
In Deutschland lässt sich mit der Unterbringung von Migranten inzwischen mehr Geld verdienen als mit der Versorgung von pflegebedürftigen Senioren. Eine unbequeme Wahrheit, die zunehmend Konsequenzen zeitigt – etwa wenn Altenheime geschlossen, abgerissen, umgebaut werden, um Platz für lukrativere Flüchtlingsunterkünfte zu schaffen. Die Logik dahinter ist brutal, aber – aufgrund der politischen Rahmenbedingungen – wirtschaftlich durchaus rational.
Der Grund liegt in der Struktur staatlicher Finanzierung: Während Pflegeheime aufwendig reguliert und finanziell oft nur am Limit betrieben werden können, locken im Bereich der Flüchtlingsunterbringung satte Pauschalen – bei gleichzeitig geringen Anforderungen.
So bekommen kreisangehörige Kommunen in Nordrhein-Westfalen seit 2024 monatlich 1.013 Euro pro untergebrachtem Flüchtling, kreisfreie Städte sogar 1.303 Euro. In Brandenburg liegt die monatliche Pauschale bei 768 Euro, in Niedersachsen immerhin noch bei 516 Euro. Diese Beträge gelten pro Person und pro Monat – unabhängig von Alter, Gesundheitszustand oder Betreuungsaufwand.
Demgegenüber steht die Altenpflege: Dort gelten strenge gesetzliche Vorgaben – etwa Mindestpersonalschlüssel, Pflegequalitätsstandards, regelmäßige Prüfungen durch den MDK (Medizinischer Dienst). Pflegeheime benötigen ausgebildetes Fachpersonal, müssen hohe Haftpflichtversicherungen tragen und können viele ihrer Kosten nicht frei gestalten. Die durchschnittliche Nettomarge liegt im einstelligen Bereich – wenn überhaupt.
Ganz anders sieht es bei privaten Unternehmen für Migrantenunterkünfte aus. Unternehmen wie Serco, ORS und EHC erzielen laut Recherchen von ZDF Monitor und den Blättern für deutsche und internationale Politik in einzelnen Unterkünften Bruttomargen von bis zu 50 Prozent. In der rheinland-pfälzischen Aufnahmeeinrichtung Bernkastel-Kues etwa lag die Marge laut internem Bericht bei sagenhaften 49,8 Prozent – eine Zahl, von der viele Branchen nur träumen können.
Briten protestieren gegen Serco während der Coronapandemie.
Blätter für deutsche und internationale Politik schreibt:
„Ein Beispiel: Sagenhafte 49,8 Prozent Bruttomarge etwa erzielt das Unternehmen mit einem Mandat für die Betreuung von Flüchtlingen in der Aufnahmeeinrichtung Bernkastel-Kues, einem Ort in Rheinland-Pfalz. ‚Das trifft unsere Erwartungen‘, schreibt das Unternehmen in dem internen Bericht dazu. Experten bewerten Sercos Renditen als außerordentlich hoch. Es sind Renditen, von denen andere Dienstleistungsunternehmen nur träumen können, so ihre Einschätzung. Serco verweist in einer Stellungnahme darauf, dass die eigene Nettomarge europaweit im einstelligen Bereich liege. Zu den konkreten Gewinnzahlen in Deutschland äußerte sich das Unternehmen nicht.“
Dabei handelt es sich nicht um Einzelfälle: Auch in anderen Aufnahmeeinrichtungen erreichen Betreiber wie Serco ähnlich hohe Gewinnquoten. Die Unternehmen profitieren dabei nicht nur von großzügigen Pauschalen, sondern auch von niedrigen Personalkosten, fehlenden Standards und minimalen Betreuungsverpflichtungen. Meist genügt ein Hausmeister, ein Wachmann und eine Sozialarbeiterin pro Dutzend Bewohner – im krassen Gegensatz zu einem Pflegeheim.
In Pflegeheimen fällt deutlich mehr Arbeit an. Migranten sind da deutlich pflegeleichter und bringen mehr ein.
Blätter für deutsche und internationale Politik berichtet von weiteren Missständen. Ein interner Bericht und Aussagen ehemaliger Mitarbeiter legen offen, dass der Dienstleister für Asylbewerberunterkünfte ORS – die Tochterfirma von Serco – in mehreren deutschen Unterkünften massiv gegen vertraglich vereinbarte Personalschlüssel verstoßen haben soll. Demnach verzeichnete das Unternehmen im ersten Quartal 2023 an über zehn Standorten spürbare Abzüge durch Aufsichtsbehörden – offenbar wegen systematischer Unterbesetzung. Ein früherer Einrichtungsleiter berichtet, die vorgeschriebene Zahl an Mitarbeitern sei nie erreicht worden – betroffen seien unter anderem Sozialarbeit, Kinderbetreuung und Hausverwaltung. Teilweise habe die Personaldecke über 50 Prozent unter dem Soll gelegen. Als Hauptursache nennt er das sehr niedrige Lohnniveau bei ORS im Vergleich zu anderen Trägern.
Die finanziellen Anreize führen längst zu strukturellen Verschiebungen: Ehemalige Seniorenheime werden in Flüchtlingsunterkünfte umgewandelt, nicht selten begleitet von Verdrängung alter Menschen. Kommunen, die aus Platznot und Haushaltsdruck handeln, bevorzugen oft die einfachere und rentablere Lösung – und private Investoren tun es ihnen gleich.
Denn mit Asylbewerbern lässt sich nicht nur leichter kalkulieren, sondern schlicht mehr verdienen: hohe Einnahmen, geringe Auflagen, planbare Belegung – bei gleichzeitig vollständiger Finanzierung durch den Staat. Der Skandal liegt nicht im Geschäftsmodell an sich, sondern in seiner stillschweigenden gesellschaftlichen Akzeptanz: Während Senioren oft mit hohen Eigenanteilen kämpfen, um sich einen Pflegeheimplatz zu leisten, übernehmen Kommunen und Länder sämtliche Kosten für die Flüchtlingsunterbringung – und das oft zu deutlich höheren Sätzen.
Dass ein solches System auf Dauer für politischen Sprengstoff sorgt, liegt auf der Hand. Es erzeugt eine stille, aber spürbare Umverteilung – weg von den Schwächsten im Land, hin zu einer neuen Form staatlich geförderter Renditewirtschaft. Eine Debatte über diese Schieflage wäre überfällig.
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