst allerdings zum „nationalen Buhmann“ gemacht, der Trump schadete. Und das ist beim Präsidenten so: Trump schätzt Loyalität über alles, aber sie muss sich für ihn auszahlen. Sobald er den Eindruck hatte, dass Musk ihm schadet, wandte er sich von ihm ab.

Trump zog die Nominierung von Jared Isaacman, einem engen Musk-Verbündeten und SpaceX-Astronauten, zum neuen NASA-Chef zurück. Die hätte dem Milliardär starken Einfluss auf die NASA gegeben, die ja der Hauptauftraggeber von Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX ist.

Elon eskaliert: Jetzt herrscht offener Krieg.

Ihrem Naturell entsprechend war keiner der beiden Männer bereit, zurückzustecken. Stattdessen nahm der Streit nun richtig Fahrt auf. Musk eskalierte ihn, indem er auf X behauptete, Trump sei in den Epstein-Akten involviert: „Zeit, die richtig große Bombe platzen zu lassen. Donald Trump ist in den Epstein-Akten. Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden. Einen schönen Tag, DJT!“ (NIUS berichtete). Man solle diesen Post schon mal aufbewahren, die Wahrheit werde herauskommen. „Elon hat heute eine rote Linie überschritten“, stellte der texanische Republikaner und Mitglied des Repräsentantenhauses Chip Roy bei Fox News, und im Weißen Haus sieht man das wohl ebenso.

Trump konterte auf Truth Social. „„Ich habe nichts dagegen, dass Elon sich gegen mich wendet, aber das hätte er schon vor Monaten tun sollen.“ Musk sei „dünnhäutig“ und „verrückt geworden“, nachdem er dessen Elektroauto-Subventionen gestrichen habe. Der Präsident drohte, Musks staatliche Verträge zu kündigen. Doch Elon Musk drohte zurück – damit, die SpaceX „Dragon“-Raumkapseln außer Dienst zu stellen, was die US-Raumfahrt gefährden könnte.

Dann legte Musk auf X noch einen drauf: „Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren“, schrieb er. Trump auf Truth Social: „Ich hätte Pennsylvania auch ohne Musk gewonnen. Öffentlich äußerte sich der Präsident „enttäuscht“ über den Südafrikaner: „Ich habe viel für Elon getan und bin sehr enttäuscht von ihm. Elon und ich hatten eine großartige Beziehung – ich weiß nicht, ob wir sie jemals wieder haben werden.“

Beleidigungen, Drohungen: Die New York Post verkündet das unschöne Ende einer Männerfreundschaft.

Darauf deutet zur Stunde nichts hin. Die „Bromance“ zwischen Donald Trump und Elon Musk scheint an ihr Ende gelangt zu sein. Wie es im Alten Rom bei den Triumviraten der Fall war, als sich jeweils zwei mächtige Männer (unter Einbeziehung eines schwachen dritten) verbündeten, nur um sich dann einen dramatischen Showdown um die alleinige Macht zu liefern, scheint es nun auch in Washington zu laufen. Wobei Trump das Mandat der Amerikaner hat und noch exzentrischere Tech-Milliardär nicht.

Letzterer begrüßte bei X die Idee, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump einzuleiten und Vizepräsident J.D. Vance einzusetzen. Kaum vorstellbar, dass Trump und Musk sich noch einmal unter Männern in einem klärenden Gespräch zusammenraufen werden. Vielmehr könnte der Streit weiter eskalieren, was nicht nur Washington erschüttern würde, denn schon jetzt spielt sich vor den Augen der Welt ein Drama ab. Aber vielleicht war dieses spektakuläre Ende einer besonderen Männerfreundschaft ohnehin programmiert und nur eine Frage der Zeit. Weder Elon Musk noch Donald Trump können aus ihrer Haut raus.

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