Die einzige Überraschung im RTL-Quadrell war, dass Jauch der Bierdeckel runterfiel

vor 2 Monaten

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Endspurt zur Bundestagswahl!

Eine Woche vor dem Urnengang gab es das erste große Aufeinandertreffen aller vier „Kanzlerkandidaten“ von SPD, Grünen, AfD und der Union beim „Quadrell“ bei RTL. Es war eine unübersichtliche Streitrunde über 120 Minuten ohne große Punkt-Gewinne für einen der Kandidaten oder eindeutige Sieger.

Die aufregendste Situation wird wohl gewesen sein, als Günther Jauch, einem der beiden RTL-Moderatoren, der berühmte „Merz-Bierdeckel“ herunterfiel, den er mühsam wieder aufheben müsste.

Günther Jauch, wie der den heruntergefallenen Bierdeckel aufhob.

Was wohl doch hängenbleiben dürfte: Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, der mit seiner Partei in allen Umfragen deutlich vorne liegt (30 Prozent) und einen „Politikwechsel“ bei Wirtschaft und Migration verspricht, konnte nicht erklären, mit wem er glaubt, diesen Politikwechsel umsetzen zu können.

Danach fragte AfD-Chefin Alice Weidel: „Wie wollen sie eigentlich mit Grün und Rot irgendwas von ihren Forderungen umsetzen, das müssen Sie mal erklären. Es ist überhaupt nichts passiert. Das ist immer nur eine reine Ankündigungspolitik und deshalb sollte der Wähler sehr vorsichtig sein, die CDU zu wählen in diesem Punkt.“ Merz' ausweichende Antwort: „Offensichtlich der Hauptgegner sind wir für Sie, das ehrt uns, zeichnet uns aus, vergrößert die Abstände.“ Weidel fragte erneut nach: „Wie wollen Sie es umsetzen, eine ganz einfache Frage?“

Merz antwortete wieder nicht, erklärte, was er alles umsetzen möchte, jedoch ohne zu erklären, mit welchem Koalitionspartner das ohne große Abstriche und Kompromisse möglich sein soll. Stattdessen betonte Merz wieder und wieder, dass er mit der AfD nicht zusammenarbeiten werde.

Merz war immer wieder wichtig zu betonen, dass er nicht mit der AfD zusammenarbeiten wird.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte einen für seine Verhältnisse bissigen Auftritt, vertrat SPD-pur-Themen (Reiche mehr besteuern, Renteneintrittsalter schützen, Mindestlohn rauf) und legte einen Fokus darauf, als „Friedenskanzler“ wahrgenommen zu werden, der keine Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt riskieren will.

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck hatte in der Frage, wie all die Wunschträume und Investitionspläne der Parteien bezahlt werden sollen, einen echten Sozialismus-Anfall: „Ich wundere mich über den Zungenschlag in der Debatte, als ob wir uns dafür rechtfertigen müssen, dass die, die wirklich sehr viel Geld haben, sehr hohe Vermögen haben, einen gewissen Beitrag leisten können zur Finanzierung des Gemeinwesens – müsste es nicht genau andersrum sein, müssten nicht genau die mal begründen, warum sie das nicht wollen? Das ist doch eine schräge Debatte“, so Habeck wörtlich.

Der Grünen-Kanzlerkandidat scheint das Geld anderer Leute als staatliche Verfügungsmasse zu betrachten und verkennt dabei, dass jedes Vermögen bereits einmal versteuert worden ist und (reiche) Unternehmer nicht nur Arbeitsplätze und Innovationen schaffen, sondern (mit ihren Unternehmen) bereits gigantische Mengen an Steuer bezahlen.

Erstmals in einer runde: Scholz, Habeck, Merz und Weidel

1.Pinar Atalay war motiviert bis in die Haarspitzen und sehr gut vorbereitet. Günther Jauch war die personifizierte Politikverdrossenheit und empfand die zwei Stunden dauernde Sendung spürbar als Lebenszeitverschwendung.

2. Die Sendung war eine deprimierende Beschwörung des Status Quo. Olaf Scholz und Robert Habeck versprachen unglaubhafte Dinge wie Wachstum, Bauen, mehr Geld für alle, niedrige Energiekosten, nachdem sie Deutschland drei Jahre in die entgegengesetzte Richtung und eine wirtschaftliche Katastrophe getrieben haben. Friedrich Merz will ein paar Sachen anders machen, aber von radikalen Reformen ist nicht mal ansatzweise etwas zu erkennen, außerdem ist unklar, wie und mit wem er seine braven Veränderungen umsetzen will. Alice Weidel will vieles verändern, aber steht ohne Machtoption da.

3. Olaf Scholz ist zwar als Kanzler ein Totalversager, aber als Wahlkämpfer ein Profi. Er war mit Abstand der Aggressivste in der Runde, er lässt sich nicht vorschreiben, hinter seinem Pult ststehenzubleibener begeht im richtigen Moment taktische Fouls und lässt niemanden ins Spiel und ins Reden kommen, er krallt sich Redezeit nach Belieben. Polit-Profi.

4. Niemand in der Sendung hat es geschafft, auch nur einen Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. Alles, was gesagt wurde, war bekannt. Nichts war überraschend. Nach der Sendung werden alle Zuschauer exakt derselben Meinung sein wie vor der Sendung.

5. Friedrich Merz hat wieder betont, dass er sich eine Koalition mit der Grünen Partei vorstellen könnte. Das ist zutiefst abschreckend.

6. Man hätte es nicht für möglich gehalten, aber Annalena Baerbock war als Kandidatin nicht ganz so abschrecken wie der ahnungslose Schwurbler der Nation Robert Habeck.

7. Die AfD hätte es deutlich leichter, wenn man sich aus Angst vor der radikalen Unberechenbarkeit der eigenen Basis und Funktionäre nicht zu unappetitlichen Gestalten wie Björn Höcke bekennen müsste. Auch ist es der AfD nicht gelungen, die arg pro-russische Position zumindest durch ein paar empathische Worte über die Ukraine zu ergänzen.

8. Beim Thema Migration gibt es nach dem RTL-Quadrell keinerlei Perspektive, dass die Grenzen endlich gesichert, illegale Migranten zurückgewiesen und abgeschoben werden.

9. Bei der Schlussrunde (60 Sekunden für jeden Kandidaten) galt für Robert Habeck, was Donald Trump im TV-Duell legendär über Joe Biden sagte: „Ich habe keine Ahnung, was er gesagt hat und ich glaube, er selbst auch nicht.“ Merz hält es für seinen wichtigsten Punkt, dass er nicht mit der AfD arbeiten wird.

10. Das Thema Klima ist so tot wie noch nie ein politisches Thema tot war.

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